02.04.2018 14:09 Uhr

Köln hisst nach 0:6-Demütigung die weiße Fahne

Der 1. FC Köln war nach der Klatsche gegen Hoffenheim bedient
Der 1. FC Köln war nach der Klatsche gegen Hoffenheim bedient

Auch zwei Tage nach der niederschmetternden Pleite bestand beim 1. FC Köln noch reichlich Redebedarf. Minutenlang tauschten sich der immer noch mitgenommene Torhüter Timo Horn und der energisch gestikulierende Trainer Stefan Ruthenbeck beim Vormittagstraining am Ostermontag aus.

Nach dem blamablen 0:6 bei 1899 Hoffenheim klammern sich die Rheinländer an den letzten Strohhalm. "Hier ist keiner zufrieden mit dem, was passiert ist. Diese Wut umzumünzen in eine positive Aggressivität, das wird das Ding sein", sagte Ruthenbeck nach der Einheit im leeren Franz-Kremer-Stadions. Schließlich steht am Samstag das Abstiegsendspiel gegen den sechs Punkte entfernten FSV Mainz 05 an.

Unmittelbar nach dem Offenbarungseid in Sinsheim hatte Horn allerdings die weiße Fahne gehisst. "Das kam einer Aufgabe gleich", schimpfte der Keeper am Samstag: "Mir tut es für jeden Kölner leid, der hier war. Eigentlich müsste jeder sein Geld zurückbekommen. Unsere Leistung war keinen Cent wert."

Veh findet keine Worte

Bei der zweithöchsten Pleite der Kölner Bundesliga-Geschichte präsentierten sich die Rheinländer wie ein Absteiger. Die Leistung war derart unterirdisch, dass der Sportdirektor keine sportliche Betätigung seiner Profis erkannt hatte. "Das war so schwach, dass man es nicht einmal ansatzweise analysieren kann", äußerte Armin Veh.

Tatsächlich wurden die Rheinländer in der Rhein-Neckar-Arena vorgeführt - das Ergebnis hätte noch weitaus höher ausfallen können. Serge Gnabry (22./47.), der gebürtiger Kölner Mark Uth (56./65.), Lukas Rupp (61.) sowie Steven Zuber (72.) trafen für die TSG. Die Kraichgauer sind nach dem höchsten Bundesligasieg ihrer Historie seit fünf Partien ungeschlagen und haben einen großen Schritt in Richtung erneuter Europacup-Teilnahme gemacht.

"Wir stehen in der Schuld der Fans"

Ganz anders ist die Lage beim FC. "Was wir abgeliefert haben, war eine Frechheit. So bleiben wir natürlich nicht in der Liga", sagte Horn: "Bei uns war das auf allen Positionen zu wenig. Wir hatten null Chance." Selbst die Anhänger waren derart konsterniert, dass sie ihre Lieblinge nicht einmal beschimpften. Die Fans, die auch noch einen Banner-Klau durch Gladbacher Anhänger erdulden mussten, schlichen ähnlich lethargisch aus dem Block wie die Profis zuvor über den Rasen.

"Wir stehen in der Schuld der Fans, dafür müssen wir in den nächsten Spielen alles geben", sagte Horn, dessen Mimik und Gestik verriet, dass er selbst nicht mehr von seinen Durchhalteparolen überzeugt ist: "Wir waren schon öfter totgesagt und sind dann zurückgekommen. Wir müssen das Spiel aus den Köpfen streichen und dann gegen Mainz ganz anders auftreten."

Ruthenbeck von Schönrederei genervt

Dafür will Ruthenbeck nur noch in Einzelgesprächen über die Lehren aus dem Hoffenheim-Spiel sprechen: "Ich werde in der großen Runde kein Wort mehr über das Spiel verlieren. Jeder weiß, dass das nix war." Er glaubt noch an eine Reaktion seiner Schützlinge: "Ich hatte bislang noch nicht das Gefühl, dass wir versagen, wenn wir wirklich mit dem Rücken zur Wand stehen. Wenn es um alles geht, haben wir bislang immer zeigen können, dass wir eine gute Mannschaft haben."

Immerhin besteht nach dem Spiel nicht die Gefahr, dass die Kölner überheblich in die Partie gegen Mainz gehen. Die gute Laune in Köln nach dem Derbysieg gegen Bayer Leverkusen (2:0) war dem Coach ein Dorn im Auge. "In den letzten 14 Tagen war mir alles viel zu positiv. Es wurde vergessen, dass wir gegen Leverkusen lange Zeit in Überzahl gespielt haben", sagte Ruthenbeck: "Jetzt sind wir wieder auf dem Boden angekommen. Und das heißt, dass wir wieder mehr Dreck fressen müssen."