19.06.2017 16:00 Uhr

Baustellen: BVB vor dem nächsten Umbruch?

Steht beim BVB der nächste Umbruch an?
Steht beim BVB der nächste Umbruch an?

Der Trainerwechsel von Thomas Tuchel zu Peter Bosz, Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang wohl vor dem Absprung: Borussia Dortmund steht einmal mehr ein Umbruch ins Haus. Vor allem einige Abgänge sind noch zu erwarten. weltfussball analysiert die Kader-Baustellen des BVB.

Tor:

Mit den beiden "Romans" Bürki und Weidenfeller ist der BVB auf der Position zwischen den Pfosten gut bis sehr gut aufgestellt.

Auch unter Bosz dürfte der Schweizer erneut als Nummer eins in die Saison gehen. Bürki steigerte sich in der abgelaufenen Spielzeit nach einem durchwachsenen ersten Jahr in Dortmund deutlich. Gerüchte um Kölns Timo Horn sind (vorerst) verstummt.

Urgestein Weidenfeller bleibt in seiner womöglich letzten Spielzeit wohl erneut nur die Reservistenrolle. Bei seinen Einsätzen in der abgelaufenen Saison konnte sich der mittlerweile 36-Jährige nicht mehr uneingeschränkt für einen Stammplatz empfehlen.

Hinter den beiden Platzhirschen soll weiterhin U23-Keeper Hendrik Bonmann als dritter Torwart fungieren. Der Vertrag des 23-Jährigen läuft allerdings im Sommer 2018 aus, seine Zukunft in der zweiten Mannschaft ist unsicher. Zuletzt liebäugelte der gebürtige Essener mit einem Abgang.

Prognose: Der BVB wird auf der Torwart-Position voraussichtlich keine Transfers tätigen. Sollte Bonmann den Verein allerdings noch verlassen, müsste eine neue Nummer drei her.

Abwehr:

Vor allem auf der Innenverteidigerposition ist die Borussia üppig, ja sogar deutlich zu üppig besetzt. Mit Sokratis, Marc Bartra, Matthias Ginter, Rückkehrer Neven Subotić sowie den Neuzugängen Ömer Toprak und Dan-Axel Zagadou balgen sich Stand jetzt gleich sechs Akteure um zwei Stammplätze. Unter Tuchel kam zuletzt zudem noch der etatmäßige Mittelfeldspieler Sven Bender in der Abwehrzentrale zum Einsatz.

Auf eine neue Chance unter Bosz hofft außerdem Linksverteidiger Joo-ho Park. Der Südkoreaner spielte zuletzt keine Rolle mehr. Er versäumte es in seinen wenigen Einsätzen aber bislang, die Tauglichkeit für die Ansprüche des BVB nachzuweisen.

Prognose: Zwar könnten die Karten nach dem Trainerwechsel neu gemischt werden, doch klar ist: Mehrere Verteidiger werden den BVB noch verlassen müssen. Top-Kandidaten für einen Abgang sind Ginter (Interesse von Hoffenheim und Leverkusen), Subotić (beim HSV und in England gehandelt) sowie Park, falls sich ein Abnehmer für ihn findet.

Mittelfeld:

Mit Gladbachs Mahmoud Dahoud bekommt der BVB noch einmal Qualität für seine Schaltzentrale dazu. Auch wenn der U21-Nationalspieler als absoluter Wunschspieler von Thomas Tuchel galt, dürfte der technisch beschlagene Achter auch zum Fußball von Neu-Trainer Bosz hervorragend passen.

Die Chancen einiger anderer Wackelkandidaten sind aufgrund des Trainerwechsels schwer einzuschätzen. Unter Tuchel waren Sebastian Rode und Mikel Merino zuletzt nahezu außen vor. Mit Nuri Şahin überwarf sich der Ex-Coach im Vorfeld des Pokalfinals. Sven Bender könnte im Kampf um die Stammplätze ebenfalls wieder eine Rolle spielen, falls er nicht weiterhin für die Innenverteidigung eingeplant ist.

Prognose: Weitere Zugänge wird der BVB auch fürs Mittelfeld nicht mehr holen. Auf der Abgabenseite muss sich allerdings etwas tun. Der 20-jährige Merino wäre ein Kandidat für ein Leihgeschäft, ebenso wie die Eigengewächse Jacob Bruun Larsen (18) und Dženis Burnić (19). Ur-Borusse Şahin ist wohl auch angesichts der schweren Verletzung von Stratege Julian Weigl unantastbar. Mit Rode und/oder Bender könnten die Schwarzgelben allerdings noch Kasse machen.

Sturm:

20-Millionen-Neuzugang Maximilian Philipp vom SC Freiburg wird zu Saisonbeginn den Kaderplatz des einmal mehr langzeitverletzten Marco Reus übernehmen. Eine deutliche Leistungssteigerung erwarten die BVB-Verantwortlichen zudem von André Schürrle.

Der Weltmeister kam im letzten Sommer für 30 Millionen Euro aus Wolfsburg. Seine Saison war allerdings durchzogen von Verletzungen und Formschwächen.

Die große Frage lautet, ob (und wenn ja wann) Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang seinen Wechsel in trockene Tücher bringt. Zur Zeit scheint China-Klub Tianjin Quanjian die besten Karten zu haben. Auch ein Verbleib des Gabuners ist offenbar noch nicht ganz vom Tisch.

Prognose: Aubameyang könnte Dortmund trotz der angeblichen Absage von Paris Saint-Germain noch verlassen, zu verlockend ist für den Bundesliga-Torschützenkönig das Ausland – auch in finanzieller Hinsicht. Ein verrücktes Investment von 50 oder 60 Millionen Euro des BVB für einen Star wie Alexandre Lacazette (Olympique Lyon) scheint dennoch äußerst unwahrscheinlich. Stattdessen dürfte eher wieder ein im internationalen Vergleich eher unbekannter Akteur den Weg nach Dortmund finden. Schürrle und das im Winter geholte Top-Talent Alexander Isak würden dann ebenfalls ihre Minuten bekommen.

Tobias Knoop