19.10.2017 12:43 Uhr

BVB-Krise: Das sind die 5 größten Schwachstellen

Der BVB steckt in der Krise: Das sind die fünf größten Schwachstellen
Der BVB steckt in der Krise: Das sind die fünf größten Schwachstellen

Borussia Dortmund steckt nach der Blamage von Nikosia in einer Mini-Krise. Die Tabellenführung in der Bundesliga kann darüber nicht hinwegtäuschen. weltfussball analysiert die fünf größten BVB-Schwachstellen.

1. Der Torwart

Roman Bürki ist ganz sicher nicht der Hauptverantwortliche für den momentanen Durchhänger seines Teams, muss sich aber dennoch unangenehmen Fragen stellen.

Die Gegentreffer ins kurze Eck gegen Tottenham Hotspur und Real Madrid sowie der Fehlgriff gegen RB Leipzig waren zumindest noch diskutabel. Bürkis Doppelpatzer vor dem 0:1 in Nikosia war aber ein glasklarer Torwart-Fehler.

Sicherheit strahlt der Schweizer jedenfalls seit Wochen nicht mehr aus. Insbesondere auf internationalem Parkett blieb Bürki in seiner Dortmunder Zeit bislang den Beweis schuldig, das Potenzial für einen Top-Schlussmann mitzubringen.


Roman Bürki patzte beim BVB-Gegentreffer in Nikosia

Konsequenzen muss der Keeper allerdings vorerst nicht fürchten. "Bürki bleibt unsere Nummer 1, das ist mit dem Trainer so besprochen", erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

2. Das System Bosz

Die Lobeshymnen für Peter Bosz in seinen ersten Wochen als BVB-Trainer überschlugen sich. Eine viel bessere Stimmung habe der neue Coach ins Team gebracht, die unter Vorgänger Tuchel wacklige Defensive stabilisiert und der Mannschaft endlich wieder ein stringentes taktisches Konzept verpasst.

Doch der Kredit des starken Saisonstarts ist aufgebraucht. Bosz' Festhalten am 4-3-3-System mit hohem Gegenpressing verwundert viele Experten. Die BVB-Ikone Jürgen Kohler sprach im "kicker" zuletzt von einem "Kardinalfehler" des Coaches.


Gerät immer mehr in die Kritik: BVB-Trainer Peter Bosz

Dem ehemaligen Ajax-Coach fällt es ganz offensichtlich schwer, sich und sein Team flexibel auf verschiedene Spielsituationen und Gegner einzustellen. Gegen die Spurs, Real und in der ersten Halbzeit des RB-Spiels rannte die Borussia mit ihrem bedingungslosen Offensivstil in ihr Verderben.

Nach der 2:3-Pleite gegen Leipzig sah sich Hans-Joachim Watzke genötigt, Partei für Bosz zu ergreifen. "Wir haben das Spiel nicht wegen eines unpassenden Systems verloren. Das ist totaler Unfug", sagte der Klub-Chef dem "kicker".

3. Die Abhängigkeit von Aubameyang

15 Treffer erzielte der Bundesliga-Torschützenkönig der Vorsaison in seinen bislang 13 Pflichtspielen 2017/2018 – eine beeindruckende Quote.

Doch ist Aubameyang abgemeldet, stottert auch die Tor-Maschinerie des BVB ganz gewaltig. Einen auch nur annähernd adäquaten Ersatzmann für den Gabuner hat die Borussia nicht im Kader. Youngster Alexander Isak scheint weiterhin keine echte Option zu sein. André Schürrle, der auch im Sturmzentrum zum Einsatz kommen kann, trainiert nach langer Verletzungspause gerade erste wieder mit der Mannschaft.

Trotz seiner immer noch starken Effektivität häufen sich zudem die eher lustlosen Auftritte Aubameyangs im schwarzgelben Dress. Nach dem arrogant verschossenen Elfmeter beim 2:1-Zittersieg in Augsburg Ende September geriet der Stürmer in die Kritik.

Auch gegen Nikosia gehörte der 28-Jährige zu den Totalausfällen beim BVB. Dass er kurz vor Spielende seine einzige Möglichkeit an den Pfosten setzte, passt ins Bild.

4. Die Verletzungsprobleme

Gleich vier Außenverteidiger fehlten dem BVB phasenweise gleichzeitig in den letzten Wochen. Auffangen konnte das Team diese Ausfälle nicht. Gegen RB Leipzig lieferte Neuzugang Jeremy Toljan auf der ungewohnten rechten Abwehrseite eine solche Katastrophenleistung ab, dass Zorc ihn hinterher öffentlich kritisierte.

Auch der Ausfall von Marco Reus darf nicht außer Acht gelassen werden. Der 28-Jährige fehlt der Borussia nicht nur aufgrund seiner sportlichen Klasse, sondern momentan auch ganz besonders als Führungsspieler.


Raphaël Guerreiro (2.v.l.) fehlt dem BVB seit Wochen

Zumindest in der Defensive gibt es aber Licht am Ende des Tunnels. Gegen Nikosia kehrte Kapitän Marcel Schmelzer in die Startelf zurück. Raphaël Guerreiro trainiert bereits wieder mit der Mannschaft.

5. Die Einstellung

Die schwache Leistung in Nikosia schockierte das BVB-Umfeld auch deswegen so sehr, weil die Mannschaft phasenweise leblos wirkte.

Nichts war zu sehen davon, dass es für den DFB-Pokalsieger beim zyprischen Underdog im Prinzip um alles oder nichts ging. Nur ein Sieg hätte noch eine reelle Chance auf das Weiterkommen in der Champions League am Leben gehalten.

Nach zehn vernünftigen Anfangsminuten stellten die Dortmunder das Fußballspielen aber komplett ein. Auch die Laufbereitschaft stimmte dann nicht mehr. "Langsamer und schlechter" sei sein Team im Spielverlauf geworden, kritisierte Bosz.

Ein Aufbäumen gegen das blamable Unentschieden in der Schlussphase blieb aus. "Wir waren nicht scharf genug darauf, das Tor zu machen", sagte Bosz.

Tobias Knoop