16.08.2015 12:33 Uhr

Ried-Coach von eigenen Fans beleidigt

Schwierige Zeiten für Ried-Trainer Helgi Kolviðsson
Schwierige Zeiten für Ried-Trainer Helgi Kolviðsson

Ein Punkt aus fünf Spielen, dabei vier deutliche Niederlagen und ein Torverhältnis von 3:14. Für die SV Ried ist die bisherige Bundesliga-Saison ein einziger Horror. Anstatt am Samstagabend den angepeilten Befreiungsschlag zu schaffen, verschärfte sich die Krise mit einer 1:3-Niederlage beim Überraschungsteam Admira Wacker noch einmal deutlich.

Der erst im Sommer verpflichtete Coach Helgi Kolviðsson steht schon nach fünf Runden mit dem Rücken zur Wand. Ob der 43-Jährige am Samstag im Heimspiel gegen Sturm Graz auf der Bank sitzen darf, ist offen. Manager Stefan Reiter verzichtete nach dem enttäuschenden Auftritt in der BSFZ-Arena auf ein klares Bekenntnis zum Trainer.

Ried-Manager Reiter: "Eine ganz schwierige Situation"

"Bei uns kann nicht nur einer schuld sein, da gibt es immer mehr, das man sich anschauen muss. Das ist auch schon in den letzten Tagen passiert, und das werden wir jetzt vertiefen", sagte Reiter. Mit Kolviðsson werde es am Sonntag ein Gespräch geben. "Es ist eine ganz schwierige Situation für alle, und es ist nicht der Zeitpunkt, einen Trainer immer infrage zu stellen. Er arbeitet auch sehr beflissen und wir müssen jetzt auch zusammenhelfen", so Reiter nach Schlusspfiff.

Die Fans der Innviertler haben in Kolviðsson jedenfalls den Schuldigen für die Misere ausgemacht. In der Südstadt musste sich der Isländer vom mitgereisten Anhang einiges anhören. "Ich verstehe, dass die Fans wütend sind und schimpfen, aber wenn es dann zu persönlich wird und auch um meine Familie geht, dann ist das nicht in Ordnung. Es gibt Grenzen", sagte Kolviðsson. Die Fans taten ihren Unmut nach Schlusspfiff auch auf dem Rasen kund, die Sicherheitskräfte hatten die Situation unter Kontrolle. "Der Unmut ist absolut in Ordnung und zu verstehen, aber es gibt Grenzen", missfiel auch Reiter die Aktion der Fans.

Das Handtuch hinwerfen will Kolviðsson nicht. "Aufgeben gibt es nicht. Aus so einer Situation muss man rauskommen. Ich möchte alles dafür tun, dass die SV Ried wieder in die Spur kommt", meinte der Ex-Coach des SC Wiener Neustadt. Dass er selbst nun noch mehr unter Beobachtung steht, weiß er genau. "Der Druck auf meine Person ist natürlich größer geworden, aber es geht nicht um meine Person, sondern um den Verein SV Ried", erklärte Kolviðsson.

Die Misere der Rieder begann schon in der Vorbereitung mit zum Teil hohen Niederlagen. Nach dem Kantersieg im ÖFB-Cup gegen den SV Innsbruck (15:0) setzte sich der Negativtrend in der Liga fort. "Die Mannschaft hat nicht die nötige Sicherheit und wird für jeden Fehler bestraft", betrieb Kolviðsson Ursachenforschung. Vor allem das fehlende Selbstvertrauen sei ein großes Problem. "Es ist auch eine Kopfsache, man muss den Hebel im Kopf jetzt schnell umlegen", weiß der Ried-Trainer.

Admira Wacker weiter sensationell

Solche Probleme hat Admira Wacker nicht. Erstmals in der Bundesliga blieben die Südstädter in den ersten fünf Spielen unbesiegt. Als Belohnung gibt es vorerst Rang zwei. Die Truppe der beiden Trainer Ernst Baumeister und Oliver Lederer darf daher von einem ähnlich erfolgreichen Abschneiden wie in der Aufstiegssaison 2011/12 (Platz drei mit 55 Punkten) träumen. "Es ist schön, auf Platz zwei zu sein, aber es wird nicht ewig so weitergehen", schätzte Baumeister die Situation realistisch ein.

Fakt ist, dass sich Admira Wacker bereits zehn Punkte vom Tabellenende abgesetzt hat und dem Saisonziel Klassenerhalt damit schon ein Stück näher gekommen ist. "Wir haben einen schönen Polster, auf dem dürfen wir uns aber nicht ausruhen", so Baumeister. Mit elf Punkten aus den ersten fünf Spielen ist jedoch bisher noch kein Team aus der Bundesliga abgestiegen.

Das Erfolgsgeheimnis ist die in den vergangenen drei Saisonen (jeweils Platz neun) noch schmerzlich vermisste Effizienz. Admira Wacker hat jetzt elf Tore auf dem Konto, in der vergangenen Saison waren es insgesamt nur 32. Vor allem Dominik Starkl blüht auf. Für Rapid hatte er in 40 Ligapartien nur drei Mal getroffen, bei seinem neuen Arbeitgeber hält er nach dem Doppelpack gegen Ried nach vier Einsätzen bei vier Toren.

"Es läuft sehr gut, nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Wir versuchen hinten gut zu stehen und nach vorne Nadelstiche zu setzen, das gelingt uns bis jetzt sehr gut", sagte Starkl. Positiv für Admira Wacker ist auch, dass alle Spieler fit sind. "Wir haben einen Kader mit 17,18 Leuten, wo keiner abfällt", ist Baumeister froh. Deshalb werde man das Rotationsprinzip auch in Zukunft walten lassen. Mit Issiaka Ouédraogo könnte ein Spieler den Verein verlassen, der Stürmer wird mit dem WAC in Verbindung gebracht.

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apa