10.06.2015 11:08 Uhr

Herzog glaubt an EM-Quali des ÖFB-Teams

Andreas Herzog glaubt ans ÖFB-Team, Jürgen Klinsmann und an seine US-Olympiaauswahl
Andreas Herzog glaubt ans ÖFB-Team, Jürgen Klinsmann und an seine US-Olympiaauswahl

Wenn Österreichs Nationalteam gegen Russland um die erstmalige Qualifikation für eine EM auf sportlichem Wege kämpft (So, ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker, drückt auch Andreas Herzog die Daumen. "Die Entwicklung ist toll, in der Gruppe schaut's extrem gut aus. Mit einem Remis gegen Russland oder Schweden ist die Quali für Frankreich fast fix", ist der ÖFB-Rekordspieler überzeugt, dass sich das Koller-Team durchsetzt.

Der 46-jährige Herzog hat nach 103 Länderspielen sowie Jahren als Spieler bei Rapid, Werder Bremen, Bayern München, und Los Angeles Galaxy 2004 seine aktive Karriere beendet und danach als Co-Trainer beim ÖFB-Team sowie Chef der U21-Nationalmannschaft gearbeitet, ehe er unter Jürgen Klinsmann "Co" der USA wurde. Seit Jahresbeginn hat Österreichs Fußballer des Jahres 1992 auch das amerikanische Olympiateam unter seinen Fittichen.

Dennoch verfolgt Herzog das Geschehen in Österreich und die Bemühungen des Nationalteams weiterhin so gut es geht. "Natürlich ist es etwas leichter, wenn sich auch der Zweite und Dritte für die EM qualifizieren. Aber der Job, den Koller gemacht hat, ist sehr, sehr gut. Absolut positiv", urteilte der gebürtige Wiener bei einem Heimaturlaub, bei dem er seinem Sohn während eines U8-Turniers auf die Beine schaute.

"Da ist freilich auch eine gute Generation herangewachsen", sprach Herzog den derzeit im ÖFB-Nationalteam so erfolgeichen "1987er-Jahrgang" an, der 2007 bei der U20-WM Vierter geworden ist. "Diese Spieler sind keine Kinder oder Teenager mehr. Sie sind gereift und spielen seit Jahren als Vollprofis im Ausland", meinte Herzog über Kicker wie Zlatko Junuzovic, Veli Kavlak oder Rubin Okotie.

"In zwei, drei Jahren wollen all in Amerika spielen"

In den USA hat Herzog mit den beiden von ihm (mit-)betreuten Teams viel vor. Die A-Mannschaft, die am Mittwoch auf Deutschland trifft, will beim in den USA und Kanada ausgetragenen Gold-Cup im Juli den Titel erfolgreich verteidigen und sich damit für den ein Jahr vor der Russland-WM stattfindenden Confed-Cup 2017 ebendort qualifizieren.

Dazu kommt das Olympia-Qualifikationsturnier im Oktober. "Das wird eine große Herausforderung, weil es keine Abstellpflicht gibt. Ich werde also die besten Spieler gar nicht kriegen. Aber natürlich ist es trotzdem mein großes Ziel als Cheftrainer, die Qualifikation für Rio zu schaffen."

Beim US-Nationalteam hat es nach der WM 2014 einen personellen Aderlass gegeben, der sich auch in den Ergebnissen niederschlug. "Das ist normal. Jetzt müssen Jüngere ran", so Herzog. "Wir haben dieses wichtige Turnier vor der Brust, bei dem sie zeigen können, dass sie in die Fußstapfen treten können."

Interessant ist die MLS (Major League Soccer Liga) für ehemalige Superstars. "Du kriegst natürlich keinen Messi oder Ronaldo in einer Phase, in der die um die Champions League spielen", weiß Herzog. "Aber in zwei, drei Jahren wollen alle in Amerika spielen. Die Stars verdienen dort sechs bis sieben Millionen Dollar und damit mehr als in Europa." Das sei vor allem schön für die Spieler. "Aber schwierig für uns, wenn du Spieler nach Europa und in die Champions League bringen willst, die aber in Amerika mehr Geld verdienen. In Nordamerika ist eben sehr viel Geld im Spiel."

Mit Jürgen Klinsmann macht es Spaß

Die Konkurrenz mit anderen großen Ballsportarten muss "Soccer" in den USA nur noch bedingt fürchten. "Die WM war ein Riesenboom, so etwas hat es in Amerika noch nie gegeben", erinnert sich Herzog an Brasilien 2014 und vergleicht: "Den Stanley Cup (Anm.: Eishockey-Finale) haben sechs bis sieben Millionen im TV gesehen, das NBA-Finale (Basektball) 18 Millionen. Unser WM-Gruppenspiel gegen Portugal hingegen 25 Millionen Zuschauer. Das war ein echtes Highlight und man sieht, dass Fußball in Amerika immer größer wird."

Deshalb glaubt der im Bezirk Mödling bei Wien wohnende Herzog auch nicht, dass er als Fußball-Coach in den USA abseits vom Schuss ist. "Mit Jürgen zu arbeiten, ist echt lässig", beschrieb er das Teamwork mit dem ehemaligen DFB-Teamchef Klinsmann. "Wenn etwas Interessantes aus Europa kommt, ist das immer eine Alternative. Momentan genieße ich aber eine gewisse Unabhängigkeit, ich habe einen wirklich tollen Job", fühlt sich Herzog bei den US-Teams sichtlich wohl.

Sprachlich hat er mittlerweile eher bei seinen Österreich-Aufenthalten Probleme. "Anfangs suche ich oft nach den richtigen deutschen Worten", ist Herzog schon ganz Amerikaner. Und auch wenn jetzt Berti Vogts als - Deutsch sprechender - technischer Berater hinzugestoßen ist, wird das Training ausschließlich in Englisch geleitet.

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apa