29.05.2017 11:45 Uhr

BVB nach Pokalrausch doppelt gefordert

Thomas Tuchel und Pierre-Emerick Aubameyang stehen beim BVB vor dem Abschied
Thomas Tuchel und Pierre-Emerick Aubameyang stehen beim BVB vor dem Abschied

Dortmund erwachte träge aus dem Pokalrausch. Um halb sechs ging die Sonne am Montag über dem Borsigplatz auf, die Straßenfeger kehrten später die letzten Plastik-Bierbecher zusammen. Und bei der Borussia begann die unmittelbare Vorbereitung auf entscheidende Gespräche.

Mitte der Woche soll beim BVB über die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel entschieden werden - sofern es nicht längst eine Entscheidung gibt. "Ich habe einen Vertrag und möchte den erfüllen. Aber natürlich möchte ich nicht naiv erscheinen", sagte Tuchel während der Party am Sonntag, "die Gespräche werden ergebnisoffen" sein. Das ist zu bezweifeln.

Angestrebt wird besonders von Vereinsseite ein sauberer Schnitt ohne Nachtreten. Das könnte sich allerdings angesichts der beidseitigen Intrigenspiele der vergangenen Wochen und Monate als schwierig erweisen. Zudem muss Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Millionen Euro in die Hand nehmen, um Tuchel und dessen Team abzufinden. Der Vertrag des sportlich erfolgreichen Trainers läuft bis 2018.

Scheidung ohne Rosenkrieg?

Am Wochenende kaschierte selbst der Pokalsieg die tiefen Risse nicht. Von kitten kann ohnehin keine Rede mehr sein, es erscheint unmöglich - trotz der warmen Worte, die Watzke während des Siegerbanketts Tuchel widmete: "Bravo, toll gemacht, herzlichen Glückwunsch an Dich und Dein Team."

Nun geht es um eine Scheidung ohne Rosenkrieg. Dass sich beide Parteien monatelang via Presse Vorwürfe an den Kopf werfen, soll im Sinne sportlicher Ruhe vermieden werden. Laut "Bild" ist dies auch eine Bedingung für die Zahlung von angeblich 2,9 Millionen Euro.

Auba-Abschied gilt als sicher

Auch eine andere Baustelle wird sich in dieser Woche wahrscheinlich noch auftun. Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang will den BVB wohl ebenfalls verlassen, was mindestens 60 Millionen Euro einbringen dürfte. Am wahrscheinlichsten ist ein Abschied zum französischen Vize-Meister Paris Saint-Germain, bei dem Julian Draxler und Torhüter Kevin Trapp spielen.

Laut Aubameyang sind Gespräche mit der Dortmunder Vereinsführung für diese Woche angesetzt. Auf das Foto mit der Mannschaft nach der Ankunft am Dortmunder Flughafen stellte sich der Gabuner gar nicht mehr - als einziger Spieler verließ er den BVB-Flieger über die hintere Gangway. Vieles spricht dafür, dass Sportdirektor Michael Zorc nicht nur einen neuen Trainer suchen muss.

DFB droht mit Nachspiel

Erfreulich war am Sonntag die Bilanz-Mitteilung der Dortmunder Polizei. "Die Mehrheit der Fußballfans hielt sich an die Appelle der Sicherheitsbehörden und feierte fröhlich und friedlich", hieß es darin. Lediglich kleinere Zwischenfälle waren zu verzeichnen. 250.000 Menschen hatten die Mannschaft nach deren Rückkehr aus Berlin bejubelt, auch Tuchel und Aubameyang spritzten vom offenen Bus Champagner in die Menge. "Ich habe voll durchgezogen", berichtete der Trainer.

Ärger droht dem BVB (und dem anderen Finalisten Eintracht Frankfurt) jedoch weiter vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes. Die Sportgerichtsbarkeit werde sich "intensiv mit notwendigen Sanktionsmaßnahmen befassen", kündigte Generalsekretär Friedrich Curtius an.

Beide Fangruppen hatten im Olympiastadion mehrfach Pyrotechnik gezündet, in der Dortmunder Kurve war ein Großplakat mit der Aufschrift "Krieg dem DFB" zu sehen. Der Verband wurde zudem kurz vor dem Anpfiff in Wechselgesängen beschimpft.