03.04.2016 09:21 Uhr

Doping: Gunners und Chelsea im Fokus?

Medien: Spitzensportler lassen sich in London dopen
Medien: Spitzensportler lassen sich in London dopen

Großbritannien wird laut eines Medienberichts von einem flächendeckenden Dopingskandal, der offenbar zahlreiche Sportarten umfasst, erschüttert. Das berichten die "ARD"/"WDR"-Dopingredaktion und die Londoner "Sunday Times". Im Mittelpunkt des Skandals soll der Londoner Arzt Dr. Mark Bonar stehen. 

Insgesamt sollen 150 Sportstars involviert sein, darunter auch Fußballprofis des Arsenal FC, von Chelsea und von Tabellenführer Leicester City. Namen der angeblich betroffenen Sportler werden nicht genannt. Ein Investigativ-Team der "Sunday Times" und ein von der "ARD"/"WDR"-Dopingredaktion eingesetzter Lockvogel sollen die Doping-Methoden Bonars aufgedeckt haben.

Demnach soll Bonar in London "seit Jahren englische Top-Athleten mit allem, was schneller und stärker macht und verboten ist", so die "ARD" in einer Pressemitteilung, versorgt haben. Das zeigen Hajo Seppelt und Felix Becker in ihrem Film, der am Sonntagabend um 18.00 Uhr in der Sportschau im Ersten und um 22.15 Uhr in "sport inside" im "WDR"-Fernsehen zu sehen ist.

150 Sportler unter Verdacht

Nach Angaben der "ARD" erläuterte Bonar, Facharzt für Gynäkologie, dem angeblich an Doping interessierten Lockvogel seine weitreichende Arbeit im englischen Spitzensport. Mittlerweile habe er 150 Klienten, so Bonar. Es seien Fußballer aus der Premier League, Kricket-Profis, Tour-de-France-Teilnehmer, Boxer, Kampfsportler und Tennis-Profis. Bonar: "Natürlich sind einige der Behandlungen, die ich mache, im Profisport verboten. Aber ich habe das schon mit vielen Sportlern gemacht. Jahrelang. So ziemlich aus jedem Sport. Die konsultieren mich diskret. Schließlich steht ihr Ruf auf dem Spiel und meiner auch."

Bonar nahm auch zu seiner Vorgehensweise in der Premier League Stellung. "Ich habe mit Fußballern aus der Premier League, auch mit Spielern aus dem Ausland Kontakt. Auch mit einem ganz Großen, dem habe ich Epo, Testosteron und Wachstumshormone gegeben", äußerte der Mediziner: "Fußballer werden ja sowieso kaum getestet. Und ältere Spieler über 30 müssen was machen, die können mit den jungen Spielern um die 18 sonst doch gar nicht mithalten."

Angeblich soll es seit geraumer Zeit sogar Hinweise eines Whistleblowers, einem des Dopings überführten Spitzensportler, an die englische Anti-Doping-Agentur UKAD gegeben haben. Er soll Beweise für das Handeln des Arztes vorgelegt haben. "Dr. Bonar ist für mich die britische Version von Lance Armstrongs Dopingarzt Doktor Ferrari", sagte der gesperrte Sportler: "Es war Bonar, der mich zu Testosteron und anderen Substanzen brachte. Er fragte mich: Hast du schon mal Epo probiert? Oder Wachstumshormone?" UKAD beschied dem Informanten jedoch Anfang 2015, dass man keine Grundlage sehe, gegen Bonar zu ermitteln oder ein Verfahren einzuleiten.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA reagierte derweil schockiert auf die jüngsten Enthüllungen um Bonar. "Es scheint dem Mann ja gar nichts auszumachen, der sieht das offenbar ganz entspannt, harte und gefährliche Substanzen an einen Patienten zu verschreiben, ohne irgendwelche Skrupel", sagte der designierte WADA-Generalsekretär Olivier Niggli im Gespräch mit der "ARD"/"WDR"-Dopingredaktion. Es sei sehr beängstigend zu sehen, "wie ein Mediziner ein solches Verhalten an den Tag legt".