28.05.2014 18:04 Uhr

WM-Kader: Wen lässt Jogi daheim?

Drei Spieler muss Bundestrainer Joachim Löw vor der endgültigen Nominierung am 2. Juni noch aus seinem vorläufigen Aufgebot streichen. 18 der 26 Akteure dürften für Brasilien gesetzt sein. weltfussball nimmt die Chancen der acht Wackelkandidaten unter die Lupe.

Erik Durm

Das spricht für ihn: Nach der Aussortierung von Marcell Jansen ist der Dortmunder neben Vereinskollege Schmelzer einzig verbliebener Linksverteidiger im Kader. Lieferte im Vereinsdress überragende Partien gegen Spitzenteams wie Real Madrid und Bayern München ab.

Das spricht gegen ihn: Hat erst 19  Bundesligaspiele auf dem Buckel und lief bis dato noch kein einziges Mal für die A-Nationalmannschaft auf. Fuhr außerdem angeschlagen ins Trainingslager.

Prognose: Wird er rechtzeitig fit, hat er den Kaderplatz wohl sicher. Auf seiner Position sind die Alternativen rar und Durm hat beim BVB gezeigt, dass man ihn ohne Bedenken ins kalte Wasser schmeißen kann.

Benedikt Höwedes

Das spricht für ihn: Der Schalker kann nicht nur innen, sondern auch rechts außen verteidigen und hat auf beiden Positionen schon ansprechende Leistungen im Nationaltrikot abgeliefert. Ist mit seinen 19 Länderspielen außerdem der erfahrenste der Streichkandidaten.

Das spricht gegen ihn: Im Saisonendspurt setzte ein Muskelbündelriss den zuletzt ohnehin verletzungsanfälligen S04-Kapitän wochenlang außer Gefecht. Ob er Fitness und Form bis zum WM-Auftakt wiederfindet, ist zumindest fraglich.

Prognose: Sein ärgster Konkurrent im Rennen um den Kaderplatz ist wohl Shkodran Mustafi. Höwedes ist gegen den Newcomer aber Favorit und dürfte sich wegen seiner internationalen Erfahrung durchsetzen - sofern der Körper mitspielt.

Shkodran Mustafi

Das spricht für ihn: Der Wahl-Italiener ist defensiv enorm flexibel und kann in der Viererkette alle Positionen spielen. Außerdem steht der 22-Jährige körperlich voll im Saft, da er in dieser Spielzeit verletzungsfrei blieb.

Das spricht gegen ihn: Die Unerfahrenheit. Mustafi spielte 2013/2014 für Sampdoria seine erste komplette Saison als Stammspieler im Profibereich und gab erst beim Testspiel gegen Polen Mitte Mai sein Länderspieldebüt.

Prognose: Wird das Duell um das Brasilien-Ticket gegen den deutlich routinierten Höwedes vermutlich verlieren. Zukünftig könnte der physisch und taktisch starke Abwehrmann allerdings eine größere Rolle spielen.

Kevin Großkreutz

Das spricht für ihn: Die BVB-Allzweckwaffe kann in Mittelfeld und Abwehr fast alle Positionen spielen und ist im DFB-Trikot besonders als Rechtsverteidiger gefragt. Dort eingeplant als Lahm-Backup oder Startelf-Anwärter, sollte der Kapitän als Sechser gebraucht werden.

Das spricht gegen ihn: Sorgte abseits des Platzes zuletzt zweimal binnen weniger Wochen für Negativschlagzeilen. Für seine "Pinkel-Pause" nach dem Pokalfinale bekam er einen Rüffel vom Bundestrainer.

Prognose: Großkreutz galt lange als sicherer WM-Fahrer, muss nun aber aus disziplinarischen Gründen zittern. Am Ende dürfte ihm seine unbestrittene sportliche Qualität auf verschiedensten Positionen allerdings den Kaderplatz retten.

Christoph Kramer

Das spricht für ihn: Kramer ist vor allem nach dem verletzungsbedingten Ausfall Lars Benders eine der wenigen verbliebenen Optionen im defensiven Mittelfeld. Präsentiert sich im Trainingslager nach seiner überraschenden Nominierung im Anschluss an das Polen-Testspiel bislang herausragend.

Das spricht gegen ihn: Wie einige der anderen Streichkandidaten, verfügt auch Kramer über keinerlei internationale Erfahrung.

Prognose: "Seine Chancen sind gut", sagte Kramer-Fan Löw am vergangenen Montag über die WM-Aussichten des Nobodys. Dieser könnte - abhängig von der Fitness von Lahm, Khedira und Schweinsteiger - in Brasilien sogar eine erstzunehmende (Startelf-)Alternative sein.

Matthias Ginter

Das spricht für ihn: Der 20-jährige gelernte Innenverteidiger wird beim DFB offiziell als defensiver Mittelfeldspieler geführt und ist somit ebenfalls eine denkbare Option für die größte Problemposition.

Das spricht gegen ihn: Obwohl er für den SC Freiburg bereits einige Spiele auf der "Sechs" absolviert hat, fühlt sich Ginter im Abwehrzentrum deutlich wohler.

Prognose: Sicherster Streichkandidat. In der Innenverteidigung ist angesichts der hochkarätigen Konkurrenz kein Platz für den blutjungen Ginter. Als zusätzlichen Mann für die defensive Mittelfeldzentrale wird Löw wohl den Spezialisten Kramer nominieren.

Julian Draxler

Das spricht für ihn: Sein herausragendes fußballerisches Können. Das 20-jährige Supertalent vereint an guten Tagen Technik, Spielwitz und Torgefahr wie kaum ein Zweiter. Ist bereits seit knapp zwei Jahren regelmäßig bei der Nationalmannschaft dabei und deutete dabei mehrfach sein Potenzial an.

Das spricht gegen ihn: Draxler hat eine allenfalls durchwachsene Saison hinter sich und konnte auch den Auftritt als Mannschaftskapitän im Testspiel gegen Polen nicht zur Eigenwerbung nutzen. Ist in erster Linie auf den offensiven Flügeln zuhause und hat dort im Nationalteam riesige Konkurrenz.

Prognose: Seine WM-Chance scheint gering. Streitet sich wohl mit Kevin Volland um den letzten freien Kaderplatz in der Offensive und hat in diesem Duell in der momentanen Verfassung nicht viele Argumente auf seiner Seite.

Kevin Volland

Das spricht für ihn: Hoffenheims Goalgetter hat eine bärenstarke Bundesliga-Saison hinter sich (11 Tore, 10 Assists). Er ist neben Miro Klose der einzige "echte" Stürmer im Kader und verfügt über eine beeindruckende Physis - auch wenn er kein ausgewiesener Strafraumspieler ist.

Das spricht gegen ihn: Erneut: die mangelnde internationale Erfahrung. Volland konnte bei der U21-EM im vergangenen Jahr aber immerhin schon einmal Turnierluft schnuppern.

Prognose: Im Vergleich zu Kaderplatz-Konkurrent Draxler spricht derzeit vor allem die Form eindeutig für Volland. Normalerweise führt aber alleine angesichts der dünnen Besetzung im Sturmzentrum kein Weg an ihm vorbei.

 

Tipp: weltfussball berichtet am kommenden Sonntag (ab 20:30 Uhr im Liveticker) vom letzten Testspiel der deutschen Nationalmannschaft vor der endgültigen Kadernominierung. In Mönchengladbach trifft die DFB-Elf auf Kamerun.

Tobias Knoop