10.05.2018 12:46 Uhr

Rode-Posse: Das Kommunikationsproblem des BVB

Posse um Sebastian Rode legt Kommunikationsproblem des BVB offen
Posse um Sebastian Rode legt Kommunikationsproblem des BVB offen

Die "Plauder-Posse" um das TV-Interview von Sebastian Rode hat bei Borussia Dortmund einmal mehr für Unruhe gesorgt. Die Außendarstellung des BVB ist seit Monaten suboptimal, der Klub hat ein Kommunikationsproblem.

Dass Sebastian Rode sein Herz derart auf der Zunge tragen würde, konnte keiner erwarten. Doch der 27 Jahre alte Profi von Borussia Dortmund plauderte in der Talkrunde von Jörg Wontorra bei "Sky" am Sonntagvormittag erfrischend ehrlich drauflos.

Er wolle sich "dem neuen Trainer" präsentieren, sagte Rode, angesprochen auf seine persönlichen Pläne für die kommende Saisonvorbereitung. Und: "Die Mannschaft geht davon aus, dass Peter Stöger nach der Saison aufhört. So wie sich der Trainer ausdrückt in der Kabine gehen wir davon aus, dass er nicht weitermacht."

Ein medialer Flächenbrand war die Folge, in Minutenschnelle verbreitete sich die Nachricht im Netz. Was bislang vom Verein vehement dementiert worden war, nämlich das feststehende Ende der kurzen Ära Stöger, wurde jetzt quasi bestätigt. 

Vor Fernsehkameras, in einer Live-Sendung, von einem Spieler - ein unerhörter Vorgang in der von den Vereinen sonst so minutiös durchchoreographierten Berichterstattung über die Bundesliga.

BVB-Bosse drohen Rode mit Konsequenzen

Die Reaktion der BVB-Bosse ließ nicht lange auf sich warten. "Spieler haben sich im Zuge laufender Entscheidungsprozesse nicht zu Klubpersonalien und Trainerentscheidungen zu äußern", polterte Sportdirektor Michael Zorc via "Funke Mediengruppe".

Man werde Rode "zu einem Gespräch bitten und ihn entsprechend sanktionieren", kündigte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gegenüber dem "kicker" an. Den Profi erwartet nun eine empfindliche Geldstrafe.

Wieder einmal musste sich die Führungsriege der Schwarzgelben im ungeliebten Feld der Krisenkommunikation betätigen. Nicht zum ersten Mal erschien das zugrunde liegende Problem ein Stück weit hausgemacht.

Rode-Problematik beim BVB auch hausgemacht

Warum der BVB ausgerechnet Rode bei Wontorra Platz nehmen ließ, sorgte durchaus für Verwunderung. Ein Ersatzspieler, der seit Monaten aufgrund verschiedener Verletzungen nicht mehr auf dem Platz stand. In einer heiklen Situation, der BVB hatte am Vortag des TV-Auftritts mit einer blamablen 1:2-Heimpleite gegen Kellerkind Mainz 05 die vorzeitige Qualifikation für die Champions League verspielt. Dass Fragen zu Stögers Zukunft kommen würden, war zudem erwartbar.

Der aus Vereinssicht völlig missglückte Auftritt Rodes passt ins Bild, das der BVB in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit abgibt.

Ob der im Frühjahr 2017 öffentlich ausgetragene "Dissenz" zwischen Watzke und Ex-Trainer Thomas Tuchel, die Trennung von Tuchel wenig später oder die Querelen um seinen schließlich ebenfalls gefeuerten Nachfolger Peter Bosz sowie die wechselwilligen Stars Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang - Unruhe war in Dortmund ständig an der Tagesordnung. Der öffentliche Umgang der Verantwortlichen damit wirkte selten souverän.

Desaströse Kommunikation in der Causa Stöger

Die öffentliche Kommunikation der Borussia im Fall Peter Stöger ist mit desaströs fast noch zu freundlich umschrieben.

Offenbar um den Österreicher im Kampf um die Champions League nicht als "lame duck" dastehen zu lassen, wurde zuletzt immer wieder die altbekannte Fußball-Phrase vom "ersten Ansprechpartner" bei der Trainersuche aus der Mottenkiste geholt.

Sogar nach den Rode-Aussagen dementierte Zorc, dass das Aus des früheren Köln-Coaches am Saisonende beschlossene Sache sei. Der Spieler habe nur "sein subjektives Empfinden" wiedergegeben.

Glauben kann man Watzke und Zorc ihre Version der Geschichte schon lange nicht mehr. Spätestens seit dem alarmierenden Auftritt im Revierderby bei Schalke 04 Mitte April (0:2) steht dem Vernehmen nach fest, dass es für Stöger beim BVB nicht weitergeht.

Rode kritisiert auch Umgang mit Schmelzer

Dass auch Rode bei "Sky" die Außendarstellung seines Arbeitgebers in ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte, ging angesichts des Wirbels um die Enthüllungen zum Thema Stöger fast unter.

Angesprochen auf die Ausbootung von Kapitän Marcel Schmelzer vor dem richtungsweisenden Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen am 31. Spieltag sagte Rode: "Das Thema hätte man anders lösen sollen, das ist unglücklich gelaufen. Wie das in der Öffentlichkeit kommuniziert wurde, finde ich nicht akzeptabel."

Stöger hatte Schmelzer vor der Partie aus dem Kader gestrichen und die überraschende Maßnahme als "sportliches Statement" bezeichnet. "Ich trage diese Entscheidung voll mit. Es fehlte der Glaube, dass er hier uns heute helfen würde", hatte Zorc erklärt.

Tobias Knoop