18.11.2014 15:39 Uhr

Korruption erschüttert Fußball-Frankreich

Der französische Fußball wird von einem Skandal erschüttert
Der französische Fußball wird von einem Skandal erschüttert

In Fußball-Frankreich ist Skandal-Alarm ausgebrochen, die renommierte Sport-Tageszeitung "L'Equipe" spricht von einem drohenden "Erdbeben". Zwei am Dienstag ausgebrochene Korruptionsaffären mit einem Dutzend Festnahmen könnten für den Fußball der Grande Nation schlimme Folgen haben.

Gleich drei Vereinspräsidenten und weitere neun Personen sind am Dienstag im Rahmen zweier Korruptionsfälle in Polizei-Gewahrsam genommen worden. Wegen des Verdachts auf Manipulation von Begegnungen der zweiten Liga in der vergangenen Saison sind der Chef von Erstliga-Aufsteiger Caen, Jean-Francois Fortin, und dessen Zweitliga-Kollege Jean-Marc Conrad aus Nimes zusammen mit weiteren sieben Personen vorläufig festgenommen worden, berichteten französische Medien unter Berufung auf die Polizei.

Im zweiten Polizeifall, der den Fußball im Land des Ausrichters der EM 2016 bis ins Mark zu erschüttern droht, geht es um unzulässige Transferhandgelder. Der Boss von Olympique Marseille, Vincent Labrune, und auch dessen Vorgänger Pape Diouf (2004-2009) und Jean-Claude Dassier (2009-2011), sind von Beamten abgeführt worden. Grund dafür ist, dass beim Wechsel von Nationalstürmer Andre-Pierre Gignac von Toulouse nach Marseille im Jahr 2010 illegale Gelder geflossen sein sollen.

Manipulationsfall schockt den nächsten EM-Gastgeber

Im Manipulationsfall stehen den Berichten nach mehrere Partien von Nimes unter Verdacht. Der Verein aus Südfrankreich war vergangene Saison knapp dem Abstieg in die 3. Liga entgangen. Die Profiliga teilte mit, sie werde in dieser Sache als Zivilkläger auftreten. Wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, sei das äußerst schlimm, sagte LFP-Präsident Frederic Thiriez, und drohte beiden Klubs mit Ausschluss aus der Liga.

Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz warnte Thiriez sichtlich verärgert. "Korruption ist ein tödliches Gift für den Sport generell und insbesondere für den Fußball. Zu was sind wir nutze, wenn man nicht einmal den Ergebnissen trauen kann?", erklärte Thiriez. "Sollten Korruption oder Spielmanipulation erwiesen sein, würde die Liga die nötigen Sanktionen mit der größten Härte aussprechen und das könnte bis zum Ausschluss aus der Liga gehen", betonte er.

Das könne "ein Erdbeben auslösen", befürchtet "L`Equipe". Nach einem Bericht der Onlineausgabe der Sportzeitung untersucht die Kriminalpolizei mindestens drei Spiele der "Krokodile" von Nimes: Die Begegnung vom 25. April 2014 bei Dijon (1:5), den 3:2-Sieg bei Aufstiegskandidat Angers am 6. Mai sowie das 1:1 bei Caen am 13. Mai. Die Behörden sollen laut Medien Telefongespräche abgehört haben, bei denen Nimes-Großaktionär Serge Kasparian dem Klubvorstand den Vorschlag unterbreitet haben soll, den Gegnern Geld für Punkte anzubieten.

Behörden ermitteln wegen aktiver und passiver Korruption

Medien in Frankreich erinnern nun an "komische Äußerungen" der Beteiligten nach den erwähnten Spielen. Angers-Trainer Stephane Moulin habe zum Beispiel nach der überraschenden Heimpleite gegen ein Team, das lange Tabellenschlusslicht gewesen war, erklärt: "Ich muss mich bei unseren Fans entschuldigen. Das war kein würdiges Spektakel, ich habe keine Erklärung dafür." Unter den Festgenommenen ist laut "L`Equipe" auch Dijon-Trainer Olivier Dall'Oglio. Die Behörden ermittelten wegen aktiver und passiver Korruption, hieß es.

Neben Labrune, Diouf und Dassier wurde am Dienstag in Marseille auch der amtierende Generaldirektor des Topclubs, Philippe Perez, von Beamten abgeführt. Die Behörden untersuchen den Angaben zufolge, ob die Funktionäre beim Transfer von Gignac illegale Handgelder kassiert haben. Der heute 28-jährige Mittelstürmer war offiziell für 16 Millionen Euro nach Marseille gewechselt.

Damals hatte Dassier im Verein das Sagen, der heutige Boss Labrune war bei OM für die Finanzen zuständig und auch Chef des Aufsichtsrates. Der Verein aus Südfrankreich gab vorerst keine Stellungnahme ab.

Mehr dazu:
>> OM-Präsident vorläufig festgenommen

apa