04.10.2015 10:54 Uhr

Teamcheck: Arsenal vs. Manchester United

Wenn Gunners und Red Devils zum Tanz bitten, blickt die Fußballwelt gebannt nach England. Der Vierte der Premier League empfängt den derzeitigen Tabellenführer - dieses Gipfeltreffen hat es in sich! Mit einem Sieg könnte Arsenal nach Punkten zu Manchester United aufschließen. Erstmals unter Louis van Gaal steht Englands Rekordmeister auf Platz eins und will diesen auch im Emirates Stadium verteidigen. Spannung ist vorprogrammiert!

In den letzten Wochen lief es für die Wenger-Elf in der Liga eher wechselhaft. Auf der Gegenseite befindet sich United derzeit in starker Form. Mit dem Selbstvertrauen aus vier Pflichtspielsiegen in Folge bei 11:3 Toren reisen Schweinsteiger und Co. nach London.

Die Statistik spricht für die Gäste, die keines der letzten acht Ligaduelle gegen Arsenal verloren. weltfussball nimmt die verschiedenen Mannschaftsteile unter die Lupe!

Torhüter:

Petr Čech gegen David de Gea – zwei Torwartriesen geben sich die Ehre! Mit einem Gardemaß von 1,96 Metern ist der Tscheche drei Zentimeter größer als sein spanisches Gegenüber. Leistungstechnisch gehören beide unumstritten zur Weltelite.

Beide Torhüter bestechen durch große Strafraumpräsenz. De Gea ist zweifelsfrei der extrovertiertere Typ auf dem Platz und fischt immer wieder nahezu unhaltbare Bälle mit blitzschnellen Reaktionen aus den Ecken. Doch auch Čech hat mit 33 Jahren nichts von seiner Qualität eingebüßt und strahlt nach wie vor eine einmalige Ruhe aus.

Fazit: Unentschieden! Zwar wirken die Aktionen von de Gea zuweilen spektakulärer, doch schlussendlich erfüllen beide Keeper ihre Rolle als zuverlässiger Rückhalt. Das Duell Temperament gegen Erfahrung endet ohne Sieger.   

Abwehr:

Im Defensivverhalten treffen zwei Teams mit unterschiedlicher Ausrichtung aufeinander. Im traditionell auf Kurzpassspiel ausgelegten Arsenal-System orientieren sich fast alle Akteure bei Ballbesitz nach vorn. Außen besetzen Héctor Bellerín und Nacho Monreal die Positionen. Für die Gunners ein Drahtseilakt: Während sich die wieselflinken Spanier immer wieder gefährlich ins Angriffsspiel einbringen, entblößen sie in der Rückwärtsbewegung oftmals die eigene Defensive.

Bei den Gästen vertraut Louis van Gaal vor allem auf Chris Smalling, der als Fels in der Brandung bei den Red Devils unersetzlich ist. Neuzugang Matteo Darmian ist auf der Außenbahn zwar vorerst gesetzt, geht aber häufig noch zu ungestüm zu Werke. Auf der Gegenseite sorgt der in die Abwehr zurückversetzte Antonio Valencia immer wieder für Impulse im Vorwärtsgang.

Fazit: Hauchzarter Vorteil United! Die personellen Probleme schmerzen zwar, doch Louis van Gaal gilt nicht umsonst als absoluter Meister der Improvisation. Dank der weniger riskanten taktischen Ausrichtung lässt Manchester nicht viele Chancen zu. Einzig in puncto Lufthoheit könnte der Tabellenführer Probleme bekommen. Die Gunners müssen ihrerseits im Umschaltspiel nach Ballverlust höllisch aufpassen, um nicht ins offene Messer zu rennen.

Mittelfeld:

Das Prunkstück der Hausherren ist wie gewohnt das Mittelfeld. Kommt die Kombinationsmaschine der Wenger-Elf erstmal in Fahrt, gerät jede Hintermannschaft der Welt in Bedrängnis. Im Aufbauspiel ziehen Coquelin und Ramsey die Fäden, davor wirbelt der formstarke Özil (schon drei Assists) gemeinsam mit Santi Cazorla und setzt die schnellen Flügelflitzer mit präzisen Pässen in Szene.

Bastian Schweinsteiger hat nach seinem spektakulären Wechsel nach England sofort eine Schlüsselrolle im System von Louis van Gaal eingenommen und ergänzt sich als Ballverteiler zunehmend besser mit Morgan Schneiderlin. Kritiker werfen dem Duo vor, noch nicht präsent genug zu sein, doch die zuletzt souveränen Auftritte der Mannschaft sprechen für sich. Darüber hinaus können sich die Red Devils auf den derzeit überragenden Juan Mata verlassen, der als Torjäger und Vorlagengeber glänzt.

Fazit: Erneut Unentschieden! Vor eigenem Anhang dürfte Arsenal das Spiel an sich reißen und versuchen, seine Geschwindigkeitsvorteile auszuspielen. Demgegenüber steht ein ballsicheres und routiniertes United-Mittelfeld, das mit einem Mix aus Cleverness und Robustheit überzeugt.  Klare Vorteile besitzt demnach keiner.

Sturm:

Am vergangenen Wochenende war es endlich so weit: Alexis Sánchez beendete seine Flaute in der Liga und schoss Leicester per Dreierpack fast im Alleingang ab. Ist der Chilene in Form, zählt er zu den stärksten Angreifern des Kontinents. Gemeinsam mit den sprintstarken Walcott und Oxlade-Chamberlain wurden zuletzt unzählige Knoten in gegnerische Abwehrbeine gespielt. Im Zentrum greift Wenger selbstverständlich auf seinen französischen Landsmann Olivier Giroud zurück.

Bei Manchester ist Wayne Rooney aktuell das Sorgenkind. Dafür bestimmt ein anderer Stürmer die Schlagzeilen: Last-Minute-Neuzugang Anthony Martial ist nach seinem 50-Millionen-Transfer auf der Insel sofort eingeschlagen und begeistert Fans wie Kritiker mit seinen dynamischen Dribblings und seinem bemerkenswerten Torriecher. Den besitzt auch Memphis Depay, der nach seiner Ankunft in Manchester keine Anlaufzeit brauchte und die Überraschungsmomente ins Spiel der Red Devils bringt. 

Fazit: Zum dritten Mal kein klarer Sieger! Arsenal verfügt im Angriff über die nötige Klasse, um ein Spitzenteam wie Manchester in Bedrängnis zu bringen. Zehn Treffer in sieben Begegnungen sind allerdings noch ausbaufähig. Etwas treffsicherer präsentierte sich der Red-Devils-Sturm, der mit jeweils drei Toren gegen Liverpool, Southampton und Sunderland überzeugte.  Einziges Manko: In der Luft fehlt Martial und Co. die Präsenz.

Teamcheck-Ergebnis:

0:1 für Manchester! Der Tabellenführer wirkt dieser Tage einen Hauch stabiler als der FC Arsenal, der zwischen Genie und Wahnsinn schwankt. Zwar verfügen die Gunners über das spektakulärere Offensivkonzept, gleichwohl birgt die Ausrichtung der Wenger-Truppe auch Risiken gegen abgezockte Teams. Nutzen Özil und Co. den Heimvorteil und spielen ihr hohes Tempo aus, ist ein Heimsieg natürlich drin – die aktuelle Form spricht aber leicht für die Gäste aus Manchester.

Heiko Lütkehus