08.05.2015 15:39 Uhr

Runjaic exklusiv: "Haben den richtigen Mix"

Auf dem Weg in die erste Liga: Kosta Runjaic und der 1. FCK
Auf dem Weg in die erste Liga: Kosta Runjaic und der 1. FCK

Mit einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz geht Kaiserslautern in das Saisonfinale der 2. Liga. Im weltfussball-Interview äußert sich Trainer Kosta Runjaic zu den Chancen und Risiken, die die aktuelle Situation mit sich bringt.

Herr Runjaić, trotz der 2:3-Niederlage beim SV Darmstadt steht Ihr 1. FC Kaiserslautern weiterhin auf einem direkten Aufstiegsplatz. Mit einigen Tagen Abstand: Wie haben Sie die Niederlage gegen Ihren alten Klub aufgearbeitet und was waren aus Ihrer Sicht die Hauptursachen für die fünfte Saisonpleite?
Niederlagen und der Umgang damit gehören zum Fußball. Wir haben das Spiel intern intensiv analysiert. Besonders unsere eigenen Fehler standen dabei im Fokus denn nur die können wir beeinflussen und künftig abstellen. Es gab verschiedene Gründe für die Niederlage gegen die Lilien, die möchte ich aber hier nicht weiter thematisieren.

Ihre Mannschaft blieb zuvor acht Spiele lang ohne Niederlage. Was zeichnet den 1. FC Kaiserslautern im Frühling 2015 aus, sodass er seit dem 26. Spieltag auf einem direkten Aufstiegsplatz steht?
Konstanz ist ein wesentlicher Grund. Ebenso eine erhöhte Flexibilität unseres Spiels. Die beeindruckende Heimbilanz ist ein weiterer Faktor. Der Betze ist wieder eine Bastion, das tut unserem Punktekonto gut. Und unsere sehr junge Mannschaft, die in der Hinrunde noch so manches Lehrgeld zahlen musste, hat schnell aus Fehlern gelernt. Das wirkt sich positiv auf die Ergebnisse aus

In den nächsten Wochen geht es noch gegen den FC St. Pauli (H), den FC Erzgebirge Aue (A) und den FC Ingolstadt (A). Wie bewerten Sie dieses Restprogramm? Auch vielleicht im Vergleich zu Ihren Konkurrenten.
Wir schauen nicht auf die anderen und Vergleiche machen in dieser extrem ausgeglichenen Liga keinen Sinn. Am Ende kann jeder jeden schlagen deshalb gibt es keine leichten Restprogramme. Positiv ist, dass wir noch zwei Heimspiele haben. Aber auch die sind schwer. St. Pauli hat nach dem Sieg gegen Leipzig Oberwasser und Ingolstadt will sich gerade gegen uns mit Sicherheit im letzten Saisonspiel meisterlich in die 1. Liga verabschieden. Und dass es in Aue unglaublich schwer wird, hat der KSC gerade erlebt.

Lassen Sie uns den Blick auf die nächste Partie lenken. Der FC St. Pauli zeigte sich in den letzten Wochen unter Ewald Lienen sehr kampfstark und holte immerhin 13 Punkte aus den letzten acht Spielen – ein guter Wert für einen Abstiegskandidaten. Was wird für die Partie am Samstag besonders wichtig werden, um die drei Punkte auf dem Betzenberg zu behalten?
St. Pauli erhebt nicht den Anspruch spielerisch zu glänzen, schon gar nicht in der aktuellen Situation. Sie treten mit absolutem Willen und Leidenschaft an. Da müssen wir gleiches dagegensetzen und den Kampf zu 100 Prozent annehmen. Ganz wichtig werden auch die Fans. Genau wie St.Pauli zu Hause von der Stimmung am Millerntor getragen wird, spielen unsere Fans am Betze eine entscheidende Rolle. Wenn Mannschaft und Zuschauer am Betze eine Einheit bilden, hat es jede Mannschaft schwer gegen uns. Darauf setze ich in den letzten beiden Heimspielen vor jeweils großer Kulisse.

