03.09.2017 09:35 Uhr

Watzke: "Mein Akku war erstmals komplett leer"

Hans-Joachim Watzke dachte an Rücktritt
Hans-Joachim Watzke dachte an Rücktritt

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat durchblicken lassen, wie ungewohnt stark ihn die abgelaufende Saison 2016/2017 mitgenommen und belastet hat.

Das Drama des Busanschlags im April, die Auseinandersetzung mit Ex-Trainer Thomas Tuchel sowie die kräftezehrende Kader- und Zukunftsplanung des BVB: Das Pensum des 58-Jährigen hatte es wahrlich in sich. Im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" verriet Aki Watzke, wie sehr die Vorfälle des vergangenen Jahres an ihm genagt hatten: "Nach der letzten Saison war mein Akku erstmals in meinem Leben komplett leer. Hätten wir das Pokalfinale verloren, wäre ich definitiv zurückgetreten."

Watzke berichtete dabei auch von einer eindringlichen Warnung seiner 87-jährigen Mutter Marianne, die ihn mit deutlichen Worten zu einer Pause aufforderte: "Ich war völlig fertig von dieser irren Saison, wollte wirklich aufhören. Meine Mutter hat mir dann den Marsch geblasen: 'Deine Falten, du brauchst eine Auszeit. Du kippst noch um!'"

Watzke: "Entwicklung der Ablösesummen ist geistesgestört"

Doch in den heißen Sommermonaten nach Platz drei in 2016/2017 war an eine Auszeit noch nicht zu denken; denn auch die zurückliegende Transferperiode hatte es aus Dortmunder Sicht in sich. Nicht weniger als 17 Transfers wickelte BVB-Boss Watzke mit seinem Sportdirektor Michael Zorc ab (sieben Zugänge, zehn Abgänge), um erneut eine champions-league-taugliche Truppe für den neuen Trainer Peter Bosz aufzubauen.

Alle anderen bei weitem überstrahlt hat das Verkaufsgeschäft von Ousmane Dembélé, der die Borussia für die in Dortmund nie gekannte Mega-Ablöse von bis zu 148 Millionen Euro in Richtung FC Barcelona verlassen hat.

Hans-Joachim Watzke erklärte das Einkaufsprinzip seiner Borussia: "Die anderen kaufen Weltstars, wir machen sie! Die Entwicklung der Ablöse-Summen ist geistesgestört, aber nicht unmoralisch. Der Markt gibt es einfach her." Die vergangenen Jahre geben dem Sauerländer recht: Spieler wie Henrikh Mkhitaryan, Ilkay Gündoğan, Mats Hummels oder jüngst Ousmane Dembélé sind in Dortmund zu Kickern auf Weltklasse-Niveau gereift. 

Thomas Tuchel war der "größte Fehler"

Der Umgang mit seinen ehemaligen Cheftrainern Jürgen Klopp und Thomas Tuchel könnte unterschiedlicher nicht sein. Während er zum zweifachen Meistercoach und heutigen Liverpool-Teammanager Jürgen Klopp eine innige Freundschaft auf Lebzeiten unterhält, sind die Verbindungen zum vom Hof gejagten Tuchel in Gänze gekappt worden.

In der "Bild am Sonntag" meint der BVB-Macher über die Dortmunder Trainerlegende Klopp: "Für Jürgen würde ich sogar aus Uganda anreisen, wenn er Geburtstag feiert." Auf Nachfragen zum geschassten Thomas Tuchel entgegnete er nur, dass er "keinen Bock mehr habe", über seinen "größten Fehler" zu sprechen.