02.09.2023 08:32 Uhr

Terzic wütet: "Spitzenmannschaften passiert sowas nicht"

BVB-Coach Edin Terzic zählte sein Team deutlich an
BVB-Coach Edin Terzic zählte sein Team deutlich an

2:0 geführt und dennoch nicht gewonnen! Für Borussia Dortmund verkam der Auftakt des dritten Spieltags der deutschen Fußball-Bundesliga gegen Underdog 1. FC Heidenheim am Freitagabend zur Horrorshow. Dass nach dem ernüchternden und teils glücklichen 2:2 der Haussegen schiefhängt, legen auch die Worte von BVB-Coach Edin Terzic nah.

"Es ist schwer, das Ganze zu erklären. Wir haben das Spiel komplett aus der Hand gegeben. Wir haben es über viele Phasen genau so gestaltet, wie wir es uns vorgenommen haben. Trotzdem gab es schon in der ersten Halbzeit ein paar Anzeichen, die uns nicht gefallen haben. In der zweiten Halbzeit hatten wir Glück mit dem Freistoß, wo wohl ein Handspiel vorlag. Danach haben wir uns ein bisschen gefangen und uns Torchancen rausgespielt, die wir aber liegen gelassen haben. Dann haben wir es wild werden lassen. Am Ende muss man sagen, dass wir uns selbst geschlagen haben", erklärte ein resigniert wirkender Terzic nach der Partie an den "DAZN"-Mikrofonen.

"Mit jeder vergebenen Chance wächst beim Gegner die Hoffnung, dass noch etwas geht", so Terzic weiter, der seinem Team alles andere als eine solide Leistung bescheinigt: "Hinterher wurde es viel zu wild von uns und wir haben komplett die Struktur aufgegeben. Selbst in der Nachspielzeit haben wir es nicht klar gespielt, sondern haben es wild werden lassen. Wir wollten in jeder Aktion schnell vors Tor kommen. Das sind Dinge, die dürfen uns nicht passieren, wenn wir die ganz großen Ambitionen haben wollen, denn Spitzenmannschaften passieren solche Dinge nicht."

BVB-Torschütze nimmt kein Blatt vor den Mund

Der BVB hatte den Aufsteiger in Dortmund bereits nach sieben Minuten durch einen Treffer von Julian Brandt geschockt, ein Elfmeter in der 15. Minute, den Neu-Kapitän Emre Can sicher verwandelte, schien die Partie bereits zu Gunsten des BVB entschieden zu haben, dann nahm der Einbruch seinen Lauf.

"Wir haben uns in der zweiten Halbzeit zu einem großen Teil selbst geschlagen. Es waren engagierte Heidenheimer, die marschiert sind. Ähnlich wie gegen Bochum letzte Woche. Wir kriegen am Ende zwei Tore. Beim ersten Tor haben wir sicher den Ball und das zweite ist ein dämlicher Elfmeter", nahm auch Brandt kein Blatt vor den Mund.

Hätte man eine der eigenen Großchancen genutzt und das Spiel "gekillt", dann müsste man "solche Fragen nicht beantworten", so der DFB-Star weiter.

So kam allerdings alles ganz anders: "Wir machen vorne die Dinger nicht und machen wilde Fehler im Aufbauspiel. Am Ende muss man sich an den Kopf fassen, dass es sogar noch 2:2 steht."

Vor allem in der letzten halben Stunde unterliefen dem BVB haarsträubende Fehlpässe in Serie, hätte Heidenheim einige Konter besser ausgespielt, wären die Dortmunder wohl sogar punktlos vom Platz gegangen. "Ich hatte das Gefühl, dass wir schluderig und nicht konsequent waren. Viele kleine Aspekte, die am Ende zu diesem Produkt führen", so Brandt.


Weitere Stimmen vom Freitagabend (gegenüber DAZN):

Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund) ...

... zum Spiel: "Für mich ist alles neu hier. Es war eine verrückte Partie. Die zweite Halbzeit darf nach einer soliden ersten Halbzeit, in der wir alles im Griff haben, so nicht passieren. Dann muss es eigentlich ein Geschenk für uns sein, wenn Heidenheim früher anläuft, da wir viel Tempo haben. Wir sind auch zu einigen Torchancen gekommen, aber das 3:0 hat gefehlt."

... zu seinem Empfang: "Es war grandios. Ich habe mich riesig auf das Spiel gefreut und als ich eingewechselt wurde, war das ein ganz toller Moment."

... zu den Gründen für seinen Wechsel: "Es passt einfach. Die Punkte, an denen beide standen, passen gut zusammen. Ich glaube, dass ich hier helfen kann und ich glaube, dass der Verein mich auf die nächste Stufe bringen kann."

Sebastian Kehl (Sportdirektor Borussia Dortmund) ...

