13.07.2023 14:52 Uhr

Dele Alli erschüttert mit Interview über brutale Kindheit

Dele Alli hat in einem Interview über seine brutale Kindheit gesprochen
Dele Alli hat in einem Interview über seine brutale Kindheit gesprochen

Fußball-Star Dele Alli hat in einem erschütternden Interview reinen Tisch mit sich gemacht: Der 27-Jährige sprach über seine brutale Kindheit, psychische Probleme und seine Alkohol- und Tablettensucht, die ihn nun bewegt habe, auszupacken.

Ex-ManUnited-Profi Gary Neville, der das Gespräch für das "Sky"-Format "The Overlap" führte, musste durchatmen, als Dele Alli ihm unter Tränen seine Geschichte anvertraute. "Mit sechs Jahren wurde ich von einem Freund meiner Mutter missbraucht, die eine Alkoholikerin war. Mit sechs habe ich angefangen zu rauchen. Später wurde ich zu meinem Vater nach Afrika geschickt, um Disziplin zu lernen, dann wurde ich wieder zurückgeschickt. Mit sieben begann ich zu rauchen, mit acht damit, Drogen zu verkaufen", erzählte der Spieler des FC Everton. Sein Glück: Im Alter von zwölf Jahren sei er von einer "tollen Familie" adoptiert worden. "Ich hätte um keine besseren Menschen bitten können."

Alli findet Halt, gilt bald als eines der Top-Talente des englischen Fußballs, wird Profi bei Tottenham Hotspur, Nationalspieler. Aber: Die Erinnerung frisst ihn auf, auch seiner Adoptivfamilie kann er sich nicht öffnen. "Ein paar Jahre lang habe ich mich selbst verloren, ich wollte keine Hilfe annehmen, alles für mich selbst regeln, mit mir selbst ausmachen", so Alli. Mit 24 Jahren habe er eines morgens vor dem Spiegel gestanden: "Ich habe mich angeschaut und gefragt, ob ich jetzt schon mit der Sache, die ich liebe, aufhören kann." Das sei für ihn herzzerreißend gewesen.

Dele Alli machte sich selbst was vor 

Alli machte weiter. "Ich gewann den täglichen Kampf, ins Training zu gehen, zu lächeln, Freude vorzuspielen, aber in mir habe ich den Kampf definitiv verloren", verrät All: "Ich wurde abhängig." Alkohol- und Tablettensucht. Die Karriere gerät ins Stocken. 2022 geht es von Tottenham nach Everton, in der Vorsaison verleihen ihn die "Toffees" nach Istanbul zu Besiktas. 

Im Sommer hat Alli drei Wochen in einer Klinik verbracht. Es sei nun "die richtige Zeit gekommen, den Leuten zu erzählen, was los war". Mental gehe es ihm dank der professionellen Hilfe "gerade besser denn je". Auch "die Leidenschaft für den Fußball" sei wieder da. "Ich habe gewisse Dinge hinter mir gelassen, die mich zurückgehalten und runtergezogen haben", so Alli. Zum Beispiel den Kontakt zu seinen leiblichen Eltern. 

"Ich will noch besser als damals sein, als Spieler und als Mensch"

Beim FC Everton will der Offensivmann in der neuen Saison wieder voll angreifen. "Ich will noch besser als damals sein, als Spieler und als Mensch. Ich schaue nur nach vorne und bin gespannt, was die Zukunft für mich bereithält."

Davor aber hat er zurückgeschaut. Und das nicht ohne Grund. Dele Alli will ein Beispiel sein, wirbt dafür, Hilfe anzunehmen, wenn man am Boden ist. Sich geöffnet habe er, um "vielleicht nur einer einzigen Person damit zu helfen".