05.12.2016 15:01 Uhr

Wie verhext: Leverkusen und der Elferfluch

Javier Hernández gehört zu den schlechtesten Elfer-Schützen von  Bayer Leverkusen
Javier Hernández gehört zu den schlechtesten Elfer-Schützen von Bayer Leverkusen

Das verflixte siebte Mal - Bayer Leverkusen ist es schon wieder passiert. Mehr als peinlich verschoss Javier "Rückgabe" Hernández den siebten Elfmeter der Leverkusener in dieser Saison. Die Werkself und ihre Strafstöße, die Beziehung scheint wie verhext.

Beschwingt lief Chicharito in der 88. Minute gegen Freiburg zum Strafstoß an. Da stand es 1:1. Der Mexikaner hatte den Siegtreffer auf dem Fuß. Und vergab kläglich. Flach schoss er das Leder genau in die Mitte und Keeper Alexander Schwolow wehrte locker mit dem Fuß ab. Schwupps, der Sieg war endgültig dahin. "Irgendwann muss der scheiß Ball auch mal reingehen bei einem Elfmeter", sagte Kollege Kevin Kampl hörbar frustriert nach der Punkteteilung.

Der Blondschopf hat gut reden, er selbst gehörte noch nicht zu den Pechvögeln, die eines der sieben Privatduelle mit dem Keeper verloren. Diese heißen Charlez Aránguiz, Hakan Çalhanoğlu, Kevin Volland, Julian Baumgartlinger und eben Javier Hernández. In der Liga verballerten sie ihre Strafstöße schon reihenweise gegen Augsburg (0:0), Frankfurt (1:2) und Leipzig (2:3). Sechs Punkte mehr könnte die Elf von Roger Schmidt auf dem Konto haben, wenn es den Elfer-Fluch nicht gäbe. Der schlug sich auch schon im DFB-Pokal nieder, als Leverkusen in Lotte verlor. Im Shootout verloren Aránguiz, Volland und Baumgartlinger die Nerven.

Eigentlich gute Schützen

Sieben Elfer. Mal gut vom gegnerischen Keeper gehalten, mal kläglichst neben das Gehäuse gelatzt. Dabei sind die Schützen eigentlich gar nicht so schlecht. Schaut man sich die Karriere-Quoten der Leverkusener Stammschützen an, fällt keiner der beiden wirklich negativ auf. Aránguiz verwandelte in seiner Laufbahn knackige 14 von 16 Elfmetern, was einer 88%igen-Quote entspricht. Vor der neuen Saison versenkte er einen Penalty unter höchstem Druck im Finale der Copa América gegen Argentinien. Lockerflockig schoss er Chile per Außenrist zum Titel. Nicht umsonst wurde er während seiner Zeit bei Universidad de Chile auch "Rey de los Penales" - König der Elfmeter - genannt.

Ähnlich sieht es beim Standardspezialisten Çalhanoğlu aus. Der Türke hat 16 Treffer und vier Fehlversuche vom Punkt auf seinem Konto, 80% seiner Elfer landen also in den Maschen. Erst Anfang Oktober verwandelte er in der WM-Quali gegen die Ukraine noch einen Billiard-Elfer per Abpraller über den Innenpfosten für die Türkei. Nur im Leverkusen-Trikot scheint der Wurm drinnen zu sein.

Katastrophale Elfer-Quoten der 2. Reihe

Gegen die Quoten von Çalhanoğlu und Aránguiz sehen die restlichen Fehlschützen jedoch alt aus. Volland verschoss zwei von vier Elfern in seiner Karriere, Baumgartlinger zwei von drei. Die Krone des Fehlschützenkönigs setzte sich aber Chicharito am Wochenende auf. Der Mexikaner versemmelte den zehnten von 20 Strafstößen in seiner Laufbahn. Das hat dann schon nichts mehr mit Pech, sondern nur noch mit Unvermögen zu tun. Das stellte der Stürmer auch eindrucksvoll durch seine unterirdische Ausführung unter Beweis.

"Eine solche Statistik ist wohl auch an Chicharito nicht spurlos vorüber gegangen, der ansonsten ein sicherer Schütze ist", erklärte Trainer Schmidt sehr optimistisch und führte fort: "Ich bin aber sicher, dass er persönlich bald wieder trifft und wir auch wieder vom Punkt erfolgreich sein werden." Vielleicht hofft der Coach auf ein dementsprechendes Los im europäischen Wettbewerb. Ein Elfmeterschießen im Achtelfinale der Champions League gegen eine englische Mannschaft könnte den Fluch vielleicht brechen. In Chicharitos Fall zumindest mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%.

Florian Pütz