02.03.2018 11:51 Uhr

"Beamtenfußball": Vogts stellt sich hinter Zorc

Berti Vogts hat sich zur Lage der Fußball-Bundesliga geäußert
Berti Vogts hat sich zur Lage der Fußball-Bundesliga geäußert

Michael Zorc, seines Zeichens Sportdirektor bei Borussia Dortmund, stand zu Beginn der Woche nach einer unbedachten Äußerung nach einem enttäuschenden Remis gegen den FC Augsburg in der Kritik. Am Montagabend hatte sich der 55-Jährige in Rage geredet und dabei zu einem gewagten Vergleich hinreißen lassen: "Wir spielen wie die Beamten." Prompt reagierte der Deutsche Beamtenbund und äußerte seinen Unmut. Nun ist kein Geringerer als Berti Vogts dem 55-Jährigen zur Seite gesprungen. 

"Endlich spricht das mal ein Verantwortlicher eines Klubs aus", erklärte der ehemalige Bundestrainer in seiner Kolumne bei "t-online" und fügte an: "Er hat natürlich Recht." Vogts selbst ging sogar noch weiter und behauptete, "dass fast alle Mannschaften in der Bundesliga spielen wie die Beamten." 

Nur den FC Bayern München und RB Leipzig nahm der 71-Jährige von seiner Kritik aus. "Aber ansonsten wird da mit zu wenig Tempo gespielt, zu viel quer und zurück, es gibt zu viel Ballgeschiebe", monierte der Träger des Bundesverdienstkreuzes. Aus seiner Sicht werde genau das vernachlässigt, "was das Geilste am Fußball ist: Tore schießen um jeden Preis."

"Toll, dass jemand den Mut hat"

Genau wie Zorc, der seinen Vergleich im Nachhinein als "unglücklich" bezeichnete, betonte auch Vogts, dass er keine Beamten diskreditieren wolle. "Aber der Ausdruck trifft den Nagel einfach auf den Kopf und sollte ein Ansporn sein für die Spieler", so der Europameister-Trainer von 1996. Die Profis müssten jetzt zeigen: "Wir können schneller spielen, wir können moderner spielen und das leisten, was der internationale Topfußball von einem verlangt."

Der BVB-Sportdirektor habe mit seiner Kritik alle wachgerüttelt. "Toll, dass jemand den Mut hat, das auszusprechen – und dann noch jemand, der so nah an einer Mannschaft dran ist", freute sich Vogts.

Leipzig? Hat "kurioserweise Angst"

Vor dem Verfolgerduell am Samstag zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund sieht der 71-Jährige in RB nicht die Mannschaft, die den Bayern langfristig gefährlich werden könne. "Wenn sie Bayern in der Tabelle vor Augen haben, haben sie kurioserweise Angst. Gerade so eine Niederlage wie die gegen Köln - das darf einfach nicht passieren", meinte Vogts.

Wenig Verständnis zeigte Vogts für Hasenhüttls Entscheidung, Nationalspieler Timo Werner im Ligaspiel gegen Köln (1:2) erst in der 69. Minuten einzuwechseln. "Ich sehe ihn nicht im Training, demzufolge kann ich es nicht beurteilen, wie es der Trainer vermag, aber für mich ist das nicht nur ein überragender Spieler, sondern auch einer, der über 90 Minuten auf dem Platz stehen muss", sagte der 71-Jährige.

Vogts, der Borussia Dortmund langfristig die Rolle als Bayern-Jäger zutraut, sprach sich für eine Vertragsverlängerung mit Trainer Peter Stöger aus. "Peter Stöger macht in meinen Augen einen sehr guten Job. Ich denke, dass Borussia Dortmund ihm nicht nur einen neuen Vertrag, sondern auch die Chance geben sollte, den Kader im Sommer mehr nach seinen Bedürfnissen zu gestalten", so Vogts.