28.07.2016 09:52 Uhr

Zorc: "Win-Win mit Götze und Schürrle"

Michael Zorc zeigt an, wo es beim BVB lang geht
Michael Zorc zeigt an, wo es beim BVB lang geht

Michael Zorc hat die gute Hoffnung, dass die Transfers von Mario Götze und André Schürrle eine Win-win-Situation für alle Beteiligten bedeuten. In Europa soll der BVB dazu gern wieder unter den Top-Klubs mitmischen.

Im Moment weilt Zorc mit der Mannschaft des BVB in China. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, die Hitze drückt. "Es ist schon heftig und selbst für hiesige Verhältnisse bemerkenswert", sagt der Manager im "kicker". Ein wenig sorgt er sich um die Spieler: "Wichtig ist, dass sie das wegstecken." Klagen hört er bisher allerdings wenige. Das mag auch daran liegen, dass die Verantwortlichen die Trainingsstunden aufgrund der klimatischen Verhältnisse in die frühen Morgen- und Abenstunden gelegt haben.

Was die bisherigen Transfers angeht, zieht der 53-Jährige eine positive Bilanz: "Das war schon ein außergewöhnlicher Sommer bisher. Wir mussten nach dem Weggang von drei so hochkarätigen Spielern wie Gündoğan, Hummels und Mkhitaryan handeln, und ich glaube, dass wir unsere Abgänge gut kompensiert haben. Zum Teil mit sehr interessanten, spannenden Zugängen."

Zwei Nationalspieler im Fokus der Öffentlichkeit

Mit Götze und Schürrle seien zwei Nationalspieler gekommen, dazu Rode, der ebenfalls Amibtionen auf einen Einsatz im DFB-Dress hat. Zorc: "Transfers, von denen wir glauben, dass wir wissen, was wir bekommen." Das Geld sei dabei gut investiert gewesen: "Über den dicken Daumen haben wir genauso viel ausgegeben wie eingenommen." Ein "Transferfeuerwerk", wie in der "FAZ" beschrieben, sieht der Sportdirektor nicht: "Wir haben einfach nur versucht, unsere Abgänge so gut wie möglich zu kompensieren." 

Von der These, dass insbesondere die Wechsel von Götze und Schürrle mehr den Spielern als dem Verein helfen, hält der ehemalige BVB-Profi "gar nichts". "Es soll möglichst eine Win-win-Situation entstehen. Und wenn die Wechsel den Spielern helfen, helfen sie auch uns als Verein." Auch wenn er an die beiden Neuzugänge glaubt, ist sich Zorc auch bewusst, dass beide keine Top-Jahre hinter sich haben: "Ihnen ist klar, dass sie stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Am Ende geht es für sie vor allem um eines: Leistung bringen, Leistung bringen, Leistung bringen!"

Götze wohl nicht auf der Acht

Mario Götze ist für den Sportdirektor "ein absoluter Kreativspieler, der im vorderen Bereich viele Positionen übernehmen kann." Der 24-Jährige könne beim BVB endlich wieder nach dem Motto "back to roots" seinen Fokus auf den Fußball legen. Ob es für den in München vor allem auf der Außenbahn eingesetzten Spieler vielleicht Einsätze als Achter gibt, lässt Zorc den Trainer entscheiden, betont aber: "Im zentralen Mittelfeld sind wir mit Gonzalo Castro, der in der Vergangenheit absolute Topleistungen gebracht hat, sowie Nuri Sahin, Julian Weigl, Sebastian Rode und Mikel Merino sehr gut besetzt."

Für André Schürrle spreche vor allem seine Vielseitigkeit. "Er ist er ein Offensivspieler, den eine sehr gute Balance auszeichnet zwischen seinen Fähigkeiten als Angreifer und seiner Mannschaftsdienlichkeit. Der Trainer hat schon darauf hingewiesen, dass André sein Ego zurückstellt und trotzdem eine starke Quote hat. Das Gesamt-paket macht es bei ihm spannend." 

Dass der ehemalige Wolfsburger in Vertretung für Marco Reus die linke Seite beackern wird, möchte der Sportdirektor mit Blick darauf ab, dass es keine Stammplatz-Garantien gibt, nicht festhalten. "Es geht allein um Leistung. Und darum, dass bei uns viele Spieler die Qualität besitzen, in der Anfangsformation zu stehen. Das ist auch absolut notwendig, angesichts der - durch unsere Champions-League-Teilnahme - nochmals erhöhten Anforderungen." 

"Im Konzert der Besten mitspielen"

Mit einem Comeback von Reus rechnet der 53-Jährige in wenigen Wochen: "Das kann man natürlich nie auf den Tag genau vorhersagen. Geplant ist, dass er Mitte August wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wird." Zorc ist zuversichtlich, dass die chronischen Adduktorenprobleme des Außenbahnspielers bald der Vergangenheit angehören: "Marco hat schon in der Rückrunde der vergangenen Saison sehr stabil gespielt. Er ist sehr fleißig, macht permanent seine Präventivübungen."

Thomas Tuchel sagte zuletzt angesichts der hohen Ablösesummen auf dem Transfermarkt, dass der Fußball verrückt geworden sei. Der Sportdirektor schließt sich dort an: "Vor zehn Jahren haben wir uns über zehn Millionen Euro Ablöse aufgeregt, heute debattieren wir über 100 Millionen." Er sieht aber auch, dass die Dortmunder davon profitiert haben: "Das sind Summen, die man nur sehr schwer in Leistung umrechnen kann. Aber so ist der Markt. Selbst vor drei Jahren wäre es nicht vorstellbar gewesen, dass wir für drei Spieler mit jeweils nur noch einem Jahr Restlaufzeit rund 100 Millionen Euro vereinnahmen." 

Zorcs Anspruch mit dem BVB ist es, "im Konzert der besten zehn, zwölf Klubs Europas mitzuspielen." Dazu müssten jedoch auch ungewöhnliche Wege gegangen werden. "Wir haben viele Spieler zu uns geholt, die nicht auf ihrem Top-Level waren und dann in Dortmund weiterentwickelt wurden. Das wird ein Modell sein, das wir im Transferwesen weiterverfolgen." 

Muss noch einer gehen?

Aus dem 29 Mann starken Kader könnten noch wenige Spieler den Verein verlassen. "Borussia Dortmund schickt niemanden mit gültigen Verträgen weg. Natürlich befinden wir uns mit dem einen oder anderen noch in Gesprächen und besprechen dessen Perspektiven und Einsatzchancen. Es kann sein, dass sich auf der Abgabeseite noch etwas tut."

Ob Jakub Błaszczykowski nochmal im BVB-Dress auf dem Rasen steht, ist weiter offen. Der 53-Jährige macht dem Polen jedoch Hoffnungen: "Wir werden uns noch einmal unterhalten. Kuba ist ein sehr verdienter Spieler des BVB, den wir immer mit dem ihm gebührenden Respekt behandeln werden. Seine Sichtweise wird in unsere Überlegungen selbstverständlich mit einfließen."