Wie sieht es für dieses Spiel hinsichtlich der Personalsituation aus? Wird beispielsweise ein Tobias Sippel wieder spielen können? Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand bei Ruben Jenssen und Marcel Gaus?
Die Personalsituation entspannt sich erfreulicherweise. Tobias Sippel ist wieder fit. Ruben Jenssen hat am Dienstag zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft trainiert. Nur Marcel Gaus steht uns leider erst in der neuen Saison wieder zur Verfügung.

In der Spielvorbereitung auf den Gegner FC St. Pauli: Worauf legen Sie aktuell bei den Trainingsinhalten am meisten Wert? Sind sie zufrieden mit der Arbeit der Mannschaft?
Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft, jeder weiß, worum es geht, alle ziehen voll mit. Wir haben den richtigen Mix aus guter Stimmung, voller Konzentration und positiver Anspannung vor dem nächsten Spiel. Unser Trainingsprogramm ist stets ein ausgewogener Mix aus Basics, taktischen Varianten und spezifischer Vorbereitung auf den kommenden Gegner.

Der Klub und das Umfeld in Kaiserslautern sehnen den Wiederaufstieg in die Bundesliga nach dem Abstieg 2012 entgegen. Beschreiben Sie bitte einmal in ein paar Worten die Faszination und das Besondere in Ihrem Verein.
Der FCK ist ein Verein, der eine große Tradition und ein tolles Stadion hat. Dazu kommt eine Fußballverrückte Region, die eine ganz besondere Beziehung zu ihrem FCK hat, der ein verbindendes Element für die gesamte Pfalz ist. Die Aufgabe der Vereinsführung und aller Verantwortlichen beim FCK ist es, aus den vielen positiven vorhandenen Elementen eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft zu bauen. Da sind wir gemeinsam auf einem sehr guten Weg und in diesem Jahr sehr gut vorangekommen.

Was wird für die letzten drei Spielwochenenden von entscheidender Wichtigkeit sein? Geht es eher um ein bestmögliches Fitnesslevel in den letzten Zügen einer Saison, eine besonders gut harmonierende Mannschaft oder eine stabile Psyche bei immer größer werdendem Erfolgsdruck?
Kurz vor dem Saisonende muss die Fitness stimmen und auch ein harmonisches Miteinander innerhalb der Mannschaft. Da haben wir die Grundlagen in einer sehr guten und intensiven Vorbereitung frühzeitig gelegt. Jetzt spielt vor allem die Psyche eine wichtige Rolle, denn vieles geht im Endspurt über den Kopf. Deshalb ist eine intensive Kommunikation wichtiger denn je, gerade mit den jungen Spielern, die solche Situationen noch nicht so oft erlebt haben.

Ihr FCK steht auf Platz zwei mit knappem Vorsprung. Darmstadt, Karlsruhe und Braunschweig lauern noch auf den folgenden Rängen, auch Leipzig hat noch Außenseiterchancen. Wen schätzen Sie als größten Konkurrenten ein und warum?
Die Abstände sind extrem knapp und jeder kann noch 9 Punkte holen. Da gibt es keinen größten Konkurrenten. Wir haben am vergangenen Wochenende gesehen, wie schnell sich das Verfolgerfeld verändern kann. Es wird – wie es aussieht – wohl bis zum letzten Spieltag spannend bleiben.

Am 24. Mai um 17:20 Uhr werden die beiden Aufstiegsplätze in die 1. Bundesliga sowie der Relegationsplatz vergeben sein. Wo werden Ihre Roten Teufel landen?
Wenn ich das wüsste, würde ich mich als Hellseher selbstständig machen (lacht). Wir haben zu Beginn der Saison, nachdem wir einen neuen Weg mit einer stark verjüngten Mannschaft eingeschlagen haben, nicht damit gerechnet, direkt im ersten Jahr so gut dazustehen. Nun sind wir weiter als wir dachten. Jetzt wollen wir das Erreichte auch mit aller Macht verteidigen.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth