25.08.2016 09:22 Uhr

Hummels: "Stehe voll und ganz für Klubtreue"

Bei den jungen Fans ist Mats Hummels ganz besonders beliebt
Bei den jungen Fans ist Mats Hummels ganz besonders beliebt

Mats Hummels ist in München angekommen, in seiner alten Heimat. Die Anfeindungen einiger BVB-Fans versteht er nicht. Er sei immer offen und ehrlich gewesen und habe das Wort Vereinstreue nie mit Füßen getreten. 

Ein langjähriger Jugendspieler verlässt den Rekordmeister als Nobody und kehrt als Nationalspieler und Weltmeister zum Heimatklub zurück - diese Geschichte hätte Hummels als 18-Jähriger sofort unterschrieben, gibt er im Interview im "kicker" zu. 

Denen, die ihm fehlende Dankbarkeit vorwerfen, weil er den BVB verlassen hat, hält er entgegen: "Habe ich sie nicht gezeigt, als ich in all den letzten Jahren Angebote abgelehnt habe und in Dortmund geblieben bin? Heißt Dankbarkeit, dass man sein ganzes Leben bei diesem einen Verein bleiben muss?"

Die Heftigkeit der Reaktionen auf seinen Wechsel habe ihn überrascht. Er sei immer offen mit den Verantwortlichen bezüglich seiner Zukunftspläne umgegangen. "Deshalb habe ich ein reines Gewissen, was meinen Wechsel anbelangt." Er ist sich sicher, dass er die richtigen Schritte gemacht hat. "Natürlich, mein neuer Verein gefällt vielen Dortmundern nicht, aber sie haben alle nicht die Vorgeschichte, wie ich sie habe."

Wertschätzung gespürt

Allerdings hätte der 27-Jährige auch geglaubt, dass mehr Menschen über seine engen Verbindungen in den Süden Deutschlands Bescheid wüssten, "dass ich in jeder Sommer- wie Winterpause in München war, dass ich hier viele Freunde habe, meine Familie. Ich kann aber verstehen, dass viele, die dieses Wissen nicht haben, meinen Wechsel nicht nachvollziehen können."

Der Verteidiger versteht die ganze Aufregung nicht. "Es ist schon komisch, dass ausgerechnet mir vorgeworfen wird, Vereinstreue mit Füßen zu treten." Er habe in immerhin 23 Jahren Fußball nur genau zwei Vereine gehabt. "Laut meinem Empfinden stehe ich deshalb voll und ganz für Klubtreue."

Im Supercup ging es für Hummels dann auch sofort zurück nach Dortmund. Der Weltmeister habe zwar gut geschlafen vor der Partie, "aber bereits Stunden vor dem Spiel habe ich gemerkt, dass eine größere Aufregung da ist, die ich so nur selten verspürt hatte." Zwar habe er die Pfiffe einiger Fans registriert, insgesamt sei der Abend in der alten Heimat aber sehr schön gewesen und er habe die Wertschätzung vieler gespürt: "Unter vier oder sechs Augen gab es dann aber die kleinen Gesten, die am meisten haften geblieben sind."

Bei den Bayern möchte das Abwehr-Ass große Ambitionen verwirklichen. "Es geht um ein paar Prozentpunkte, die ich noch draufsatteln will. Ich muss mir hier meine Position neu erarbeiten, das pusht einen auf jeden Fall." Er möchte mit seiner eigenen Stärke dazu beitragen, das Team noch besser zu machen.

Meisterschaft wird kein Spaziergang

Der Druck ist nicht klein beim Rekordmeister. Hummels möchte sich dadurch weiter nach vorn pushen. "Ich weiß, dass ich vielleicht erst mal um meinen Platz kämpfen muss, dass ich auch mal auf der Bank sitzen könnte", sagte er, schloss jedoch an: "Aber ich wollte mich diesem Druck auch noch einmal aussetzen, weil ich glaube, dass es mich einen Tick stärker machen kann."

Am Freitag steht für den 1,91m-Mann das erste Bundesliga-Spiel für die Bayern an. "Es wird schon eine kleine Nervosität da sein", gibt der 27-Jährige zu, der mit seinem Team den SV Werder Bremen in der Allianz-Arena empfängt, "aber so etwas wirkt sich auch positiv aus, denn dann ist man fokussiert, es schärft die Sinne."

Dass in München für Hummels eine Titel-Garantie winkt, glaubt der Defensiv-Spezialist nicht: "Wenn man Borussia Dortmund beim Supercup gesehen hat, dann wäre es beispielsweise vermessen zu glauben, die Meisterschaft holt man sich im Spaziergang. Das wird ein ganz dicker Brocken."