09.06.2017 12:21 Uhr

Weinzierl-Trennung: Neuer Manager, altes Leid

Markus Weinzierl muss den FC Schalke nach nur einem Jahr wieder verlassen
Markus Weinzierl muss den FC Schalke nach nur einem Jahr wieder verlassen

Der Nächste, bitte! Nach nur einem Jahr ist für Wunschtrainer Markus Weinzierl auf Schalke überraschend Schluss, die Fußballlehrer geben sich bei den Königsblauen weiter die Klinke in die Hand. Nach übereinstimmenden Medienberichten informierte Sportvorstand Christian Heidel den 42-Jährigen am Freitagmorgen über das Aus.

Nachfolger soll der jüngste Chefcoach der Vereinsgeschichte werden: der erst 31-jährige Domenico Tedesco vom Zweitligisten Erzgebirge Aue. Der Deutsch-Italiener erinnert an Shooting-Star Julian Nagelsmann von 1899 Hoffenheim - oder an Thomas Tuchel, den Heidel 2009 in Mainz zum Bundesliga-Trainer machte.

Bei Weinzierl hatte der neue Schalker Manager ein "klares Konzept" vermisst. Nach der enttäuschenden Saison mit Platz zehn traute Heidel seinem einstigen Favoriten die Aufgabe nicht mehr zu. Er ist der vierte Trainer in drei Jahren, der gehen muss. Der Trennung muss der Aufsichtsrat noch zustimmen.

Saison eine einzige Enttäuschung

Eigentlich hatte Heidel mit seinem Wunschtrainer die ständigen Trainerwechsel auf Schalke beenden und für Kontinuität sorgen wollen. Weinzierl, für geschätzte vier Millionen Euro aus Augsburg verpflichtet, hatte bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr noch gescherzt, er habe bei seiner Wohnungssuche schon eine Absage bekommen, "die wollten einen langfristigen Mieter".

Das Lachen ist dem Niederbayern vergangen. Die Saison auf Schalke war eine einzige Enttäuschung: Nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte und einem Zwischenhoch verpassten die Königsblauen erstmals seit sieben Jahren den Europapokal. Heidel rückte immer mehr von Weinzierl ab und kritisierte ihn nach Saisonende harsch.

"Die Entwicklung hat überall stattgefunden, nur nicht auf dem Spielfeld", hatte der Sportvorstand gesagt und eine knallharte Analyse mit Weinzierl angekündigt. Allerdings sah es zunächst so aus, als wollte er weiter mit dem früheren Augsburger zusammenarbeiten.

Jahrgangsbester als Nachfolger?

Heidel flog nach Florida in den Urlaub und verfolgte aus der Ferne, wie die Zweifel am Coach immer größer wurden. Jung-Nationalspieler Max Meyer beklagte sich öffentlich über Weinzierls fehlende Unterstützung. 12,5-Millionen-Einkauf Yevhen Konoplyanka nannte den Trainer gar einen "Feigling".

Mit zwei Wochen Verspätung entschied sich Heidel für die Trennung, die allerdings teuer wird. Weinzierl hatte einen Vertrag bis 2019 unterschrieben. Damit bleibt es auch unter der neuen sportlichen Führung beim Kommen und Gehen auf der Trainerbank.

Tedesco, früherer Jugendtrainer des VfB Stuttgart und von 1899 Hoffenheim, hatte Aue in fast aussichtsloser Lage übernommen und noch zum Klassenerhalt geführt. Dabei hatte er einen Punkteschnitt von 1,82 pro Spiel erreicht.

Der Deutsch-Italiener gilt als großes Trainer-Talent und schloss die Ausbildung zum Fußballlehrer als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 noch vor Hoffenheims Bundesliga-Coach Julian Nagelsmann ab. In Aue hat er einen Vertrag bis 2018, soll aber eine Ausstiegsklausel für die Bundesliga besitzen.