31.01.2017 13:09 Uhr

Darum erobert Chelsea die Anfield Road

Diego Costa (l.) wird auch diesmal gegen den FC Liverpool jubeln dürfen
Diego Costa (l.) wird auch diesmal gegen den FC Liverpool jubeln dürfen

Am Dienstag steigt das richtungsweisende Premier-League-Topspiel zwischen dem kriselnden FC Liverpool und dem souveränen Spitzenreiter Chelsea. Diese fünf Gründe machen Chelsea an der Anfield Road zum Sieger.

1. Die Bilanz

Auch wenn Team-Manager Antonio Conte auf der Pressekonferenz artig vorbetete, dass Liverpool zuhause sehr stark sei ("Es ist immer schwer, an der Anfield Road zu spielen"), ist die Statistik erbarmungslos: Fünf Jahre ist es bald her, dass die Blues bei den Reds den Kürzeren zogen (Mai 2012).

Hinzu kommt, dass die Mannschaft um Team-Manager Antonio Conte in dieser Saison äußerst souverän an der Tabellenspitze der Premier League steht. Seit dem Jahreswechsel steht wettbewerbsübergreifend nur eine Niederlage zu Buche (0:2 gegen Tottenham).

Liverpool hingegen konnte nur eines von acht Spielen im neuen Jahr gewinnen (1:0 gegen Plymouth Argyle). Der Trend bei den Reds zeigt also deutlich nach unten.

2. Das blaue Abwehr-Bollwerk

Die Blues können bereits auf eine beeindruckende Quote von dreizehn Liga-Spielen zu null zurückblicken. Klopps Team hingegen ging nur sechsmal mit einer weißen Weste vom Platz.

Im Durchschnitt musste Chelsea-Keeper Thibaut Courtois in der Premier League nur 0,68 mal pro Spiel hinter sich greifen. Kein Wunder, dass Conte zuletzt von seinem Keeper schwärmte: "Für mich ist Thibaut einer der besten, wenn nicht der beste Torwart der Welt."

Beim FC Liverpool sieht die Welt hingegen ein wenig anders aus: Der Ball zappelte bei Simon Mignolet und seinem Vertreter Loris Karius 1,23 mal pro Partie im Netz. Dabei war sich Klopp lange nicht sicher, welchen Keeper er zur Nummer eins ernennen sollte. Nach eher mäßigen Leistungen des Ex-Mainzers Karius zum Ende der Hinrunde hütet nun wieder Mignolet das Tor. Stabilität ist seither aber noch nicht eingekehrt.

3. Der blaue Wunder-Sturm

Ganz klar: An Diego Costa kommt in dieser Saison niemand vorbei. Man mag vom bulligen und streitsüchtigen Stürmer halten, was man mag, doch sein Torinstinkt sucht in der laufenden Saison seines Gleichen. 15 Mal brachte der Spanier mit brasilianischen Wurzeln das Leder in dieser Spielzeit im Tor unter. Eden Hazard trug sich bereits neun Mal in die Torschützenliste ein und präsentiert sich in prächtiger Form.

Auf der anderen Seite steht Liverpools Toptorjäger Sadio Mané mit "nur" neun Treffern. Obendrein ist sein Einsatz gegen die Londoner noch gar nicht sicher. Er kehrte unlängst vom Afrika Cup zurück.

"Ich weiß noch nicht, ob er spielen kann", so Teammanager Jürgen Klopp am Montag und fügte mit viel Geheimniskrämerei an: "Ich werde ihm in die Augen blicken müssen und sehen, was möglich ist. Dann treffe ich die Entscheidung."

4. Die Startaufstellungen

Manés mögliches Fehlen in der ersten Elf führt zu einem weiteren Grund, warum die Reds die drei Punkte nicht an der Anfield Road behalten werden. Selbst wenn er spielt, ist der Senegalese nach seinen Reisestrapazen und den kräftezehrenden Spielen beim Afrika Cup nicht gleich wieder in Topform.

Im Privatjet reist Mané erst kurz vor knapp aus Gabun an. Außerdem fehlt Nathanial Clyne, der nach seiner Verletzung noch nicht wieder belastbar ist. Lichtblick ist Adam Lallana, der nach einer Blessur wieder im Aufgebot stehen wird. Denn auf den Top-Assistgeber der Reds in der Liga (neun Vorlagen), wird Jürgen Klopp nicht freiwillig verzichten wollen.

Antonio Conte schöpft hingegen aus dem Vollem und hat die Qual der Wahl. Bankdrücker Willian und Michy Batshuayi nutzten am vergangenen Samstag beim 4:0-Sieg über Brentford im FA-Cup ihre Chancen und spielten sich in den Vordergrund. Ob Conte an seinem zuletzt perfekt funktionierenden Sturm-Dreieck mit Diego Costa, Eden Hazard und Pedro gegen die Reds etwas ändern wird, darf aber bezweifelt werden.

5. Druck auf Klopp und Co. wächst

Liverpool - und besonders Jürgen Klopp - stehen mit dem Rücken zur Wand. Rückenwind bekam der Deutsche nach dem Scheitern im League- und FA-Cup zuletzt sogar aus den eigenen Reihen.

Klopp machte sich dennoch Mut: "Sollen wir etwa den Kopf schon in den Sand stecken? Es gibt noch eine Menge zu holen in dieser Saison."

Verliert Liverpool, vergrößert sich allerdings der Abstand auf den Tabellenführer auf dreizehn Punkte. Eine "Menge zu holen" wäre dann wohl kaum noch.

Gerrit Kleiböhmer