04.08.2016 13:54 Uhr

Exodus der Wölfe-Stars hat lange Tradition

Julian Draxler will den VfL gerne verlassen
Julian Draxler will den VfL gerne verlassen

Der VfL Wolfsburg will Nationalspieler Julian Draxler nicht ziehen lassen - so die offizielle Ankündigung. Allerdings ist schon erstaunlich, welche Star-Spieler die Wölfe in den letzten Jahren verloren haben.

Mit Stefan Effenberg fing er an, der Exodus der Superstars aus Wolfsburg. "Ich will hier etwas aufbauen, glauben Sie mir", beschwor er bei seiner Präsentation im Sommer 2002 eine knappe Hundertschaft von zweifelnden Journalisten. Ein knappes Jahr später war der kapriziöse Exzentriker schon wieder Geschichte am Mittelland-Kanal.

Julian Draxler, der die Niedersachsen ebenfalls nach nur einer Saison verlassen will, hat also prominente Vorbilder. Viel Geld, wenig Flair - am provinziellen Image der Volkswagenstadt hat sich auch nach Meistertitel 2009 und Pokalsieg 2015 wenig geändert. Die Top-Kicker der Branche streichen gern die fetten Gagen ein und warten, unabhängig von der jeweiligen Vertragsdauer, auf den Anruf eines wirklich prominenten Klubs.

Und so darf man gespannt sein, ob die Führungsetage diesmal im Falle des 22 Jahre alten Nationalspieler wirklich unnachgiebig bleibt. Die klare Botschaft steht - eigentlich. "Der VfL Wolfsburg wird Julian Draxler in der aktuellen Transferperiode nicht transferieren", eine Aussage, die praktisch keinen Spielraum lässt.

Rodríguez und Luiz Gustavo noch auf dem Sprung

Es wäre ein Wendepunkt bei den Wölfen, denn die Liste prominenter Kurzzeitfußballer in Wolfsburg ist lang. Die Brasilianer Marcelinho, Grafite, Diego und Naldo gaben ebenso nur eine Stippvisite beim VfL wie Edin Džeko, Mario Mandžukić, Thomas Hitzlsperger, Ivica Olić und Hasan Salihamidžić.

Erst kürzlich verabschiedete sich Weltmeister André Schürrle nach Dortmund, vor einem Jahr gab es ein nicht enden wollendes Transfergezerre um Kevin De Bruyne. Und weitere Kandidaten wie Ricardo Rodríguez und Luiz Gustavo sind aktuell auf dem Sprung. Hektische Tage also für VfL-Manager Klaus Allofs.

Der Meister der überbordenden Fluktuation war einst Trainer Felix Magath, mit dem die Wolfsburger ihre einzige deutsche Meisterschaft (2009) einfuhren. Der Coach kaufte und verkaufte in einer Geschwindigkeit, die so manchen Fans fast überforderte. "Es muss immer Bewegung im Kader sein. Das ergibt Reibungen, die leistungsfördernd sind", lautete die stereotype Begründung des Fußballlehrers.

Allofs selbst nicht das allerbeste Vorbild

Allofs ist indes bemüht, die Fahrt des Transferkarussells zumindest zu bremsen. So soll der Vertrag mit Schlussmann Diego Benaglio, der schon in der Meistersaison das VfL-Tor hütete, vorzeitig verlängert werden. Der Schweizer ist nahezu die einzige personelle Konstante bei den Spielen in der Volkswagen-Arena.

Eigentlich aber darf sich Allofs über die mangelnde Vertragstreue seiner Spieler überhaupt nicht beschweren. Denn seinen Job in Wolfsburg macht er seit November 2012. Sein damals gültiger Vertrag mit Werder Bremen wäre vor fünf Wochen ausgelaufen...