18.08.2023 11:02 Uhr

Bayern-Ikone stellt sich in Kimmich-Debatte gegen Tuchel

Dicke Luft zwischen Joshua Kimmich und Thomas Tuchel beim FC Bayern?
Dicke Luft zwischen Joshua Kimmich und Thomas Tuchel beim FC Bayern?

Vereinsikone Mehmet Scholl sieht in Joshua Kimmich beim FC Bayern entgegen der Meinung von Trainer Thomas Tuchel sehr wohl einen Spieler für das zentrale defensive Mittelfeld.

"Weil er den Blick nach vorne hat und das Ding zusammenhält und ordnet", begründete Scholl seine Einschätzung im "Bild"-Podcast "Bayern-Insider". Kimmich sei "ein total wichtiger, wahrscheinlich sogar der wichtigste Stratege" beim deutschen Rekordmeister.

Tuchel wünscht sich bis zum Ende der Transferperiode Anfang September noch die Verpflichtung einer so genannten "Holding Six", weil er Kimmich diese Rolle nicht zutraut. Der 28-Jährige habe "immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers. Er mag es zu gerne, sich frei zu bewegen, er versucht überall zu helfen und mag es, überall involviert zu sein", so der Chefcoach des FC Bayern.

Debattiert wird rund um die Säbener Straße seit längerem auch über Kimmichs Fähigkeiten als Eckenschütze, die durchaus umstritten sind.

Scholl, zu seiner aktiven Zeit ein Spezialist für Standards, erläuterte, die Flugkurve von Kimmichs Hereingaben sei "immer gleich. Darauf kann man sich als Gegenspieler einstellen". 

Aktuell seien die Ecken des FC Bayern daher "relativ leicht zu verteidigen. Man muss sogar aufpassen, dass der Gegner das nicht im Gegenzug ausnutzt." Das sei aber "keine Kritik" an Kimmich, betonte Scholl.

FC Bayern: Transfer von Harry Kane "ein Zeichen"

Der 52-Jährige wünscht sich generell mehr Fokus auf den ruhenden Ball, jedes vierte Tor falle nach einer Standard-Situation.

"Das darf man nicht unterschätzen, wie wichtig sie sind. Wenn man nicht gut ins Spiel findet, kann man durch eine Aktion den Ergebnisdruck beim Gegner erhöhen und es wird ein anderes Spiel. Standards werden generell ein bisschen vernachlässigt", sagte Scholl.

Lob zollte der Europameister von 1996 den Münchnern für die Verpflichtung von Stürmer-Star Harry Kane.

"Das ist eine Bereicherung für die Bundesliga und ein klares Zeichen an die Konkurrenz, dass sie in der Champions League angreifen wollen", so Scholl.

Für den FC Bayern sei der mehr als 100 Millionen Euro teure Transfer "kein Schnellschuss" gewesen, trat Scholl der Kritik an der Ablöse für Kane entgegen. "Ob sich das auszahlt, das wird man sehen. Beurteilen kann man das erst in einem halben Jahr."

Es stehe für ihn allerdings "außer Frage", dass Kane viele Tore erzielen werde, so Scholl. "Vielleicht noch mehr, als wir jetzt denken."