09.07.2016 09:47 Uhr

Vor 15 Jahren: Zidane wird zum "Galáctico"

Da kann Bernd Schneider nur staunen: Zinédine Zidane zaubert im CL-Finale 2002
Da kann Bernd Schneider nur staunen: Zinédine Zidane zaubert im CL-Finale 2002

Ob 150 Mio. Euro für Paul Pogba oder 200 Mio. Euro für Neymar: Die Gerüchte über Transfersummen potentieller Wechsel befinden sich zur Zeit in schwindelerregenden Höhen. Vor gerade einmal 15 Jahren war Zinédine Zidane für die vergleichsweise geringe Summe von 75 Millionen Euro beim Wechsel von Juventus Turin zu Real Madrid zum teuersten Fußballer der Welt avanciert. weltfussball.de blickt zurück:

"Der Wahnsinn nimmt kein Ende", titelte der "Spiegel" im Jahr 2001 nachdem der Transfer von Zidane zu Real Madrid offiziell vermeldet wurde. Es war der vorläufige Höhepunkt eines damals wahnwitzigen Projektes von Florentino Pérez, seines Zeichens schillernder Baulöwe und Präsident des spanischen Rekordmeister. Nur die besten Fußballer der Welt sollten unter der Schirmherrschaft des Unternehmers sukzessive in der iberischen Hauptstadt versammelt werden, um den Mythos des "weißen Ballets" in Anlehnung an die Ikonen Alfredo Di Stéfano und Ferenc Puskás im Estadio Bernabéu wiederzubeleben. Geld sollte dabei so gut wie keine Rolle spielen.

So war bereits ein Jahr zuvor Luís Figo vom Erzrivalen FC Barcelona für eine damalige Rekordablöse von knapp 60 Millionen zu den Königlichen gewechselt. Wenig später sollten noch der brasilianische Vollblutstürmer Ronaldo für 45 Millionen Euro von Inter Mailand (2002) und Pop-Sternchen David Beckham für 37 Millionen Euro von Manchester United (2003) dem Ruf der Königlichen folgen.

"Wir wollen eine Show bieten"

Neben Vereinsikone Raúl, Roberto Carlos und dem jungen Iker Casillas entstand so ein Weltensemble, das von der spanischen Presse bescheiden als "Los Galácticos" getauft in die Geschichte einging. Dabei stand nicht nur der sportliche Wert im Fokus, auch die Werbemärkte sollten mit den schillernden und bekannten Namen dominiert werden. Ein beispielloser Aufstieg vom Fußballverein zur Weltmarke setzte ein. "Das Ziel ist nicht, nur zu gewinnen. Wir wollen eine Show bieten", verkündete Pérez damals vollmundig seine Vision.

Als Zeremonienmeister dieser Show eignete sich dabei keiner besser als Zidane. Der damals 29-Jährige war auf dem Zenit seines Könnens und galt als der beste Spieler der Welt. Ein Zauberer, der es nicht nur vermochte das Spiel seiner Mannschaft nach Belieben zu lenken, sondern der die Zuschauer auch immer wieder mit seiner herausragenden Technik vor Verzückung und Erstaunen von den Sitzen riss.

Das einzige Puzzleteil, was der Karriere der Ausnahmefußballers bis dato noch fehlte, war nach dem Gewinn der Welt- und Europameisterschaft, die Champions-League, die ihm bisher verwehrt geblieben war. "Dieser Wechsel ist ein Meilenstein meiner Karriere", verkündetet der Franzose demnach stolz bei seiner Präsentation in Madrid. Ein Meilenstein, dem endlich der Triumph in der Königsklasse folgen sollte.

"Real muss die besten Spieler haben"

"Real ist der größte Klub aller Zeiten und muss deswegen auch die besten Spieler der Welt haben. Zidane gehört dazu, das sind wir unseren Fans schuldig", ließ Perez die Welt voller Stolz wissen. Eine Verpflichtung wie ein Versprechen an die Fans, welches sich erfüllen sollte. Gleich im ersten Jahr im Trikot der Blancos holte Zidane anlässlich des 100. Vereinsjubiläums den ersehnten Henkelpott in die spanische Hauptstadt. Sein spektakulärer Volley-Treffer im CL-Finale gegen Bayer Leverkusen blieb dabei besonders in Erinnerung. Zusätzlich zur Königsklasse sicherte man sich zudem die spanische Meisterschaft. Zwei Jahre später folgte die zweite Meisterschaft und Zidane wurde zum dritten und letzten Mal zum Weltfußballer gewählt. 

Es sollte der letzte echte Höhepunkt des französischen Mittelfeldstrategen im königlichen Trikot sein. In den folgenden zwei Spielzeiten blieb in der Primera Divisón nur der zweite Platz hinter Erzrivale Barcelona. Auch in der Champions League kam man, trotz der mit Stars gespickten Mannschaft, nicht mehr über das Halbfinale hinaus. 2006 beendete Zidane schließlich seine aktive Klub-Karriere und markierte damit das endgültige Ende der Galaktischen in Madrid. 

Zu dem heutigen Ablöse-Wahnsinn im modernen Fußball hat der heutige Cheftrainer von Real Madrid aber eine klare Meinung. Anlässlich des 100-Millionen-Euro-Transfer von Gareth Bale im Jahr 2013 zu den Königlichen sagte Zidane dem französischen TV-Sender "Canal+": "Kein Spieler ist so viel Geld wert!" Angesichts seiner damaligen Rekordablöse fügte Zizou an: "Ich habe bereits vor zehn Jahren gesagt, dass ich keine Ablösesumme von 75 Millionen Euro wert bin."

Falk Velten