09.03.2017 15:32 Uhr

Lacazette: Ein Torjäger im Schaufenster

Alexandre Lacazette wird Lyon im Sommer verlassen
Alexandre Lacazette wird Lyon im Sommer verlassen

Seit Jahren steht Alexandre Lacazette bereits auf den Zetteln der großen Klubs in Europa, zuletzt auch beim BVB. Dennoch spielt der Musterprofi nach wie vor bei seinem Heimatverein in Lyon und schießt Woche für Woche die Ligue1 kurz und klein. In diesem Sommer soll der Schritt jedoch endlich vollzogen werden.

Wir schreiben den 08. Februar 2017, Lyon. Die ortsansässige Olympique schießt Aufsteiger Nancy mit 4:0 aus dem Stadion. Einmal mehr einer der stärksten: Alexandre Lacazette. Der Kapitän bereitet ein Tor vor und schießt eines selbst, wird aber trotzdem bei seiner Auswechslung von Teilen der Fans übel ausgepfiffen. Mit hängendem Kopf verlässt das Eigengewächs das Spielfeld.

Was war los? Drei Tage zuvor wurde ein kurzes Interview von "Canal+" mit Lacazette veröffentlicht, in dem unter anderem dieser Satz fiel: "Ich denke, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin sicher, dass ich in diesem Sommer eine Veränderung benötige und etwas anderes entdecken muss."

Dass das ausgerechnet am Tag des Derbys bei Erzrivale Saint-Étienne herauskommt und das Spiel obendrein noch 0:2 verloren geht, nehmen ihm viele Fans übel. "Bevor man von anderen Klubs redet, sollte man seinen Klub zum Sieg schießen" – so ein Spruchband der Ultra-Gruppe "Bad Gons". Nun, das tat Lacazette dann auch.

Trotzdem schlugen die Pfiffe Wellen, Funktionäre und Fans stellten sich demonstrativ vor den Mittelstürmer. Schließlich ist der gebürtige Lyonnais nicht nur in dieser Saison mit 22 Toren in 23 Ligaspielen wieder bester Torjäger der Liga, auch in den vergangenen zwei Spielzeiten traf er jeweils über 20 mal. Ein Rekord, den zum Beispiel selbst ein Zlatan Ibrahimović verpasste (nur 19 Tore 2014/15).

Beweglich, technisch gut, kaltschnäuzig

Doch es sind nicht nur die Tore, die Lacazette zu einem der begehrtesten Sturmobjekte dieses Sommers machen dürften. Als gelernter Flügelstürmer besitzt der 1,75m-Mann einen niedrigen Körperschwerpunkt, ist kombinationssicher und nur schwer vom Ball zu trennen. Trotz seiner Beweglichkeit ist er physisch robust und geht auch haarigen Zweikämpfen im Strafraum nicht aus dem Weg.

Der endgültige Durchbruch gelang jedoch erst zur Spielzeit 2013/14, als ihn Ex-Coach Rémi Garde vom Flügel ins Sturmzentrum beorderte. Seither spielt er seine große Stärke aus: die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Lacazette fackelt nicht lange, schließt auch dank seiner Beidfüßigkeit im Strafraum schnell ab und erwischt den Torwart damit oft auf dem falschen Fuß.

Logisch also, dass die großen Klubs seit Jahren Schlange stehen. Letztes Jahr noch wurde eine 50 Millionen-Offerte von PSG ausgeschlagen, dieses Jahr weiß der Klubpräsident Jean-Michel Aulas jedoch, dass sein Juwel nicht mehr zu halten sein wird: "Schon immer wollte Alex für einen großen Klub spielen. Und Lyon hat nichts dagegen einzuwenden. Wir sind einverstanden."

Griezmann als Lockvogel?

Doch wohin verschlägt es den 25-Jährigen? "Als ich klein war, habe ich von Barcelona geträumt. Aber ich habe keine Präferenz zwischen England oder Spanien", betont der Spieler selbst. Aktuell sind in England vor allem Arsenal, denen bereits seit Jahren eine intensive Beobachtung des Spielers nachgesagt wird, und Manchester City im Rennen. Letztere suchen womöglich nach einem Nachfolger für den abwanderungswilligen Sergio Agüero.

In Spanien soll vor allem Atlético Madrid großes Interesse haben. Superstar Antoine Griezmann soll sich persönlich bei den Funktionären für seinen Landsmann einsetzen und könnte durch eine Verpflichtung Lacazettes womöglich selbst zum Bleiben überredet werden.

Weiterer Pluspunkt: Lacazette könnte sich in Madrid bereits mit Griezmann einspielen, um auch in der Nationalmannschaft seinen Durchbruch zu schaffen. Schließlich wurde Lyons Goalgetter kurz vor der letztjährigen EM noch aus dem Kader gestrichen und hat nach wie vor das Nachsehen hinter Akteuren wie Giroud, Gignac oder Gameiro. Ein nächster Schritt auf Vereinsebene würde seine Chancen in der Équipe Tricolore in jedem Fall verbessern.

Johann Mai