... zum Transfer von Niclas Füllkrug (vor dem Spiel): "Er passt sehr gut zum BVB. Er ist der Torschützenkönig der vergangenen Saison, hat eine physische Präsenz und ist trotzdem auch ein mitspielender Stürmer. Er bringt wahnsinnig viele Fähigkeiten mit, die wir mit unseren Ambitionen in dieser Saison benötigen. Darüber hinaus ist er ein geiler Typ. Er wird uns gut tun."

... zur Champions-League Auslosung (vor dem Spiel): "Es ist eine Hammergruppe und es hätte uns in den Lostöpfen nicht schlimmer erwischen können. Auf der anderen Seite sind es auch attraktive Mannschaften. Wir werden Top-Leistungen bringen müssen, aber wir sind auch in der Lage, diese Gruppe zu überstehen."

Frank Schmidt (Trainer 1. FC Heidenheim) ...

... zum Spiel: "Es waren viele Emotionen, aber das lieben wir. Es war denkbar ungünstig. Wir liegen nach einer Viertelstunde 2:0 hinten, da haben alle gedacht, es geht nur noch um die Höhe des Ergebnisses. Wir haben uns in die Halbzeit gerettet und haben auf Raute umgestellt und sind volles Risiko gegangen. Wir haben einkalkuliert, dass Dortmund zu Chancen kommt, aber da hatten wir Kevin Müller und ein wenig Glück. Je länger das Spiel lief, desto stärker wurden wir. Hintenraus haben wir den Sieg liegen lassen. Wir hatten genügend Chancen und haben die Konter nicht ausgespielt. Unter allem hatten wir heute kein Spielglück. War es beim ersten Tor Hand oder nicht? Dann kommt der Elfmeter und unser Tor wird auch noch zurückgenommen. Aber wir haben einen Punkt geholt und das ist mega."

... zum aberkannten Heidenheimer Tor: "Es ist die Regel. Eigentlich ist es ein Witz, dass das Tor nicht zählt, aber es ist die Regel. Deswegen darf dieses Tor nicht zählen."

... zum Elfmeter für Heidenheim: "Es ist eine neue Spielsituation, da er zwei Kontakte und die Ruhe am Ball hat. Für die Schiedsrichter ist es extrem schwer, aber wenn es darum geht, dass er in dieser Situation der letzte Mann ist und das Foul geht nicht um den Ball, dann wäre es Rot gewesen. Heute war unheimlich viel los. Alle, die sich darüber aufgeregt haben, dass wir in Regensburg so lange nachgespielt haben, wissen nun, dass zwölf Minuten schon mal passieren können."

... zur Bedeutung des Punktgewinns: "Der Punkt ist mega wichtig. Auf der einen Seite haben wir Glück, dass wir nicht das 3:0 kassieren und auf der anderen Seite, hört es sich verrückt an, hätten wir das Spiel hintenraus auch gewinnen können. Insgesamt haben wir den Punkt verdient."

Patrick Mainka (Kapitän 1. FC Heidenheim) ...

... zur Frage, ob es ein gefühlter Sieg sei: "Weiß ich nicht, weil wir am Ende die Chancen hatten, um den Sieg auch wirklich mitzunehmen. Klar hatten wir auch ein bisschen Glück, aber bei der Qualität ist es klar, dass die ein oder andere Chance für den BVB da ist. Wir hatten Konterchancen und wenn wir die besser ausspielen, schaffen wir vielleicht ein drittes oder viertes Tor. Die Räume waren da. Ein gefühlter Sieg ist es nicht. Es ist fast nur ein Punkt."

... zur Anfangsphase: "Wir hatten es auch in Wolfsburg, aber viel schlechter kannst du nicht in ein Spiel starten. Das muss man erstmal wegstecken, aber wir sind eine Mannschaft, die nie aufgibt. Das haben wir in Wolfsburg schon gezeigt und im Gegensatz dazu, haben wir es geschafft das erste Tor zu machen. Dann denkt der BVB auch nochmal nach und dann kommt ein wildes Spiel zu Stande, dass unserer Spielweise entgegenkommt."

Jan-Niklas Beste (1. FC Heidenheim) ...

... zum Spiel: "Es war anstrengend, das hat man hinterher gesehen. Wir hatten am Ende noch die ein oder andere Kontersituation, die wir nicht gut ausspielen. Wir sind schwer reingekommen und es steht ganz schnell 2:0. In der Pause hatten wir nichts mehr zu verlieren und wir wollten nochmal alles raushauen. Das haben wir dann in der zweiten Halbzeit gut gemacht."

... zur Frage, wie wichtig der Punktgewinn ist: "Es ist enorm wichtig. Auch aufgrund der Niederlage aus der letzten Woche ist es gut, dass wir hier einen Punkt mitnehmen."