Champions League 2010/2011 » Achtelfinale » Liveticker: Bayern München - Inter 2:3

Fazit:
Der FC Bayern scheidet aus, und keiner weiß, warum! Nichtmal die jubelnden Italiener. Es ist ein Drama, es ist eine sportliche Tragödie. Doch sie ist selbstverschuldet! Bayern München spielte Inter Mailand bis zum 2:2-Ausgleich nicht nur an die Wand, nein, man spielte den Gast buchstäblich durch die Wand durch. Die Gastgeber erarbeiteten sich Chance um Chance, im Minutentakt hätten sie das Spiel entscheiden können. Ja, müssen! Doch wie schon so oft in dieser Saison gingen sie in höchstem Maße fahrlässig mit ihren Gelegenheiten um. Und dann kamen mal wieder die individuellen Fehler. Sowohl das 2:2 als auch das 2:3 dürfen nie und nimmer fallen! Klar könnte man nun über das Abseitstor zum 0:1 diskutieren, ohne das diese Partie wohl anders gelaufen wäre. Doch nach einer solchen Leistung, nach so vielen Chancen, darf man das nicht als Grund nehmen. Bayern ist heute nicht am Gegner, sondern einzig und allein an sich selbst gescheitert. Es ist also vorbei, der stolze deutsche Rekordmeister wird diese Saison keinen Titel holen. Inter hat dagegen mal wieder alle Chancen auf das Triple.
Während die Bayern noch völlig fassungslos am Boden liegen und Inter feiert, spielt sich zum Ende dieses Abends noch eine bewegende Szene ab: Inters japanischer Neuzugang Nagatomo läuft zu den Klängen von "You'll never walk alone" alleine mit der Flagge seiner Heimat durchs Stadion. 66.000 Zuschauer applaudieren, und das sportliche Drama von eben ist plötzlich wieder ganz weit weg. Schüss aus München!

Gelbe Karte für Motta (Inter)
Motta mit taktischem Foul an Müller.

Gelbe Karte für Houssine Kharja (Inter)
Erste Aktion vom neuen Mann: Unnötige Grätsche an der Mittellinie.

Gelbe Karte für Goran Pandev (Inter)
Torjubel, Trikot ausziehen, Gelb.

Zwei Minuten noch. Inter muss nun eigentlich alles nach vorne werfen.

Ecke Bayern. Durchschnaufen.

Das ist nicht zu fassen! Inter verdattelt den Ball an der Mittellinie, ist komplett in der Vorwärtsbewegung. Gomez läuft den Konter gegen zwei Mann, rechts ist Müller, links Ribéry. Er muss es sich nur aussuchen. Aber warum um Himmels Willen versucht er es alleine?? Das war die ganz ganz große Chance, das Ding hier zu entscheiden!

Der große Glanz ist weg beim FCB! Inter hat zwar nicht Chance um Chance, genau genommen hatten sie seit dem Tor eine wirklich gute. Doch die Gastgeber kommen im Spielaufbau nicht mehr klar, schenken die Bälle zu schnell her. Und dass Inter keine zehn Gelegenheiten braucht, das weiß man. Höchstspannung ist das hier!

Um einen Hauch! Luiz Gustavo holt sich rechts den Ball, schaltet sofort nach vorne um. In der Mitte ist Gomez, ganz alleine. Doch der Pass ist eine halbe Sekunde zu spät, Lúcio fängt gerade noch ab.

Ganz andere Körpersprache nun bei Inter! Die Italiener sind nun viel enger am Gegner, haben eine viel höhere Passgenauigkeit. Und Bayern baut im gleichen Maße ab.

Die Bayern hatten alles so wunderbar im Griff heute, hätten das Spiel längst entscheiden müssen. So aber beginnt nund as selbstverschuldete große Zittern.

Nächster Schuss der Gäste, Eto'o setzt das Leder knapp drüber. Ganz heiße Phase nun, das Spiel droht urplötzlich zu kippen.

Was lassen die Bayern heute liegen!?! Müller spielt in die Gasse auf Gomez, der muss abziehen. Aber sie wollen es immer wieder zu schön machen! Gomez legt nochmal ab, dann ist ein Mailänder dazwischen.

Was für ein Spielzug der Bayern! Schweinsteiger hat das Leder in der Zentrale, steckt clever durch zwei Mann nach links durch. Da ist - wer auch sonst? - mal wieder Ribéry, der an die Grundlinie geht und butterweich an die Strafraumkante zurück flankt. Genau auf Gomez, der Júlio César per Direktabnahme zu einer Glanztat zwingt.

