Erster gegen Zweiter, Messi gegen Ronaldo - der Clásico versprüht einen Glanz wie kaum ein Duell auf dieser Welt. Wie sind die Voraussetzungen? Worum geht es? Wer hat die bessere Form?

Die Form:

Im Moment de facto Vorteil Barça. Die Elf von Trainer Luis Enrique hat vor zwei Wochen das erste Mal seit dem zehnten Spieltag die Tabellenführung in der Primera División übernommen, gewann neun der letzten zehn Meisterschaftsspiele. Die Katalanen profitierten von einem Lionel Messi in absoluter Topform. La Pulga traf 17 Mal in den vergangenen zehn Partien - eine Wahnsinnsquote! Die spanische Gazzette "El Mundo" brachte es auf den Punkt, schrieb nach dem letzten Doppelpack des Weltstars gegen SD Eibar: "Messi macht wieder, was und wann er will". Auch Coach Luis Enrique strotzt im Vorfeld vor Selbstvertrauen und meinte: "Wir erreichen den Clásico als Tabellenführer und in perfekter Verfassung". Der katalanische Mega-Sturm mit Neymar, Suárez und Messi ist auf jeden Fall vollzählig versammelt.

Der Rekordmeister reist hingegen mit einer mäßigen Bilanz aus den letzten Wochen an. Nur drei der letzten sechs Ligaspiele wurden gewonnen. Dazu die uninspirierte Vorstellung beim 3:4 zu Hause gegen Schalke in der Champions League vor eineinhalb Wochen, als die Madrileños auf den Tribünen lautstark ihren Unmut kundtaten. Noch haben die Königlichen alle Trümpfe selbst in der Hand, den mäßigen bis schlechten Winter samt Achtelfinalaus im Pokal gegen Atlético vergessen zu machen. "Am Sonntag müssen wir das ganze Match lang große Lust auf das Spiel ausstrahlen und uns fokussieren", verlangt Coach Carlo Ancelotti. Alleine der Stimmung wegen muss dafür aber im Camp Nou mindestens einfach gepunktet werden. Auch in Madrids Offensivreihe der Superlative haben sich ausgenommen von James Rodríguez (nach Mittelfußbruch) alle fit gemeldet.

Die Ausgangsposition:

Der FC Barcelona kann sich mit einem Heimsieg am Sonntagabend in eine sehr komfortable Position mit vier Punkten Vorsprung auf Platz zwei bringen. Von einer Vorentscheidung bei dann noch zehn austehenden Spieltagen könnte aber kaum die Rede sein, weil die Katalanen in den kommenden Wochen noch gegen das komplette Verfolgertrio Valencia, Atlético Madrid und FC Sevilla ran müssen.

Die Superstars:

32:30 steht es nach Toren aktuell für Leo Messi in der Torschützenliste gegen Cristiano Ronaldo. Die beiden bewegen sich damit erneut in ihren ganz eigenen Sphären. Auch in den Clásicos haben sich die Weltfußballer der vergangenen sieben Jahre längst verewigt. Kein Akteur erzielte im Derbi Español mehr Treffer als der Argentinier Messi: sagenhafte 21 Mal in 29 Duellen. Ronaldo war in seinen 25 Begegnungen gegen Barça (dreimal mit ManUnited) immerhin schon 14 Mal erfolgreich.

Ihre Spiele für die Geschichtsbücher:

Messi traf vor genau einem Jahr dreifach beim 4:3-Auswärtssieg gegen Madrid. Die Punkte kosteten den Hauptstädtern am Ende wohl den Titel.

Cristiano Ronaldo netzte im April 2011 in der Verlängerung zum 1:0-Siegtreffer im Pokalfinale gegen Barcelona. Es war der erste Triumph im Copa del Rey nach 18 Jahren für die Weißen.

Die Dauerbrenner:

Mittelfeldmotor Xavi steht vor seinem 42. Clásico-Einsatz im Barça-Trikot. Nur der Madrilene Manuel Sanchís steht in dieser Statistik noch vor ihm. Reals Stammverteidiger der Achtziger- und Neunzigerjahre bringt es auf 43 Begegnungen. Übrigens: "San" Iker Casillas stand immerhin auch schon 36 Mal auf dem Platz, wird aktuell aber wohl erneut auf der Bank Platz nehmen müssen.

Die Statistik:

Die Katalanen verloren nur eines der letzten neun Heimspiele gegen Real. Im April 2012 siegte Madrid mit 2:1, Sami Khedira schoss damals übrigens das 1:0.

Tore im Clásico fallen eigentlich immer! Auch das verhilft der Begegnung zu seiner großen Popularität. Bei den letzten 36 Duellen zappelte der Ball mal früher, mal später in der Verlängerung (Pokal) im Netz. Das letzte 0:0 gab es in der Spielzeit 2002/2003 beim legendären "Schweinekopf-Wurf" gegen Luis Figo.

Mehr dazu:
>> Clásico: Messi im Hoch, Ronaldo im Tief

Mats-Yannick Roth