14.08.2017 08:39 Uhr

Kahn: Bayern-Dominanz "wird zum Problem"

Oliver Kahn sieht die Dominanz der Bayern kritisch
Oliver Kahn sieht die Dominanz der Bayern kritisch

Oliver Kahn galt lange als bester Torwart der Welt, gewann mit Bayern die Champions League und holte acht Meistertitel. Nun äußerte sich der Titan zu seinem Ex-Klub und der aktuellen Lage im Fußball.

Mit sorgenvoller Miene blickt Kahn auf die Entwicklung im deutschen Oberhaus. Vor allem die deutliche Vormachtstellung seines Ex-Klubs Bayern München sieht der einstige Torwart-Titan kritisch: "Die Tendenz, dass der FC Bayern permanent mit zehn, zwölf oder fünfzehn Punkten Vorsprung Meister wird, wird à la longue zum Problem", so Kahn im Gespräch mit dem "kicker".

Ähnliches gelte auf internationalem Parkett, wo ab dem Viertelfinale der Champions League "größtenteils immer die gleichen Mannschaften" auflaufen. Fußball sei jedoch nur attraktiv, "wenn eine gewisse Ausgeglichenheit und Spannung" herrsche.

"Allerdings ist es nicht ungefährlich für die Bayern, wenn der Wettbewerb um die Meisterschaft in der Liga so unausgeglichen bleibt", weist Kahn auf eine Gefahr der Dominanz hin. Wenn der Gewinn der Meisterschaft nichts Besonderes mehr sei, würden die Spieler den Spaß verlieren.

Kahn: Neymar noch nicht das Ende

Weniger kritisch sieht Kahn den Rekord-Transfer von Neymar zu Paris Saint-Germain. Der Fußball sei durch den Mega-Deal zwar in "neue Dimensionen vorgestoßen", dass der 222-Millionen-Wechsel den Sport "zerstöre", glaubt Kahn jedoch nicht.

"Bereits 2001 wechselte Zinédine Zidane für 75 Millionen Euro zu Real. Bis heute kann ich nicht erkennen, dass diese Summe dem Fußball geschadet hätte", so der Ex-Nationaltorwart. Zudem hätten "Investitionen eines Scheichs" Manchester City 2012 zurück auf den Premier-League-Thron geführt und für große Euphorie gesorgt. Außerdem sei die Entwicklung wohl noch nicht am Ende: "Für absolute Superstars werden wohl auch die 222 Millionen für Neymar nicht die Grenze sein."

Folgt eine "neue Ära" des Fußballs?

Für Kahn ist daher auch klar, dass man diese Entwicklung bei den Bayern nicht ignorieren kann. "Wenn die Bayern weiter zu den drei, vier besten Teams Europas gehören wollen, geht kein Weg daran vorbei, dass sie irgendwann bei den ganz großen Transfers mitspielen müssen."

Insgesamt müsse sich der Fußball mit den neuen Begebenheiten arrangieren. Kahn prophezeit, dass die 50+1-Regel zumindest modifiziert wird und immer mehr Vereine den Weg für Investoren öffnen. "Für mich schließt sich die Verbindung der Tradition mit den kommerziellen Aspekten nicht aus. Was wir erleben, ist auf der einen Seite ein Festhaltenwollen am Alten und auf der anderen Seite eine Weiterentwicklung des Fußballs in eine neue Ära", erläutert Kahn.