19.02.2017 10:47 Uhr

Meinung: Schalkes Angriff auf Europa

Jubel in Königsblau: Hält der Trend auch in Köln?
Jubel in Königsblau: Hält der Trend auch in Köln?

Der FC Schalke 04 ist wieder in der Spur. Drei Siege in drei Wettbewerben innerhalb von einer Woche zeugen von einem deutlichen Formanstieg der Knappen.

Jetzt steht am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker) mit dem Auswärtsspiel in Köln eine schwere Aufgabe für die Truppe von Markus Weinzierl an. Angesichts schwächelnder Domstädter winken weitere Punkte für die Schalker Aufholjagd im Rennen um die Europapokal-Plätze. Genau da werden die Königsblauen am Ende der Saison auch noch landen - oder doch nicht? Unsere Redaktion ist geteilter Meinung.

Pro: Schalke wird noch kraxeln - bis in die Europa League

Schon einmal in dieser Saison standen die Schalker kurz vor der Wende. Nach dem Katastrophenstart mit fünf Niederlagen zu Beginn schienen die Königsblauen nach Siegen gegen Gladbach, Mainz oder Wolfsburg wieder voll auf Kurs zu sein. Es folgte im Dezember ein neuerlicher Leistungseinbruch und ein weiterer Absturz in der Tabelle. 

Genau diese Erfahrung wird dem S04 jetzt weiterhelfen. Der Tabellenelfte wirkt mittlerweile deutlich abgeklärter in seinem Spiel, verteilt die Verantwortung von Woche zu Woche immer auf andere Schultern. Waren es zur Jahreswende besonders die jungen Akteure um Kolašinac, Schöpf oder Bentaleb, die dem königsblauen Spiel ihren Stempel aufdrückten, so sind in den letzten Wochen andere vermehrt in Erscheinung getreten. Neben den Defensiv-Routiniers Naldo und Höwedes wurden auch die Winter-Neuzugänge Guido Burgstaller und Daniel Caligiuri immer stabiler in ihren Leistungen.

Vor allem die deutlich bessere Breite im Kader im Vergleich zur Konkurrenz um die Europa-League-Ränge aus Berlin, Köln, Hoffenheim oder Freiburg wird am Frühling den Ausschlag geben. Der FC Schalke hat in dieser Saison schon mehrfach auf verletzungsbedingte Ausfälle reagieren müssen und immer wieder adäquaten Ersatz aufbieten können.

Dass das direkte Duell beim 1. FC Köln am Sonntag gewonnen wird, verdanken die Gelsenkirchener vor allem der aktuell herausragenden Lauf-, Kombinations- und Abschlussfreude. Mäßig formstarke Kölner, die nur zwei der letzten neun Begegnungen gewannen, werden Königsblau nicht länger aufhalten können. Nach Sonntag sind es dann noch vier Punkte auf Platz sieben - der aufgrund der DFB-Pokal-Arithmetik eventuell wieder zur Europa-League-Teilnahme reichen wird. Diese in dann noch 13 verbleibenden Spielrunden auf Köln, Freiburg, Leverkusen und Co. wettmachen? Absolut machbar, die Schalker landen am Ende sogar auf Platz sechs!

Mats-Yannick Roth

Contra: Inkonstanz verhindert Europa

Selbst wenn der S04 die erfolgreiche Woche mit einem Auswärtssieg in Köln krönen sollte, wird der Klub die Saison nicht auf einem der ersten sechs Plätze beenden. Denn die einzige Konstante im Schalker Auftreten bleibt wie in den vergangenen Jahren die Inkonstanz.

Beim Mutmacher gegen Bayern München liefen die Schalker sieben Kilometer mehr als ihre Gegenspieler, gegen Hertha waren es immerhin 3,5 Kilometer. So sicher, wie die Bayern im Mai die Meisterschale überreicht bekommen, wird das aktuell dominante Auftreten der Blauen über kurz oder lang wieder einer lethargischen und mutlosen Spielweise wie gegen den HSV, Ingolstadt oder Frankfurt weichen. Noch ist es Weinzierl nicht gelungen, in den Köpfen seiner Spieler den unbedingten Leistungswillen einzupflanzen, der über eine gesamte Saison trägt.

Jetzt warten zahlreiche englische Wochen auf die Königsblauen. Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Monate scheint es ausgeschlossen, dass die Schalker Mannschaft das aktuell hohe Level an Leistungs- und Laufbereitschaft dauerhaft halten kann. Schalke nimmt einen Rucksack von acht Punkten Rückstand mit in den Kampf um den sechsten Platz, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt, und auf den sich die halbe Liga Hoffnungen macht – zu viel für inkonstante Knappen. Soll die achte Europacup-Teilnahme in Folge noch gelingen, sollten sich Höwedes & Co. auf ihre Chancen in den beiden Pokal-Wettbewerben konzentrieren.

Ralf Amshove