Alex Ferguson wird 75: It's Fergie Time!

Am 31. Dezember feiert einer der größten Trainer der Geschichte seinen 75. Geburtstag: Sir Alex Ferguson gewann mit Manchester United sagenhafte 38 Titel in 27 Jahren. Doch "Fergie" steht nicht nur für sportlichen Erfolg.
Der 38. Premier-League-Spieltag 2013 bot eine unfassbare Partie. Manchester United führte 5:2 bei West Brom – und gab die Führung noch aus der Hand. 5:5 endete das letzte Spiel von Alex Ferguson als Coach der Red Devils.
Im Normalfall hätte der Schotte wohl getobt, seinen obligatorischen Kaugummi malträtiert und geflucht. Nicht aber an diesem Tag. Sir Alex war nach dem begeisternden Offensivspektakel einfach glücklich. "Danke, Jungs! Ihr habt mir einen verdammt guten Abschied geschenkt", bedankte er sich bei seiner Mannschaft.
"Die Verdienste von Ferguson für Manchester United sind außergewöhnlich", konstatierte sogar Großbritanniens damaliger Premierminister David Cameron zum Abschied der lebenden Legende.
All the best to one of the best - Sir Alex Ferguson! 🎂🎁 #MUFC pic.twitter.com/Gu3GDxuhFJ
— Manchester United (@ManUtd) 31. Dezember 2016
Fast drei Jahrzehnte hatte Ferguson höchst erfolgreich in Manchester gewirkt. Sein Name ist unweigerlich mit dem Rekordmeister verbunden. Dabei schien diese Geschichte vor 75 Jahren noch undenkbar.
Anfänge als Stürmer
Am Silvestertag 1941 wurde Alexander Chapman Ferguson in Glasgow geboren. Böse Zungen behaupteten, aus dem gelernten Werkzeugmacher sei etwas geworden, obwohl er aus dem Arbeiterviertel Govan stammte. Der Schotte selbst sieht das anders. "Eben, weil ich im Werftenviertel von Glasgow aufgewachsen bin, habe ich im Fußball so viel erreicht", schrieb er später in seiner Autobiografie.
Mit 16 startete Ferguson seine Fußballkarriere als Amateur beim Queen's Park FC. Sieben Jahre später zog es ihn nach Engagements bei St. Johnstone und Dunfermline, Ferguson war inzwischen Profi geworden, zu den großen Rangers, seinem Lieblingsklub in Glasgow.
Immerhin 218 Tore erzielte der Stürmer in 415 Karrierespielen. Großen Ruhm erlang Ferguson allerdings erst als Trainer.
Die Trainerkarriere kommt ins Rollen
Die Anfänge im neuen Job machte er bereits mit 33 Jahren. 1978 übernahm Ferguson dann den FC Aberdeen – und empfahl sich dort für höhere Aufgaben. Dreimal holten die Dons unter seiner Regie die schottische Meisterschaft, viermal den Pokal. 1983 führte Ferguson den Verein völlig überraschend zum Triumph im Europapokal der Pokalsieger.
Es war das beste Bewerbungsschreiben für eine Anstellung bei ManUnited.
Die Red Devils holten den Schotten 1986 nach Manchester. Dort arbeitete der junge Coach fortan an seinem Lebenswerk. Die größte Mission war es, dem einstmals so stolzen Klub wieder zu altem Glanz zu verhelfen.
Der die Liga dominierende Erzrivale FC Liverpool sollte gestürzt werden. Und das gelang: 13 Meisterschaften gewann Ferguson mit United, das nun mit 20 Titeln Rekordmeister Englands ist.
"Fergie-Time" als Markenzeichen
Fergie formte aus dem kriselnden Traditionsverein einen europäischen Giganten. Zweimal gewann er mit United die Königsklasse, zudem den Pokalsieger-Wettbewerb und den Supercup.
Unvergessen bleibt das Champions-League-Finale 1999 in Barcelona gegen Bayern München. Zwei United-Tore in der Nachspielzeit und die Deutschen starben den sportlichen Sekundentod. Für den Gewinn des Triples in diesem Jahr ehrte die Queen das Arbeiterkind mit dem Ritterschlag.
Siege in den letzten Minuten einer Partie oder der Nachspielzeit - der sogenannten "Fergie-Time" - zogen sich wie ein roter Faden durch Fergusons Karriere bei United.
Der Coach forderte regelmäßig gestenreich von den Unparteiischen, Spiele noch länger als eigentlich nötig laufen zu lassen. "Auf meine Uhr zu tippen war eine Psychomasche", erklärte der Trainerfuchs: "Wenn die Gegner sahen, wie ich auf meine Uhr tippte und gestikulierte, wurden sie kribbelig."
Ausraster pflastern Fergusons Weg
Doch nicht nur sportliche Erfolge kennzeichneten Fergusons einzigartige Laufbahn. Der mitunter cholerische Hitzkopf sorgte auch mit emotionalen Ausfällen immer wieder für Schlagzeilen.
Superstar David Beckham bekam Fergusons Wut beim Pokalspiel gegen Arsenal 2003 zu spüren. Der Coach war unzufrieden mit der Abwehrarbeit des Flankengotts und trat in der Kabine einen Schuh nach ihm. Die Stollen trafen Beckham am Kopf, Blut floss aus einer Platzwunde über der Augenbraue.
"Flickt ihn wieder zusammen", bellte Ferguson daraufhin die Ärzte an - und lederte weiter verbal gegen Beckham. Auch andere Spieler berichteten im Laufe der Jahre mal mehr mal weniger augenzwinkernd von ihren Scharmützeln mit dem großen Boss.
Ruhestand mit Meistertitel
All das kann Fergusons Vermächtnis bei den Red Devils nicht trüben. Zum Abschied schenkte Sir Alex "seinem" Klub standesgemäß noch einmal den Meistertitel - den bis heute letzten für United. Sein Lebenswerk verwalteten seitdem drei verschiedene Trainer. Keiner konnte bislang auch nur annähernd an die Erfolge des Schotten anknüpfen.
Der genießt mittlerweile den Ruhestand mit seiner Frau Cathy. Langeweile ist aber ein Fremdwort für den rüstigen Rentner. Ferguson hält Vorträge an der Harvard University und ist UEFA-Trainerbotschafter.
Natürlich besucht die Klub-Ikone auch weiterhin die Spiele Uniteds im Old Trafford, wo schon seit 2011 eine Tribüne nach ihm benannt ist.
Wenn Ferguson am Samstag seinen Geburtstag feiert, spielt United gegen Middlesborough. Zu einem Geschenk in Form von drei Punkten – oder einem knackigen 5:5 – würde er wohl nicht nein sagen.
Florian Pütz