17.08.2023 13:22 Uhr

BVB in der Transfer-Falle gefangen

Der BVB übt sich auf dem Transfermarkt in Zurückhaltung
Der BVB übt sich auf dem Transfermarkt in Zurückhaltung

Mit Marcel Sabitzer, Felix Nmecha und Ramy Bensebaini hat Borussia Dortmund bislang drei Neuzugänge für die anstehende Saison unter Vertrag genommen. Weitere Verpflichtungen werden eigentlich benötigt - dafür fehlt allerdings das nötige Kleingeld. Der BVB steckt in einer Transfer-Falle.

Mit den 103 Millionen Euro, die Borussia Dortmund durch den Verkauf von Jude Bellingham eingenommen hat, verbuchte der Revierklub den zweitteuersten Abgang der Bundesliga-Geschichte.

Wer geglaubt hat, dass der BVB die Einnahmen in Neuzugänge der Superlative investiert, lag falsch. Top-Verpflichtungen sind (bislang) Fehlanzeige - und werden wohl auch nicht mehr kommen.

Bereits kurz nach dem Transfer von Bellingham dämpfte der BVB die Transferhoffnungen der schwarz-gelben Anhänger und kündigte an, nur 60 bis 65 Prozent der Einnahmen in neue Spieler zu reinvestieren.

Für Sabitzer, der vom FC Bayern kam, und Nmecha (VfL Wolfsburg) zahlte der BVB insgesamt geschätzte 50 Millionen Euro. Der von Borussia Mönchengladbach geholte Bensebaini unterschrieb ablösefrei.

BVB: So viel Geld bleibt für Verstärkungen

So bleiben lediglich rund 15 Millionen Euro für weitere Verstärkungen. Dabei ist die Wunschliste der Dortmunder noch lang: Berichten zufolge will der BVB noch auf der Außen- und Innenverteidigerposition nachlegen. Außerdem soll ein Sturm-Backup für Sébastien Haller her.


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Die Suche nach einem weiteren Mittelstürmer genießt Priorität, wie Trainer Edin Terzic betonte.

"Wir haben immer gesagt, dass wir die Augen und Ohren offenhalten", so der 40-Jährige, der ergänzte: "Und wenn man sich unseren Kader in der Offensive anschaut, haben wir nicht viele Spieler, die über 1,80 Meter groß sind. Außerdem wissen wir, dass Sébastien Haller im Winter zum Afrika-Cup fährt. Deshalb tauschen wir uns für diese Profile, die uns fehlen, aus und schauen, ob es Möglichkeiten gibt, uns breiter aufzustellen."

Hugo Ekitiké (PSG), der frühere Mainzer Jean-Philippe Mateta (Crystal Palace) und sogar Romelu Lukaku vom FC Chelsea wurden bereits gehandelt.

Kandidaten, für die mindestens 15 Millionen Euro fällig werden würden. Geld für weitere Transfers bliebe dann nicht übrig. "Alles auf einmal wird ohnehin nicht funktionieren", betonte auch Sportdirektor Sebastian Kehl im Interview mit der "dpa": "Und verrückte Sachen gehen auch nicht."

Armel Bella-Kotchap zu teuer für den BVB?

Als neuer Innenverteidiger wird Nationalspieler Armel Bella-Kotchap gehandelt. Der FC Southampton ruft allerdings wohl 20 Millionen Euro für den Youngster auf.

Die Dortmunder Verantwortlichen wollen aber wohl nicht so viel Geld für Bella-Kotchap ausgeben, zumal dieser sich in der Innenverteidigung mit Mats Hummels, Niklas Süle sowie Nico Schlotterbeck um einen Stammplatz streiten müsste. Möglicherweise kommt eine Leihe in Frage.

Die Gerüchte um einen neuen Rechtsverteidiger sind zuletzt abgekühlt. Iván Fresneda von Real Valladolid wird seit Wochen gehandelt, bei dem 18-Jährigen droht jedoch namhafte Konkurrenz (FC Barcelona, FC Arsenal).

Keine Torschlusspanik beim BVB

Sportdirektor Kehl verteidigte die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt zuletzt klar. "Wir haben nach der vergangenen Saison eine sehr klare Analyse erstellt. Darauf basiert ein klarer Plan. Und den setzen wir sukzessive um", stellte er klar.

Das personelle Aufrüsten der Konkurrenz aus München und Leipzig beobachtet Kehl zwar ganz genau. In Panik verfällt der 43-Jährige gleichwohl nicht: "Druck haben wir deshalb nicht verspürt. Wir lassen uns auch nicht von außen treiben."

Auch Terzic sieht den Kader gut aufgestellt. "Ich bin sehr zufrieden mit der Qualität, die wir nicht nur in der Mannschaft haben, sondern auch mit der Qualität der Neuzugänge", hob er auf einer Pressekonferenz am Donnerstag hervor: "Wir haben riesiges Vertrauen in alle unsere Spieler und sind sehr sicher, dass wir gut aufgestellt sind, um all unsere Ziele zu erreichen."

Dennoch sollte der BVB zeitnah entscheiden, auf welcher Position der dringendste Bedarf herrscht. Weiterer Handlungsspielraum könnte sich womöglich durch Last-Minute-Abgänge ergeben. Vor allem die Belgier Thorgan Hazard und Thomas Meunier werden mit einem Abschied in Verbindung gebracht.

Ob sich die Dortmunder mit ihrer Transferstrategie verpokert haben, wird sich freilich erst im Laufe der Saison zeigen.

Lissy Beckonert