19.09.2016 12:48 Uhr

"A day to remember" für Watford und Prödl

Sebastian Prödl feierte einen sensationellen Sieg mit Watford über die Startruppe von Manchester United
Sebastian Prödl feierte einen sensationellen Sieg mit Watford über die Startruppe von Manchester United

Watford konnte am Sonntag Manchester United erstmals seit 1986 bezwingen. Sebastian Prödl wurde dabei zum "Man of the Match" gewählt. Die Red Devils sind derweil auf der Suche nach Ursachen.

"A day to remember" (Ein Tag zum Erinnern), twitterte Sebastian Prödl nach dem sensationellen 3:1-Erfolg von Watford an der Vicarage Road gegen Rekordmeister Manchester United. Der ÖFB-Teamverteidiger rutschte statt des verletzten Younes Kaboul in die von Manager Walter Mazzarri aufgebotene Fünferabwehr. 

Die Statistiker bescheinigen Prödl eine solide Leistung. Neun von Datendienstleister "Opta" verzeichneten gelungenen Defensivaktionen stehen lediglich drei Szenen (außerhalb des Strafraums) gegenüber, bei denen der Steirer den Kürzeren zog. Sebastian Prödl wurde zum Mann des Spiels gekürt. Obwohl sich gleich drei Watford-Mitspieler in die Schützenliste eintragen konnten.

Etienne Capoue sorgte nach 34 Minuten für die Führung, Youngster Marcus Rashford gelang zwischenzeitlich der Ausgleich der United (62.). In der Schlussphase trugen die Hornets aber schließlich den Sieg davon. Juan Zuniga stellte in der 84. Minute auf 2:1 und Troy Deeney stellte die Red Devils in der Nachspielzeit mit einem Foulelfmeter endgültig kalt.

In der Euphorie über den denkwürdigen Sieg, schenkte der bescheidene Prödl neben Teamkollegen auch der "massiven" Unterstützung der 21.118 Zuschauer Beachtung: "Ich kann mich nicht erinnern, dass es je so laut war im Stadion."

Während Watford im Freudentaumel versinkt, ist Manchester United auf dem harten Boden der Realität aufgeknallt. Der Hype um prominente Neuverpflichtungen und der Elan aus Auftaktsiegen gegen Leicester (2:1, Community Shield), Bournemouth (3:1), Southampton (2:0) und Hull City (1:0) ist verpufft. Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge. Auch José Mourinho ist eben kein Wunderwuzzi, der aus dem letztjährigen Tabellenfünften mit dem Fingerschnippen einen Titelkandidaten macht.

"The Special One" wurde nach der Niederlage einmal mehr seinem Ruf als schlechter Verlierer gerecht. Der Schiedsrichter sei schuld. "Ich denke, da gibt es überhaupt keine Zweifel. Ich denke, dass war offensichtlich", war sich Mourinho sicher, "Aber es ist etwas, was ich nicht kontrollieren oder kritisieren kann. Die Fehler des Schiedsrichters und des Linienrichters kann ich nicht beeinflussen."

Jedoch hatte José Mourinho auch eine Meinung zu seinen eigenen Spielern. "Mir ist klar, dass wir kein perfektes Team sind. Wir haben viele Spieler, die noch kein Endprodukt sind und noch Fehler machen", meinte der Portugiese. Unklar wäre für ihn nur gewesen, wie sie mit negativen Phasen umgingen: "Manche spüren vielleicht zu viel Druck und Verantwortung".

Baustelle Mittelfeld

Die überhöhte Erwartungshaltung im und um den Verein ist ein selbstverschuldetes Problem für den Transferkrösus. Paul Pogba dürfte mit der Weltrekord-Ablöse von 110 Millionen Euro insofern nicht nur ein Gefallen getan worden sein. Der Franzose brachte gegen Watford 47 von 63 Pässe an den Mann, allerdings kaum welche im Angriffsdrittel. Die fehlende Dominanz im Mittelfeld schlug sich dort in einer Flaute nieder. Von den 26 erfolgreichen Pässen auf Sturmspitze Zlatan Ibrahimović erreichten den Schweden nur vier im Angriffsdrittel (lt. Opta).

Der Belgier Marouane Fellaini war zwar bester Mann der Gäste, verrichtete im Mittelfeld allerdings "Dienst nach Vorschrift", wie es der "Guardian" formulierte, indem er zu oft den risikoarmen Pass wählte. Dann gibt es natürlich auch das Thema Wayne Rooney. Der Kapitän ließ sich zeitweise sehr tief zurückfallen, mit dem negativen Begleiteffekt, dass er das Spieltempo drosselte. Dabei hatte Mourinho eigentlich verlautbart, die Zukunft von Rooney nicht auf dieser Position zu sehen.

Watford hat also auch die Gunst der Stunde genutzt. Solange bei Manchester United die Rädchen des Uhrwerks nicht ineinandergreifen, werden die Hornets nicht der einzige Underdog bleiben, der sich über erinnernswerte Tage freuen darf.

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sk