Gelbe Karte für Lúcio (Inter)
Wegen solcher Szenen haben sie ihn in München geliebt und gehasst! Der Brasilianer legt die Scheuklappen an und galoppiert einfach mal los. Natürlich verliert er den Ball, setzt dann mit gestrecktem Bein nach. Berechtigte Karte. Warum Pedro Proença allerdings den Konter unterbindet, der ein klarer Vorteil gewesen wäre, weiß nur er.

Gelbe Karte für Breno (Bayern München)
Breno kommt zu spät gegen Sneijder. Da kann man Gelb geben. Aber wenn er die gibt, muss er die anderen davor schlicht und einfach auch geben. Komisches Maß, das der Schiri heute anlegt. Wie dem auch sei: Freistoß für Inter aus knapp 30 Metern.

Ribéry sprüht heute vor lauter Spielfreude, überdreht dabei jedoch zunehmend und verhaspelt sich in Dribblings. Der Mann will heute was beweisen. Ob es an der Anwesenheit von Frankreichs Coach Laurent Blanc liegt?

Langsam muss Pedro Proença aufpassen! Nächste unschöne Aktion, diesmal von Haudegen Motta. Robben legt den Ball vorbei, Motta ist zu langsam, säbelt aber trotzdem hinterher. Voll in die Wade. Auch hier gibt er nur Freistoß.

Sollte Inter geplant haben, mit viel Offensivpower aus der Kabine zu starten, so kommt es gar nicht erst dazu! Bayern schaltet blitzschnell um, jetzt mal über Lahm. Der nimmt Robben mit, welcherzu Schweinsteiger zurücklegt. Dessen Schuss mit der Innenseite ist aber viel zu lässig.

Weiter geht's. Keine Wechsel auf beiden Seiten.

Halbzeitfazit
Durchschnaufen! Der FC Bayern führt nach ganz frühem Rückstand gegen Inter Mailand, insgesamt mit 3:1. Die Gäste bräuchten Stand jetzt zwei Tore zum Weiterkommen. Doch das müsste nicht sein! Denn nach einer durchwachsenen Anfangsviertelstunde hatten die Gastgeber erkannt, dass Inter heute nicht in Topform ist, kaum ins Spiel findet und in Bayerns Defensive fast immer abgemeldet ist - und machten Ernst. Klar, bei beiden Toren war Glück dabei. Doch erstens war Inters Führung irregulär, und zweitens hätte es ja längst nicht bei zwei Treffern bleiben müssen. Denn die Gastgeber spielten den Titelverteidiger mit zunehmender Spieldauer beinahe schwindelig, verwandelten Inters Abwehr in einen Torso. Aber sie machten die Tore einfach nicht! Es könnte längst 3:1 oder gar 4:1 stehen. So aber bleibt ein Restrisiko, das Viertelfinale doch noch abzuschenken. Wenn es auch nach dieser packenden Halbzeit unvorstellbar erscheint. Bis gleich.

Zu eigensinnig! Super Balleroberung von Luiz Gustavo an der Mittellinie, plötzlich rennen drei Bayern gegen zwei Mailänder an. Doch der Franzose spielt nicht ab, will Lúcio selbst ausspielen. Und das geht schief. Auch hier war viel mehr drin.

Pfosten Bayern! Unglaubliche Szene! Und wieder ist Júlio César mittendrin! Gomez kommt zum wiederholten Mal von rechts auf ihn zu, kann eigentlich nicht an die Flanke kommen. Doch der Brasilianer greift erst nicht ein, dann daneben und Gomez stochert das Leder an ihm vorbei. Der Ball kullert und kullert und kullert... und bleibt auf der Linie liegen! Müller und Ranocchia starten beide durch, fliegen gemeinsam aufs Leder zu und jagen es irgendwie an den Innenpfosten. Das gibt es doch nicht!

Gelbe Karte für Luiz Gustavo (Bayern München)
Erste Karte des Spiels. Luiz Gustavo tritt gegen Sneijder von hinten nach dem Ball, trifft aber nur die Ferse des Holländers. Klar ist das eine Karte. Doch so schlimm, dass Sneijder dem Brasilianer an die Gurgel gehen muss, war das nun auch wieder nicht.

Ribéry muss es machen! Das muss doch schon die Entscheidung sein! Van Buyten spielt den Ball flach links raus. Der Franzose nimmt nicht an, sondern lässt das Leder durchlaufen - und Ranocchia damit ins Leere rutschen. Plötzlich ist Ribéry völlig allein auf dem Weg zum Tor. Doch er bringt den Ball nicht an Júlio César vorbei. Den muss er machen, keine Frage!

