06.09.2019 14:15 Uhr

Vor 50 Jahren: Als ein Biss in den Hintern die Liga schockte

Die Hunde-Attacke auf Friedel Rausch geschah heute vor 50 Jahren beim Revierderby in Dortmund
Die Hunde-Attacke auf Friedel Rausch geschah heute vor 50 Jahren beim Revierderby in Dortmund

Die Duelle zwischen dem BVB und dem FC Schalke 04 haben bereits unzählige Kuriositäten hervorgebracht. Eine davon jährt sich am 6. September 2019 zum 50. Mal. Im Mittelpunkt standen dabei ein menschlicher Hintern und ein angriffslustiger Hund.

Es war ein sonniger Nachmittag an jenem Samstag im Jahr 1969. Die Massen drängten in das Stadion "Rote Erde" in Dortmund. 39.000 elektrisierte Schlachtenbummler standen dicht gedrängt um das Spielfeld, um eine Neuauflage des Duells zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 zu sehen. 

Es dauerte keine 38 Minuten, als sich die Emotionen erstmals entluden: Mit dem Schalker-Führungstreffer nach 37 Zeigerumdrehungen stürmten Dutzende euphorisierte S04-Fans das Spielfeld. Die Sicherheitskräfte hatten alle Mühe die Situation in den Griff zu bekommen und setzten Hunde ein. Eines der Tiere biss dabei einen Menschen ins Hinterteil. Der Schäferhund erwischte aber nicht etwa einen Zuschauer, sondern den Schalke-Profi Friedel Rausch. 

Der Betroffene erinnerte sich später: "Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Plötzlich rief einer, Vorsicht, die Hunde sind los. Da kamen schon die Höllenschmerzen." Eine Auswechslung kam nicht infrage. "Also bekam ich eine Tetanusspritze und weiter ging's." Als Wiedergutmachung erhielt Rausch zwischen 300 und 500 DM Schmerzensgeld und einen Blumenstrauß vom BVB. Bis zu seinem Tod im Jahr 2017 erinnerte Rausch eine Narbe im Gesäß an die Beißattacke.  

Rausch: Ein Schalke-Profi im Pech

Doch Rausch war nicht der einzige Spieler, der in dem Spiel von einem Hund gebissen wurde. Seinen Teamkollegen Gerd Neuser erwischte es ebenfalls, allerdings im Oberschenkel. Während Rausch weiterspielte, wurde Neuser im Laufe der Partie ausgewechselt. Später stellte sich heraus, dass der Schäferhund gar nicht als offizieller Polizeihund im Stadion war. Stattdessen hatte sich ein Fan das Tier von einem Nachbarn ausgeliehen, um sich - als Ordner getarnt - den Eintritt ins Stadion zu erschleichen. Durch diesen cleveren Trick war die Bundesliga um eine Anekdote reicher. 

Für Rausch hatte die Hunde-Attacke jedoch gleich mehrere Folgen: Einerseits konnte Rausch mehrere Tage nur auf dem Bauch schlafen. Andererseits zogen ihn Gegenspieler mit der Aktion auf: "Fast in jedem Spiel kam einer an und machte wuff-wuff." 

Trotz allem legte Friedel Rausch, der in seiner gesamten Spieler-Laufbahn nur für zwei Vereine auflief - den Meidericher SV (heute MSV Duisburg) und den FC Schalke 04 - noch eine passable Bundesliga-Karriere hin: Für die Knappen bestritt er zwischen 1962 und 1972 170 Bundesligaspiele und erzielte dabei sechs Tore. 

Erfolgreiche Trainer-Karriere 

Auch als Trainer hinterließ Rausch seine Spuren in der Bundesliga. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde er in der Spielzeit 1993/94 Vizemeister. 1998 und 1999 bewahrte er zuerst Borussia Mönchengladbach und anschließend den 1. FC Nürnberg vor dem Abstieg in die 2. Liga. 

2017 verstarb er im Alter von 71 Jahren in der Nähe seiner Wahl-Heimat Luzern. Auf ewig in Erinnerung bleibt Rausch aber für den erlittenen Hundebiss am 6. September 1969 im Revierderby gegen Borussia Dortmund.

Tom Szyja