01.03.2020 13:05 Uhr

Ter Stegen exklusiv: "Am Ende geht's nur um drei Punkte"

Marc-André ter Stegen trifft mit Barca auf Real Madrid
Marc-André ter Stegen trifft mit Barca auf Real Madrid

Marc-André ter Stegen trifft am Sonntag (ab 21:00 Uhr im Live-Ticker) im mit Spannung erwarteten Clásico mit dem FC Barcelona auf Real Madrid. Im exklusiven Interview mit unserem Medienpartner LaLiga hat der deutsche Nationalspieler das Top-Spiel zwischen dem Tabellenführer und dem ersten Verfolger eingeordnet - und Einblicke in sein Privatleben gegeben.

Der Clásico steht an. Sie haben bereits in vielen solcher Spiele mitgewirkt. Was bedeutet das für Sie und wie definieren Sie diese Partie?

Marc-André ter Stegen: Der Clásico ist immer für uns alle etwas sehr Besonderes. Wir fiebern dem Spiel stets entgegen, wissen aber auch, was da auf uns zukommt. Natürlich möchten wir jedes Spiel gewinnen. Beim Clásico kommt es letztlich einfach darauf an, das Spiel zu genießen und die Vorgaben des Trainers umzusetzen. 

Was bedeutet der Clásico für einen Fußballer? Gibt es da einen Unterschied zu anderen Spielen?

Es ist wirklich einzigartig. Man hat das Gefühl, dass diese Spiele die größten überhaupt sind. Das macht uns glücklich und gibt uns Energie. Es ist ein Privileg für uns, dass ein solches Spiel auf uns zukommt. Es ist sehr wichtig für uns.

Beide Mannschaften kämpfen in LaLiga um die Meisterschaft. Wie stehen die Vorzeichen für diesen Clásico?

Am Ende geht es nur um drei Punkte, die Situation ist, wie sie ist. Wir liegen nah beieinander. Wir haben einen kleinen Vorteil und wollen erneut Meister werden. Hoffentlich können wir die Führung bis zum letzten Spieltag halten.

Was erwarten Sie von Real Madrid? Gibt es einen konkreten Plan, wie Sie die Mannschaft schlagen wollen?

Ich erwarte, dass sie so sind wie immer. Sie wollen unseren Platz an der Spitze einnehmen und zuhause eine starke Leistung abrufen. Ich denke, dass wir in den letzten Partien bei ihnen Glück gehabt, aber auch gut gespielt haben. Wir konnten es ihnen in der Offensive schwer machen, ein Tor zu erzielen. Das wird auch jetzt wieder unser Weg sein. Wir wollen Erfolg haben, in jedem Spiel. Es kommt nicht darauf an, ob es der Clásico ist oder nicht. Aber wir müssen uns auch bewusst machen, dass es ein schweres Spiel wird. Sie haben eine großartige Mannschaft, für beide wird es schwer.

Wie bereiten Sie sich auf dieses Spiel vor? Von außen betrachtet machen Sie einen sehr ruhigen Eindruck.

Ich versuche, immer im gleichen Rhythmus zu arbeiten, bestens vorbereitet zu sein. Dafür ist es wichtig, dass meine Torwarttrainer und meine Teamkollegen zu 100 Prozent fokussiert sind. Auch ich versuche, bei 100 Prozent zu sein.

Ihr Trainer Quique Setién ist noch nicht so lange dabei, hat aber schon ein paar Änderungen eingeführt. Was hat sich seither verbessert?

Jeder Trainer hat seine eigenen Ideen und macht kleine Anpassungen, um die Spieler spielen zu lassen, die er bevorzugt. Daher versuchen wir nun, etwas mehr zu kombinieren und das Spiel von hinten heraus aufzubauen. Wir wollen das umsetzen, was er von uns verlangt. Ich denke, dass es uns gut gelingt bisher.

Wurden Sie von Ihren Trainern schon immer ins Tor gestellt? 

Nein, ich war Feldspieler bis ich zehn Jahre alt war, also insgesamt sechs bis sieben Jahre. Es war letztlich nicht meine Entscheidung, sondern die des Trainers. Er sagte, dass ich dort besser aufgehoben sei oder ansonsten überlegen sollte, die Mannschaft zu wechseln. Da habe ich entschieden, Torwart zu sein. Es hat ziemlich gut geklappt.

Schon als Sie nach Barcelona kamen, haben Sie gesagt, dass sie lange bleiben wollen. Mittlerweile haben Sie in Sitges geheiratet, Ihr erster Sohn ist dort geboren. Es wirkt, als hätten Sie tatsächlich Wurzeln geschlagen.

Ich fühle mich hier sehr wohl. Es war aber auch eine große Umstellung. Ich kam zusammen mit meiner Frau, die natürlich auch ein eigenes Leben hat und viel in Ihre Arbeit steckt. Deshalb haben wir versucht, uns so schnell es geht anzupassen. Ich fühle mich dort zu Hause, wo sie und mein Sohn sind. Ich versuche einfach, der zu sein, der ich schon immer war und möchte eigentlich auch nichts ändern. Ich bin glücklich, dass ich in Barcelona so sein kann, wie ich bin.

Was waren für Sie die größten Unterschiede nach Ihrer Ankunft in Barcelona?

Vor allem die Sprache. Am Anfang war es sehr schwer, weil ich nichts verstanden habe. Englisch mit den Menschen hier zu sprechen, war aber auch nicht einfach. Fast hat es sich so angefühlt, als hätte ich meinen eigenen Übersetzer, mit Ivan Rakitic. Dank ihm war es letztlich einfach. Auch dank De la Fuente, der mein Torwarttrainer ist und mir alles erklärt hat, obwohl ich zu Beginn nicht alles verstanden habe.

Neben Spanisch haben Sie dann auch noch Katalanisch gelernt. Wieso?

Ich versuche es zu lernen, weil ich weiß, dass die Leute das wertschätzen. Ich mache das auch für sie und um mich an den Ort anzupassen, in dem mein Sohn geboren ist. Es freut mich, wenn die Leute lachen, wenn ich Katalanisch spreche. Das bedeutet mir viel.

Was die Menschen ebenfalls schätzen, ist, dass man Sie beispielsweise in der Metro sehen kann. Für Spieler des FC Barcelona ist das eher selten. Kommen die Leute auf Sie zu?

Ja, aber es ist sehr angenehm. Wenn sie einmal gesehen haben, wie man ist und wie man sich verhält, glaube ich, dass sie einen mögen. Es ist einfacher für sie zu sagen: 'Ok, das ist der richtige Moment oder nicht.' Ich habe immer das Gefühl, dass die Menschen versuchen, mein Privatleben zu respektieren. Manchmal hängt es aber auch von der Situation ab, wenn ich zum Beispiel zum Essen ausgehe. Aber ich denke, dass die Leute das respektieren, das macht es für mich sehr angenehm. Deshalb gehe ich auch vor die Tür und mache die Dinge, die ich tun möchte. Ich will mich nicht in meinem Privatleben einschränken lassen.