Glück für Luiz Gustavo. Der Brasilianer verhindert einen Konter der Gäste, indem er klar hält. Doch die Pfeife bleibt stumm.

Gomeeeeez mit der nächsten Gelegenheit! Wieder so ein guter Pass von Ribéry auf den mittelstürmer. Der tanzt Lúcio aus, zieht dann aus spitzem Winkel ab. Júlio César ist diesmal auf dem Posten.

Tooor für Bayern München, 1:1 durch Mario Gomez
Das darf ja nicht wahr sein!! Eine fast identische Szene wie bei Gomez' Tor in Mailand führt fast aus dem Nichts zum Ausgleich. Klar, Bayern war bemüht. Aber Torgefahr war nun wirklich nicht in Sicht! Und dann lassen sie Robben wie im Hinspiel laufen. Der zieht von der rechten Strafraumkante ab. Mittig, halbhoch, genau auf Júlio César. Aber was macht denn der?!? Der lässt diesen sicheren Ball schon wieder prallen, und schon wieder ist Gomez da! Der Stürmer hält mit dem Rücken zum Tor den Fuß rein und hebelt das Leder ins Netz. Welch ein Bock vom brasilianischen Keeper!

Der Spielfluss klappt noch nicht, also müssen Einzelaktionen her. Pranjić tankt sich über links durch, ein aussichtsloses Unterfangen. Immerhin holt er die nächste Ecke raus.

So geht es nicht! Robben setzt sich rechts gegen zwei Mann durch, legt dann zurück auf Lahm. Der hat Unmengen von Zeit, kann sich ewig auf die Flanke vorbereiten - und flankt dahin, wo nun wirklich kein Roter steht.

Der Italiener prallt bei der Abwehraktion mit dem eigenen Keeper zusammen, muss kurz behandelt werden. Dann geht es für ihn weiter.

Schlechte Ecke von Robben, ins Niemandsland. Doch Bayern setzt nach, holt sich den zweiten Ball. Müller bedient Ribéry, der macht den Haken nach rechts und zieht ab. Doch Lúcio blockt ab.

Wie antworten die Bayern? Erst einmal mit viel Ruhe...

Und gleich mal Gefahr! Robben chippt das Leder an den Fünfer, Gomez kommt beinahe noch ran. Ein Raunen geht durch die Arena.

Auf geht's, Bayern stößt an.

Bevor wir uns auf ein stimmungsvolles Spiel freuen, gilt es aber, noch einmal innezuhalten. Im Gedenken an die Opfer der unfassbaren Katastrophe in Japan und in der Hoffnung, dass es dort nicht zum Schlimmsten kommen wird.

Die gesamten Aufstellungen gibt es natürlich wie immer im Spielschema.

Die Schwachstellen könnten bei beiden Teams in der Defensive liegen, genauer: In der Innenverteidigung. Dort spielt auf Seiten der Gäste Lúcio, der langjährige Münchner. Mal sehen, ob er bei der Rückkehr in "sein" Stadion die volle Konzentration hat. Neben ihm agiert heute der junge Andrea Ranocchia. Ihm fehlt die internationale Erfahrung.

Doch Lockerheit alleine wird den Bayern heute nicht helfen. Denn Inter Mailand mag zwar nicht mehr dasselbe Inter sein, das den Titel vergangene Saison holte. Aber das macht die Italiener nicht unbedingt schlechter. Eher haben sich die Prioritäten verschoben. Denn wo José Mourinho alles der Defensive unterordnete, lässt Leonardo offensiv spielen.

Die Konsequenz des ganzen Brimboriums: Trainer van Gaal muss gehen, aber erst zum Saisonende - woraufhin der FC Bayern einen die Arbeit verweigernden Hamburger SV mit 6:0 aus der Arena ballerte. Ein Maßstab? Wohl kaum! Nicht wenige im Münchner Umfeld werden hoffen, dass diese absurden Wochen so enden mögen, wie sie begannen. Mit einem Sieg gegen Inter.

Dass die Bayern heftige, ja absurde Wochen hinter sich haben, ist allgemein bekannt. Neu aufrollen muss man das Ganze also an dieser Stelle nicht mehr. Die Kurzfassung lautet: Nach einer bisher eher schwach verlaufenen Saison spielte Bayern in Mailand stark auf, siegte in letzter Sekunde und schien doch noch Vieles zum Guten wenden zu können.