10.12.2016 11:31 Uhr

Hoeneß: "Ich schwebe so ein bisschen"

Carolina Kostner gewann in Zagreb den Wettbewerb Golden Spin
Carolina Kostner gewann in Zagreb den Wettbewerb Golden Spin

Uli Hoeneß polarisiert, er wird geliebt oder gehasst. Mit seiner Rückkehr auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern verbinden viele Fußball-Fans auch die Hoffnung auf die Rückkehr der "Abteilung Attacke".

Und tatsächlich, Hoeneß will den Rekordmeister wieder "emotionaler" machen, sagte aber auch: "Ich spüre, dass ich sehr viel mehr in mir ruhe, dass ich nicht mehr so spontan die Sprüche raushaue."

Mit der Wiederwahl zum Präsidenten könne er das Kapitel Gefängnis endlich abhaken. "Es ist jetzt etwas abgeschlossen, und ich kann wirklich nach vorne blicken", sagte der 64-Jährige gegenüber der "Bild". Für viele war die Hoeneß-Wahl reine Formsache, anders für ihn persönlich. Gerade die jüngsten politischen Geschehnisse hätten ihn zweifeln lassen. "Man weiß heutzutage nicht, wie die Leute ticken", erklärte er und lieferte die passenden Beispiele gleich mit: "Denken Sie an den Brexit, das hat vorher auch niemand geglaubt. Oder die US-Wahl."

Doch es kam, wie es die meisten erwartet hatten: Mit einer überwältigenden Mehrheit von 98 Prozent sprachen ihm die über 7000 FCB-Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung ihr deutliches Vertrauen aus. Untrennbar ist damit auch die Hoffnung auf ein schärferes Profil des 26-fachen Deutschen Meisters verbunden.

Und Hoeneß will keine Zeit verlieren: "Ich denke, dass ich sehr viele Dinge, die ich vorher gemacht habe, jetzt wieder zurück bringen muss. Sehr emotional sein und dabei helfen, diesen Verein abzuheben von den anderen."

Wie hat die Haft Hoeneß verändert?

Die Zeit im Gefängnis habe ihn geprägt, ließ der gebürtige Ulmer durchblicken. "Ich schwebe so ein bisschen. Und ich rege mich über so viele Dinge nicht mehr auf." Die 15 Monate hinter Gittern habe er genutzt, um in sich zu gehen und viel nachzudenken. "Ich bin oft stundenlang auf meinem Bett gelegen und habe nachgedacht. Oder ein Buch gelesen. Zum Beispiel die Biografie von Steve Jobs", so Hoeneß.

Und das habe natürlich auch Auswirkungen auf seine jetzige Amtszeit: "Ich denke sicherlich mehr nach", sagte Hoeneß und ergänzte: "Ich werde sicherlich demütiger sein, vieles pointierter sehen und nachdenklicher sein, bevor ich etwas raushaue." 

"Leipzig wegputzen": Abteilung Attacke lebt

In einer Sache habe er sich aber nicht verändert, nämlich klar seine Meinung zu vertreten. "Wenn wir plötzlich alle Arm in Arm durch die Welt laufen, fehlt der Sache ein gewisser Reiz. Es muss schon Rivalität geben und zur Sache gehen", unterstrich der 64-Jährige seine Rolle.

Und diese füllt er bislang in gewohnter Weise aus. Klare Worte in der Causa Schweinsteiger verfehlten ebenso wenig ihr Ziel wie die Spitzen in Richtung 1860-München-Investor Hasan Ismaik. Und auch in Richtung Leipzig richtete Hoeneß klare Worte. Er sehe sogar einen gewissen Reiz in der Tabellenführung von RB, denn in den vergangenen Jahren sei es so gewesen, "dass wir nach dem 1:0 eigentlich Kaffee trinken gehen konnten." Jetzt spüre er eine Stimmung im Verein, die er mit folgenden Worten umschrieb: "Mensch, am 21. müssen wir die aber wegputzen."

Im direkten Duell kurz vor Weihnachten dürfe man auf keinen Fall verlieren. Gleichzeitig warnte er seine Bayern: "Auf eine Mannschaft, die keine anderen Spiele hat – auf die musst du aufpassen. Keine Frage."