12.01.2015 15:50 Uhr

Österreich zu mutlos für Legionäre aus Afrika

Nick Neururer: Seit 1986 zu Gast beim Afrika Cup
Nick Neururer: Seit 1986 zu Gast beim Afrika Cup

"Der Mut fehlt Österreich schon eh und je", Nick Neururer weiß als echter Experte für den am Samstag beginnenden Afrika Cup, warum dieser für die heimischen Bundesliga-Vereine meist kein Thema ist. Nicht einmal ein spezieller Auftrag, wie zuletzt vor zwei Jahren bei Rapid, reichte letztlich zur Verpflichtung eines Spielers.

Im Jahr 1986 gab der Tiroler sein Debüt beim Afrika Cup und ist auch heuer wieder gerade mit den Planungen einer Reise zum Turnier nach Äquatorialguinea beschäftigt. Bei der bisher letzten Auflage meinte Neururer noch gegenüber weltfussball: "Ich habe einen offiziellen Auftrag und bin diesmal für Rapid als einzigen österreichischen Verein in Südafrika vor Ort."

Was wurde daraus? Warum brachte dieser Auftrag kein Engagement eines Legionärs aus Afrika in Wien-Hütteldorf ein? "Wir haben damals versucht etwas zu machen. Aber leider hat es bei Rapid eben auch Stimmen gegeben, die dagegen waren", so Neururer. Während "Klassenfeind" RB Salzburg zuletzt mit Sadio Mané einen absoluten Volltreffer landete, verzichtete der Rekordmeister damals trotz eines Beobachters vor Ort auf einen Transfer.

"Österreich ist für Spieler aus Afrika ein weißer Fleck auf der Landkarte"

"Österreich fehlt die Tradition und die Kolonialgeschichte. Die Verbindungen waren und sind teilweise nach wie vor nicht existent. Für die Spieler aus Afrika sind wir ein weißer Fleck auf der Landkarte", beschreibt der ehemalige Journalist den momentanen status quo bezüglich der Fußball-Verbindung zwischen Österreich und Afrika.

"Spieler aus Kamerun, Nigeria oder Ghana wollen natürlich gleich in eine der großen Ligen in Europa. Aber speziell in den kleineren afrikanischen Ländern könnte man sich mehr um die dortigen Topspieler bemühen", führte Neururer aus, der speziell nach Burkina Faso beste Kontakte hat.

Mit Issiaka Ouédraogo (Admira Wacker) und Naby Keita (RB Salzburg) sind zwar zwei Legionäre aus der Bundesliga beim Afrika Cup 2015 mit dabei, aber sonst ortet Neururer weiter großen Aufholbedarf. "Es gibt nach wie vor genug Spieler, die für österreichische Vereine interessant sein könnten. Speziell in Relation zu den Kosten. Doch dann müsste man auch an der Betreuung der Spieler arbeiten und Geduld mitbringen."

Länderspiel gegen afrikanische Mannschaft eher unwahrscheinlich   

Auf einer weiteren Ebene dürfte es bis aus weiteres ebenfalls keinen Kontakt mit Afrika geben: Das ÖFB-Team machte zwar in den vergangenen Jahren mit Länderspielen gegen die Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria, Ghana und Tunesien einige Erfahrungen, eine weitere Partie gegen einen Gegner aus Afrika kündigt sich vorerst jedoch eher nicht an.

"Man muss sich den Kalender erst im Detail ansehen, aber wenn sich Österreich für die EM qualifiziert, dann ist es eher unwahrscheinlich. Wichtig ist aber, die einzelnen Mannschaften zu kennen. Dies könnte in Zukunft noch sehr wichtig sein", sagte der auch für den ÖFB tätige Scout.

Mehr dazu:
>> Ouédraogo hat sein Ticket für den Africa Cup

ct