04.07.2018 17:19 Uhr

"El Loco" und das größte Elfer-Fiasko aller Zeiten

Martín Palermo hat in seiner Karriere so einiges erlebt
Martín Palermo hat in seiner Karriere so einiges erlebt

Verschossene Elfmeter gehören zum Fußball, wie Tore, Ecken und Karten. Und dennoch bleiben Fehlschüsse vom Punkt lange in Erinnerung. Beim Schützen sowieso, bei den Fans ebenfalls. Neue Maßstäbe in dieser Beziehung setzte der Argentinier Martín Palermo im Jahr 1999.

Martín Palermo sollte kurz vor der Jahrtausendwende in die Geschichte des argentinischen Fußballs eingehen. Zugegeben, auch ohne die Ereignisse jenes 04. Julis 1999 wäre Martín Palermo zur Legende geworden. Schließlich ist er noch immer der beste Torschütze aller Zeiten seines Vereins Boca Juniors. An jenem Sonntag jedoch sollte er allerdings andere Schlagzeilen schreiben.

In einem kuriosen Spiel gegen Kolumbien bei der Copa América in Paraguay, bei dem der Unparteiische gleich fünf Elfmeter verteilte, verschoss der Mittelstürmer der Albiceleste satte drei! Da auch einem Kolumbianer die Nerven versagten, ging das Spiel mit vier verschossenen Strafstößen später in die Annalen des Fußballs ein.

"Es ist etwas, was ich keinem Spieler der Welt wünsche"

El Loco, der Verrückte, war schon immer ein Instinktfußballer. Der damals 25-Jährige schaffte es, stets zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und den Ball über die Linie zu bugsieren. "Es gibt keinen vergleichbaren Spieler. Palermo ist ein Tor-Optimist und auch wenn er nicht da ist, spüren die Gegenspieler ihn", so sein Trainer und Mentor Carlos Bianchi 1998.

Fußballerisches Talent wurde dem Linksfuß dabei stets abgesprochen. Dennoch berief Marcelo Bielsa – übrigens auch als El Loco bekannt – den Stürmer ins Aufgebot und schenkte ihm das Vertrauen.

Palermo wollte es ihm unbedingt zurückzahlen, doch der Instinkt ging dem Stürmer an jenem Tag verloren. "Es war die schlimmste Erfahrung, die ich erleben musste. Es ist etwas, was ich keinem Spieler der Welt wünsche", so der Leidtragende gegenüber der spanischen Zeitung "AS" rückblickend.

Tränen im letzten Spiel der Karriere

In der fünften Minute knallte Palermo das Leder an den Querbalken, in Durchgang zwei ballerte er über das Tor. Miguel Calero, der Torhüter Kolumbiens, war dabei schon in die ganz andere Ecke unterwegs. Kurz vor Schluss, El Loco wird selbst gefoult, will er dann wieder alles gut machen – und es versagen ihm erneut die Nerven. Calero pariert, Kolumbien gewinnt am Ende mit 3:0.

Palermo sollte zwar noch zwei weitere Spiele bei der Copa América für sein Land bestreiten, danach wurde der Mittelstürmer aber ganze zehn Jahre nicht mehr nominiert.

Palermo erholte sich von dem Schock, wechselte zur Jahrtausendwende nach Spanien zum FC Villarreal und ging weiter auf Torejagd. Vier Jahre später kehrte er zu Boca zurück und beendete dort im Juli 2011 unter Tränen das letzte Spiel seiner Karriere.

Dass El Loco sein Elfmeter-Trauma längst für beendet erklärt hatte, bewies er der ganzen Fußballwelt bei seinem Abschiedsspiel in der Bombonera. Dort stellte er sich nämlich bei einem Strafstoß selbst ins Tor und ließ sich von seinem eigenen Sohn in die falsche Ecke verladen. 

Gerrit Kleiböhmer