09.02.2017 12:20 Uhr

Hohe See für Rieder Wikinger

Das Ende der Ära Reiter als Zeichen stürmischer Zeiten in Ried
Das Ende der Ära Reiter als Zeichen stürmischer Zeiten in Ried

Nach der Trennung von Langzeit-Manager Stefan Reiter gehen bei der SV Ried weiter die Wogen hoch. Der Machtkampf im Innviertel dürfte auch nach der Präsentation von Franz Schiemer als Nachfolger nicht ausgestanden sein. Sportlich geht es derweil um den Klassenerhalt.

Über 20 Jahre war Stefan Reiter das Gesicht des Rieder "Wunders". Die Innviertler waren nicht nur Prototyp für andere erfolgreiche Bundesligisten aus kleinen Städten und Gemeinden. Reiter inspirierte mit seiner Transferpolitik auch Großklubs, setzte früh auf heimische Talente, gab so manchem Salzburg-Talent eine zweite Chance.

Freitag sickerte das Ende der Ära Reiter in die Medien, seit Montag ist es beschlossene Sache. Nur zwei Tage später wurde mit dem 31-jährigen Ex-Ried-Kicker Franz Schiemer ein Nachfolger vorgestellt. Der Seegang bleibt für die Wikinger allerdings sehr hoch.

Den Machtkampf hat der Ried-Vorstand vorerst für sich entschieden. Dass die SV Ried für Schiemer eine "Herzensangelegenheit" ist, mag glaubwürdig sein. Immerhin ist er der erste Akademiespieler gewesen, der sich im Profifußball etablieren konnte. Schiemer saß, wie er sagte, als Kind noch im alten Rieder Stadion auf der Laufbahn und erlebte den Aufstieg in die Bundesliga mit. Seine Unerfahrenheit hinter dem Schreibtisch wird aber als Indiz für nun zunehmenden Einfluss des Vorstands auf sportliche Entscheidungen gedeutet.

Offenbar sind im Innviertel nicht alle der Klubführung wohlgesonnen. Ried-Finanzvorstand Roland Daxl benötigte, wie die "Kronen Zeitung" am Donnerstag berichtete, zwei Tag lang Polizeischutz. Fanproteste gegen die Absetzung Reiters sind spätestens in der 22. Runde zu erwarten, wenn die SV Ried erstmals in diesem Frühjahr daheim antritt. Ob sich die Anhängerschaft tatsächlich geschlossen mit Stefan Reiter solidarisieren wird, bleibt abzuwarten, zumal in dessen Amtszeit nicht jede Personalentscheidung glücklich war.

Konzentration ist gefragt

Ruhe wäre im Innviertel mit Blick auf die Tabelle aber bitter nötig. Der Vorsprung des Tabellenachten auf St. Pölten beträgt zwei Punkte, jener auf das Schlusslicht Mattersburg sechs. Am Samstag gastieren die Rieder in Wolfsberg, könnten den Siebenten im direkten Duell mit einem Sieg sogar überholen und bei Schützenhilfe von Altach mit der Admira gleichziehen. 

Die vereinspolitischen Ereignisse gingen freilich nicht spurlos am Team vorbei, wie Trainer Christian Benbennek den "Oberösterreichischen Nachrichten" verriet: "Wir sind keine Maschinen, die so etwas ausblenden können. Dass die Jungs sich damit beschäftigen, ist menschlich. Aber wir müssen uns auf die sportlichen Leistungen konzentrieren."

Kapitän Thomas Gebauer, nun das letzte verbliebene Rieder Urgestein, will in Kärnten "gleich zum Auftakt ein positives Zeichen setzen". Der Tormann wusste die sportliche Situation einzuschätzen: "Es ist klar, dass wir dringend Punkte brauchen, um den Abstand nach hinten zu vergrößern. Wir wollen zeigen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben."

Gebauer hatte auch eine Idee, wie das funktionieren kann: "Wir dürfen ihnen keinen Platz lassen und müssen die Zweikämpfe annehmen." In der Winter-Vorbereitung haben die Wikinger in weiser Voraussicht auch geboxt und sich im Eishockey probiert. In Ried geht es also ordentlich zur Sache.

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sk