18.09.2018 08:01 Uhr

Damals: Bayern gelingt historische Aufholjagd

Maier (l.) und Hoeneß (r., vorn) nach dem 6:5-Sieg in Bochum
Maier (l.) und Hoeneß (r., vorn) nach dem 6:5-Sieg in Bochum

Vor 41 Jahren gelang dem FC Bayern München das fast Unmögliche: Der heutige Rekordmeister lag 0:4 hinten und gewann am Ende doch das Spiel mit 6:5. Seitdem schaffte es kein deutscher Bundesliga-Klub mehr, solch einen hohen Rückstand noch in einen Sieg zu drehen.

Der 18.09.1976 war ein sonniger Tag und es war der sechste Spieltag der Saison 1976/1977 in der damals erst 13 Jahre alten Bundesliga. Im Stadion an der Castroper Straße trafen der VfL Bochum und der FC Bayern München aufeinander. Beide Teams waren gespickt mit heutigen Kultkickern, Welt- und Europameistern.

Auf Bochumer Seite waren das unter anderem der spätere Bayern Jugend- und Co-Trainer Hermann Gerland sowie Franz Josef Tenhagen, Ata Lameck, Hans Joachim Pochstein und Jupp Kaczor. Bei den Münchnern stand Sepp Maier im Tor, in der Abwehr agierten Franz Beckenbauer und Georg "Katsche" Schwarzenbeck, vorne wirbelten Uli Hoeneß, Gerd Müller und Karl-Heinz Rummenigge. 

Der VfL begann die Partie, die später als "Jahrhundertspiel" in die Annalen eingehen sollte, rasant und spielte vor der neuen Südtribüne wie entfesselt. Harry Ellbracht schoss die Bochumer nach 24 Minuten in Führung, Kaczor legte kurz vor der Pause nach und schließlich konnte Ellbracht noch vor dem Halbzeitpfiff zum zweiten Mal ein Tor erzielen. Da half auch das Reklamieren der Gäste auf Abseits nichts. Mit 3:0 gingen die Mannschaften in die Kabinen. 

Abwehrspieler Tenhagen berichtete in einer Rückschau, dass die Gastgeber sich während der Pause vorgenommen hatten, es den Bayern so "richtig zu zeigen." Mit diesem Angriffsdruck kam das Team von Trainer Heinz Höher schließlich auch aus den Katakomben und erhöhte durch Pochstein auf 4:0. Es lief die 53. Minute, die Messe schien gelesen. 

"Das gab's nur einmal..."

Die Bochumer hatten die Rechnung allerdings ohne die Bayern gemacht. Nur eine Minute nach dem Treffer von Pochstein sorgte der erst 21-jährige Karl-Heinz Rummenigge für Hoffnung beim heutigen Rekordmeister und erzielte das 1:4. Doch damit nicht genug. Weitere zwei Minuten später erhöhte "Katsche" Schwarzenbeck das Torekonto der Gäste um einen weiteren Treffer. Aber auch das war noch nicht alles: Gerd Müller schnürte einen Doppelpack durch einen Treffer in der 64. Minute und einen verwandelten Elfmeter in der 73. Minute. Auf einmal stand es 4:4. Die Bayern hatten innerhalb von 20 Minuten den Spielstand egalisiert und die Partie unverhofft in der Hand.

Uli Hoeneß schoss sein Team drei Minuten nach dem Strafstoß des Bombers der Nation sogar in Führung. In der 76. Minute war der FC Bayern an der Castroper auf einmal auf der Siegerstraße und die 18.000 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Doch auch dieser Spielstand sollte nicht lang währen, denn der VfL gab nicht auf und glich in der 80. Minute zum 5:5 aus. Kaczor traf zum zweiten Mal an diesem Tag.

Aber die Bayern wären nicht die Bayern, wenn sie dieses Aufbäumen der Gastgeber auf sich hätten sitzen lassen. Es dauerte bis kurz vor dem Schlusspfiff, da setzte Uli Hoeneß an und erzielte mit dem elften Tor der Partie den 6:5-Endstand aus Münchner Sicht. Es war das "Spiel der offenen Tore", wie Bayern-Trainer Dettmar Cramer nach dem Spiel zu Protokoll gab. 

"Das gab's nur einmal ..." titelte der "kicker" in seiner Ausgabe Nr. 76 aus dem Jahr des Spiels. Das Fachmagazin sollte auch 40 Jahre später weiter Recht behalten. Bis zum heutigen Tage gelang es keiner anderen Mannschaft in der Bundesliga, einen 0:4-Rückstand noch in einen Sieg umzumünzen. 

In der Elf des Spieltages standen mit Müller und Kaczor dann auch jeweils ein Bayer und ein Bochumer. Der VfL schaffte am Ende der Saison knapp den Klassenerhalt, Bayern wurde Siebter und musste zusehen, wie Borussia Mönchengladbach sich die Meisterschale knapp vor dem FC Schalke 04 sicherte.