03.09.2013 15:18 Uhr

Über Europa in die Provinz: Traditionsklubs im freien Fall?

Samuel Eto'o (l.) spielte 2001 mit Mallorca gegen den FC Schalke
Samuel Eto'o (l.) spielte 2001 mit Mallorca gegen den FC Schalke

Hießen die Gegner von RCD Mallorca, Real Zaragoza oder Deportivo La Coruña vor wenigen Jahren noch Arsenal, Fenerbahçe oder Bayern München, spielen die namhaften Primera-División-Absteiger in dieser Saison in der spanischen Provinz bei Mirandés, Sabadell oder Eibar.

"Bienvenidos a Segunda", dürften sich die Kicker von Sabadell hämisch zugeflüstert haben, als sie am ersten Spieltag Mallorca mit 4:0 zurück auf die Insel schickten. Auch im ersten Heimspiel der Saison gingen die Mallorquiner baden, die Startbilanz der Rojinegros liest sich ernüchternd: drei Niederlagen in Folge, vier Platzverweise in drei Spielen. Mallorca ist Tabellenletzter mit 2:11 Toren.

Dabei steht bei den Inselkickern mit Geromel ein Verteidiger im Kader, der zwischen 2008 und 2012 beim 1.FC Köln seine Bundesliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt hat. Der Brasilianer saß in dieser Saison jedoch stets auf der Bank und wurde erst im dritten Spiel eingewechselt. Am liebsten hätte der Verein ihn und seine rund 1,5 Millionen Euro Gehalt sogar in der abgelaufenen Transferperiode verkauft. Jetzt bleibt er und soll Mallorca zu alter Stärke zurückführen.

Während man von den Balearen aus neidisch zuschauen muss, wie ihr Ex-Spieler Samuel Eto'o bei Chelsea vor seinem dritten Frühling steht, bleibt den Fans von RCD Mallorca im Moment nichts weiter übrig als in Erinnerungen zu schwelgen. Schließlich hatte jener Eto'o, unter der Leitung des späteren Europameister-Coaches Luis Aragonés, Anfang der 2000er Jahre großen Anteil am Höhenflug der Inselkicker.

Im Mai 1999 stand Mallorca im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Lazio Rom und im Frühjahr 2000 schossen die Rojinegros den AS Monaco aus dem Achtelfinale des UEFA Cups. Die Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase in der Saison 2001/2002, in der man zu Hause unter anderem den FC Arsenal bezwang und auf Schalke 04 traf, markierte den Höhepunkt auf Mallorcas Europareise.

"Löwen" ohne Biss

Auch in Zaragoza schwelgt man gerne in Erinnerungen – zum Beispiel an die Saison 2003/2004, in der man nach kurzem Zwischenstopp in der Segunda División als Aufsteiger direkt den Pokalsieg feiern konnte und sich damit für das internationale Geschäft qualifizierte: Die "Löwen" bezwangen im Finale der Copa del Rey das scheinbar übermächtige Real Madrid und der Stern des späteren Rekordtorjägers David Villa schien hell am Fußballhimmel über Zaragoza. Das folgende UEFA-Cup-Abenteuer der Blanquillos sollte schließlich erst im Viertelfinale gegen Austria Wien zu Ende gehen. Zuvor hatte man jedoch Gegner wie Fenerbahçe aus dem Wettbewerb geschossen.

Damals wie heute verlor Real Zaragoza den bissigsten Löwen an den FC Valencia. 2005 verließ mit David Villa der spätere Rekordtorjäger der spanischen Nationalmannschaft den Verein. Den gleichen Weg hat in diesem Sommer der Portugiese Hélder Postiga einschlagen. Mit 14 Toren hatte er zuvor den Abstieg nicht verhindern können.

Folglich fehlte Real Zaragoza zu Saisonbeginn der Biss in der Offensive. Mit nur einem eigenen Tor aus drei Spielen kann man als Aufstiegskandidat nicht zufrieden sein, betonte Kapitän Javier Paredes nach der jüngsten 1:0-Niederlage bei der Reservemannschaft des FC Barcelona. Es fehle schlicht die Durchschlagskraft im Angriff.

Vielleicht hat der Verein mit dem Chilenen Ángelo Henríquez, der für eine Saison von Manchester United ausgeliehen wurde, einen Fang gemacht, der dem Löwenrudel wieder neues Leben einhaucht.

Vom Stammgast in der Champions League zur Fahrstuhlmannschaft?

Einen Schritt weiter ist unterdessen Deportivo La Coruña: Mit zwei Siegen aus drei Spielen kann der Verein immerhin auf einen passablen Saisonstart zurückblicken - ebenso wie auf eine Vergangenheit voller Licht und Schatten. Im legendären Riazor, dem Stadion direkt am gleichnamigen Stadtstrand von A Coruña, hat einst Roy Makaay das Ausscheiden des FC Bayern in der Champions-League-Gruppenphase besiegelt. Gut zehn Jahre später hat man sich jedoch längst an Abstiegskampf gewöhnt. Mit einer Heimniederlage gegen Real Sociedad am letzten Spieltag der vergangenen Saison wurde der zweite Depor-Abstieg innerhalb von zwei Jahren besiegelt.

Der Glanz alter Tage, als man zwischen 2000 und 2005 fünfmal in Folge in der Champions League antrat, ist jedoch längst verflogen. Und mit Juan Carlos Valerón hat ein Mann den Verein verlassen, der bis zu diesem Sommer noch etwas von jenem Glanz im Riazor versprühte. Der langjährige Kapitän kehrte zu seinen kanarischen Wurzeln zurück und hinterlässt einen Klub mit unklarer Zukunft.

Immerhin: Hoffnung könnte allen drei abgestürzten Vereinen in der Segunda División ein anderes Team mit wechselhafter Vergangenheit geben. Villarreal schaffte in der vergangenen Saison den direkten Wiederaufstieg, obwohl es nicht nur den Auftakt seiner Zweitligasaison verpatzt hatte, sondern gleich die gesamte Hinrunde.

Thomas Malzacher