08.02.2017 14:10 Uhr

Legat: "Einige werden sich noch wundern"

Thorsten Legat ist seit 2014 wieder sehr präsent im deutschen Fernsehen
Thorsten Legat ist seit 2014 wieder sehr präsent im deutschen Fernsehen

Der langjährige Bundesligaprofi Thorsten Legat feilt nach über 200 Bundesligaspielen in den Achtziger- und Neunzigerjahren weiter an seinem zweiten Standbein in der deutschen Fernsehlandschaft.

Das große Interesse und die Expertise für den Bundesligafußball hat darunter aber nie gelitten. Nachdem sich der ehemalige Mittelfeldspieler zu Wochenbeginn bereits zu zwei seiner Ex-Klubs geäußert hatte, sprach Legat mit weltfussball außerdem noch exklusiv über die sportliche Talfahrt seines Herzensvereins VfL Bochum, ein mögliches Comeback auf der Trainerbank und die angesprochene Zweitkarriere als TV-Realitystar.

Herr Legat, Sie haben in 15 Jahren Profifußball für fünf Bundesliga-Vereine gespielt. Welcher Klub interessiert Sie gegenwärtig noch am meisten?

Thorsten Legat: Da ich Bochumer bin, verfolge ich den VfL Bochum weiterhin am allerliebsten. Ich bleibe aber im Hintergrund, werde da nie den großen Zampano raushängen lassen. Es tut mir aber einfach leid, was in Bochum passiert. Es ist ein trauriges Kapitel, weil auch wirtschaftlich nicht mehr viel los ist. Trainer Gertjan Verbeek leistet als einer von wenigen eine super Arbeit. Der reißt sich für den Verein konsequent den Arsch auf und macht aus wenigen Möglichkeiten noch sehr viel. Aus der Ferne betrachtet sehe ich Bochum leider für lange Zeit nicht mehr in der ersten Liga spielen.

Sind Sie selbst denn auch noch ab und an im Stadion dabei, um den VfL in der 2. Bundesliga zu sehen?

Mein Herz liegt beim VfL Bochum. Da brauch ich mich nicht präsentieren und sagen: Hier ist der Thorsten Legat! Wie der VfL Bochum spielt, verfolge ich seit Jahren lieber vor dem Fernseher. Es ist für mich traurig, wenn ich auf der Tribüne sitze in dem Stadion, in dem ich früher selber Fußball gespielt habe und sehe einige Leute, die sich nicht den Arsch aufreißen. Da habe ich keinen Bock mehr drauf, und das sage ich auch so!

Kommen wir einmal auf die 1. Bundesliga zu sprechen. Nach dem letzten Wochenende in der Bundesliga: Ist die Meisterfrage schon entschieden?

Ich denke, wir brauchen gar nicht über Bayern München reden. Die haben einfach diese Qualität und werden es bis zum Ende durchziehen! Borussia Dortmund hat die Fähigkeit und vor allem die Einzelspieler, um zumindest noch einmal an den zweiten Platz herankommen zu können. Pierre-Emerick Aubameyang hat es gegen Leipzig ja wieder gezeigt: Er ist einfach dieser Ausnahmespieler, der in einem sehr starken Kollektiv große Spiele auch ganz alleine entscheiden kann. Seine Torquote ist sensationell, die hat glaube ich nur Gerd Müller ansonsten gehabt. Wenn du 17 Tore in 17 Spielen machst, ist das einfach Weltklasse! Dortmund muss aufpassen, das Aubameyang nach diesen Leistungen nicht im Sommer weg ist.

Viele Ihrer Fans würden Sie nur allzu gerne selbst zurück im Profifußball sehen – in welcher Rolle auch immer. Gibt es da derzeit irgendwelche Ambitionen oder gab es einmal Angebote?

Ich weiß genau, wie schwer das ist, im Profibereich zu arbeiten. Meine Absicht war immer, vielleicht mal in der Regionalliga zu trainieren. Ich bin als Spieler jahrelang gewandert, hatte verschiedene Vereine und habe meine Erfahrungen gemacht. In der Bundesliga zu trainieren, ist für mich nie ein Thema gewesen. Ich würde aber nicht ausschließen, dass ich irgendwann demnächst mal als Assistenztrainer arbeite. Dieses Modell könnte ich mir vorstellen, unter einem Cheftrainer im Profibereich wieder Fuß zu fassen.

Dann spinnen wir mal ein bisschen: Wenn Sie sich einen Verein aussuchen dürften, welche Aufgabe würde Sie am meisten reizen?

Das ist ja kein Wunschkonzert! Aber wenn ich einen Verein machen würde, dann den VfL Bochum. Viele meiner Mitstreiter und Mitspieler, die mittlerweile in Vergessenheit geraten sind, hätten dort gerne Fuß gefasst, haben aber nie eine Chance bekommen. Der VfL Bochum ist ein Verein, den würde ich mit Kusshand übernehmen.

