01.03.2017 12:21 Uhr

Keller klopft mit Union ans Bundesligator

Mit Union auf Bundesliga-Kurs: Jens Keller
Mit Union auf Bundesliga-Kurs: Jens Keller

Während seiner chaotischen Zeit bei Schalke 04 wurde Jens Keller oft als "Gesicht der Krise" bezeichnet, wenn es mal wieder nicht rund lief. Ein passendes Bild zu der Überschrift zu finden war nicht schwer, Keller schaute auf Schalke oft besorgt und genervt drein.

Bei Union Berlin ist das anders. Hier kann der Trainer in Ruhe und ohne den ganz großen Druck arbeiten. Auch deshalb dürfen die Eisernen vom Bundesligaaufstieg träumen.

"In der Tat ist es so, dass hier im sportlichen Bereich nur einer redet, und das bin ich als Trainer", stellt Keller im Interview mit dem Magazin "11Freunde" fest: "Ich muss nicht Dinge, die von anderen Seiten in die Öffentlichkeit getragen werden, klarstellen oder mich darüber äußern."

Die Öffentlichkeitsarbeit gehört auch bei Union nicht zu seinen Lieblingsaufgaben, doch anders als bei seiner Zeit auf Schalke hält sich die bei Eisernen in Grenzen. Noch. Denn sollten die Berliner mit einem Sieg im Zweitliga-Heimspiel am Freitag gegen die Würzburger Kickers zumindest vorübergehend Platz zwei erobern, wird die Euphorie weiter zunehmen.

"Bin der erste Trainer, der entlassen wird, wenn er aufsteigt"

Wenn Fans, Spieler und das Umfeld auf baldige Duelle mit Bayern München und Borussia Dortmund hoffen, ist das Keller nur recht. "Wenn ein Express fährt und schnell sein soll, darf man nicht auf die Bremse drücken", deutet er metaphorisch an. Der 46-Jährige hatte lange damit zu kämpfen gehabt, dem Köpenicker Klub die "Dünnbrett-Bohrer-Mentalität" auszutreiben.

"Im Verein sind die Leute lange mit wenig zufrieden gewesen", verrät Keller: "Es ist quasi als selbstverständlich hingenommen worden, dass man schlecht startet, dass man im Pokal rausfliegt - Sachen, wo ich gesagt habe: Seid ihr wahnsinnig?" Und scherzhaft fügt er hinzu: "Ich glaube, ich bin der erste Trainer, der entlassen wird, wenn er aufsteigt."

Alles kann, nichts muss

Doch längst hat die Unioner der Ehrgeiz gepackt. Anders als die Bundesligaabsteiger VfB Stuttgart und Hannover 96 müssen die Berliner nicht zwingend aufsteigen. Sie können aber. Während der direkte Konkurrent Eintracht Braunschweig schwächelt, hat Union 13 von 15 möglichen Rückrundenpunkten geholt.

Keller ist in Berlin seinem Offensivstil treu geblieben. Mit 35 Toren verfügt das Team über die drittstärkste Offensive der Liga. Allerdings hat der Übungsleiter nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen auch die Defensive stabilisiert. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison hatten die Berliner bereits zwölf Gegentreffer mehr auf dem Konto.