27.06.2019 12:42 Uhr

Doku über Toni Kroos sorgt für Wirbel

Eine Doku über Toni Kroos sorgt für Wirbel
Eine Doku über Toni Kroos sorgt für Wirbel

Toni Kroos ist der erfolgreichste deutsche Fußballer der Gegenwart. Doch welcher Mensch steckt hinter dem weltberühmten Kicker? Der Film "Kroos" will das zu ergründen - und sorgt für Kontroversen.

Toni Kroos hat durchaus Humor. Das beweisen nicht zuletzt die hitzigen Diskussionen um den Dokumentarfilm "Kroos", der am Sonntag in Köln im Beisein des Protagonisten Premiere feiert. Der Streifen sei eine "scheiss Doku", schimpfte in dieser Woche ein Fan auf Twitter und komme "10 Jahre zu früh Sie Größenwahnsinniger". Die trockene Replik von Kroos: "Immerhin gesiezt."

Das 1,5 Millionen Euro teure Projekt hat schon vor seinem offiziellen Kinostart am 4. Juli viel Wirbel verursacht. Das liegt zum einen daran, dass Kroos und dessen Familie sich in dem Film von Regisseur Manfred Oldenburg ("Das Wunder von Bern", "Wembley 1966") kritisch zu Kroos' Zeit bei Bayern München äußern. "Das war ihm alles zu schickimicki", sagt Mutter Birgit. Ein weiterer Grund für die zum Teil heftigen Reaktionen ist Kroos' Charakter, den die Dokumentation zu ergründen sucht.

Toni Kroos ist der erfolgreichste deutsche Fußballer der Gegenwart, er wird von Millionen Fans weltweit verehrt - doch welcher Mensch hinter dem weltberühmten Kicker steckt, wissen wenige. Und so greift die Öffentlichkeit zu Klischees vom kühlen Norddeutschen oder dem Schnösel mit der "Mir doch egal"-Einstellung. Genau daraus beziehe sein 113-minütiges Werk den Spannungsbogen, sagt Oldenburg.

"Toni war immer er selbst"

Mit Kameramann Johannes Imdahl (Nowitzki - Der perfekte Wurf) begleitete der Filmemacher Kroos von Sommer 2007 bis Dezember 2018, es habe dabei "keine Tabus" gegeben, sagt Oldenburg: "Toni war immer er selbst, er hat nichts für die Kamera gemacht."

Und wer war, wer ist dieser Toni Kroos nun? Der Film zeigt den Weltstar als Familienmenschen, der für ein paar Stunden Zeit mit seinen Lieben von einem Länderspiel mit dem Privatjet nach Hause fliegt. Und er zeigt einen jungen Mann, der in all der Aufgeregtheit, die ihn auf und neben dem Platz so oft umgibt, stets die Ruhe bewahrt.

Woher er die hat? "Von seine Großmudder", sagt Opa Heinz. "Von mir?", entgegnet Oma Gudrun, "das muss aus Vaters Richtung kommen." Auch Papa Roland muss bei der Frage passen. Er selbst habe diese Ruhe nie gehabt, auch Tonis Bruder, Zweitliga-Profi Felix nicht. Fest steht aber für alle Weggefährten, die zu Wort kommen - von Zinedine Zidane über Joachim Löw bis zu Popstar Robbie Williams -, dass diese Gelassenheit und das "wahnsinnige Selbstvertrauen" (Ehefrau Jessica) Kroos' Erfolgsgeheimnis ist.

"Unterm Strich war es eine sehr erfolgreiche Zeit, nur nicht die ganz große Liebe"

Kein Wunder, dass für einen wie Kroos auf Dauer bei den "Mia san mia"-Bayern kein Platz war. "Mir wurde ganz oft gesagt, wie toll ich bin und wie richtig ich alles mache - ich hab' aber nicht gespielt", sagt Kroos im Film über seine Münchner Zeit. Uli Hoeneß nennt die Entscheidung, Kroos 2014 an Real Madrid zu verkaufen, "eine harte, vielleicht die falsche". In verschiedenen Interviews ergänzt Kroos: "Es war sicher nicht die klügste Entscheidung der Bayern, mich ziehen zu lassen."

Den Vorwurf, er trete gegen den Rekordmeister nach, weist er zurück. "Unterm Strich war es eine sehr erfolgreiche Zeit, nur nicht die ganz große Liebe", sagt er, aber zum Rückblick gehöre nunmal sachliche Kritik: "Hätte es mehr Stil zu lügen oder die Zeit beim FCB rauszunehmen?"

Kroos habe wohl vergessen, woher er komme, schreibt ein Fan bei Twitter. Mitnichten. Kroos antwortet erneut mit der ihm eigenen Gelassenheit: "Greifswald."