Bis zum letzten Jahr waren Sie auch noch als Coach aktiv in der Landesliga beim FC Remscheid. Wann können Sie sich generell wieder vorstellen, auf die Trainerbank im Amateurbereich zurückzukehren?

Das war natürlich ein riesiger Reinfall, wie das in Remscheid vor allem in der Führungsetage gelaufen ist. Da will ich aber nicht weiter drauf eingehen. Es sind in der letzten Zeit zwei Angebote gekommen: eines aus der Regionalliga und eines aus der Oberliga. Aber ich kriege es im Moment zeitlich nicht hin. Ich bin vom Fernsehen umgeben, das macht mir Spaß und das will ich erst einmal weiterhin ausschöpfen. Beim letzten Mal habe ich gemerkt: Als ich auf zwei Hochzeiten getanzt habe, ist der Schuss nach hinten los gegangen! Wenn ich irgendwann vom Fernsehen die Nase voll haben sollte, werde ich damit Schluss machen und mich wieder voll und ganz dem Fußball widmen. Das ist meine Perspektive, die ich auch ansteuere.

In der letzten Woche lief wieder eines Ihrer großen TV-Projekte, als Sie Teil einer großen Samstagabendshow mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf waren. Wie hat Ihnen diese Arbeit gefallen?

Joko und Klaas sind zwei hervorragende und faszinierende Menschen, die das Showgeschäft in- und auswendig kennen. Ich habe sehr viel Spaß gehabt und suche mir einfach Herausforderungen, auf die ich Lust habe. Jeder fragt mich immer: Warum tust du das als gestandener Fußballspieler? Aber im Ernst: Soll ich nur noch Ringelpiez mit Anfassen machen? Wenn ich doch so eine Chance kriege und darauf Bock habe, dann mache ich das. Das ist grundsätzlich auch nicht verkehrt.

Man könnte meinen, Sie sind durch Ihre zweite Karriere im deutschen Fernsehen noch bekannter geworden als damals zu Ihrer Zeit als aktiver Profifußballer. Wie sehr hat sich in den letzten ein, zwei Jahren Ihr alltägliches Leben dadurch verändert?

Es tut sich schon einiges im privaten und im sozialen Bereich. Aber ich bilde mir darauf nichts ein und bleibe bescheiden! Ich habe mir vorgenommen, meinen Job zu machen und alles mitzunehmen, was da eben zugehört.

Seit dem Sie so regelmäßig im TV zu sehen sind, polarisieren Sie sehr stark. Wie gehen Sie mit diesen zum Teil extremen Reaktionen um? Sowohl den positiven zum Beispiel nach Ihrem Auftritt im RTL-Dschungelcamp als auch den negativen wie nach "Schlag den Star"?

Die hauen mich natürlich vom Hocker. Nach der "Schlag den Star"-Sendung und meinem Ausrutscher mit Angelique Kerber habe ich mir da natürlich gedacht: Du dummer Esel, wie kann man so etwas sagen? Es war einfach eine Kurzschlussreaktion und habe das überhaupt nicht bösartig gemeint. Mit den Reaktionen musste ich danach dann umgehen.

Dennoch haben Sie in den letzten Jahren auch viele Fans hinzugewonnen. Was sagen Sie dazu?

Das beeindruckt mich! Ich verfolge von klein auf die Methode: Ich bleibe so, wie ich bin, koste es, was es wolle! Ich bin jetzt 48 und werde genau so authentisch und bescheiden bleiben, wie jetzt auch. Dass ich viele Fans hinzugewonnen habe, imponiert mir sehr stark.

Was sind kommende Projekte oder Formate, die Sie noch richtig interessieren?
Es liegt weiterhin etwas in der Luft. Es sind zwei riesengroße Projekte geplant, über die ich aber noch nicht näher sprechen kann. Außerdem entwickelt ich zurzeit mit der Firma Maxxprosion und dem Institut für regenerative Diätetik ein Nahrungsergänzungsmittel für den Hochleistungssport. Das ist ebenfalls eine super Sache.

Also können wir davon ausgehen, dass es Sie auch künftig intensiv zu beobachten und zu sehen gibt?

Darauf können Sie sich verlassen, ja (lacht)! Meine Fans können sich schon drauf freuen.
Wenn das zustande kommt, werden sich auch noch einige wundern. Ich habe da richtig Bock drauf!

ZUR PERSON: Thorsten Legat war von 1986 bis 2001 Profifußballer in Deutschland. Er kickte für fünf Vereine, nämlich den VfL Bochum, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart und den FC Schalke. Seit 2014 ist er wieder regelmäßig im TV zu sehen, wirkte unter anderem schon bei einer Kochsendung, dem Promiboxen oder dem RTL-Dschungelcamp mit.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth