08.12.2023 08:57 Uhr

FC Bayern droht teurer Winter

Christoph Freund (l.) und Co. stehen beim FC Bayern vor einem heißen Transferwinter
Christoph Freund (l.) und Co. stehen beim FC Bayern vor einem heißen Transferwinter

Angesichts klirrender Kälte und steigernder Heizkosten bibbert ganz Deutschland vor einem teuren Winter. Selbigen muss auch der FC Bayern fürchten, auch wenn den Münchnern die Heizkosten keine unruhigen Nächte bescheren dürften. 

"Es gibt schon eine kleine Unwucht. Vorne haben wir fast alle Positionen doppelt besetzt. Hinten brauchen wir vielleicht etwas Glück, um durchzukommen. Aber es ist Fakt, dass wir nur sechs Defensivspieler haben. Das ist schon ein bisschen auf Kante genäht", nahm Trainer Thomas Tuchel Anfang September kein Blatt vor den Mund und sendete damit auch eine klare  Botschaft an die Kaderplaner des FC Bayern. Kurz zuvor hatten die Münchner beim geplatzten Last-Minute-Transfer von Tuchels Wunsch-Sechser Joao Palhinha nicht die beste Figur gemacht.

Gut drei Monate später hallt Tuchels Botschaft umso lauter durch die Geschäftsräume an der Säbener Straße, da das erhoffte "Glück" ausgeblieben ist. Zeitweise stand Tuchel mit Dayot Upamecano nur noch ein etatmäßiger Innenverteidiger zur Verfügung und auch den defensiven Flügeln stellte sich die Startformation teils von alleine auf.

Im Januar dürften mit Noussair Mazraoui und Kim zudem zwei Defensivspieler mit ihren Nationalmannschaften beim Afrika-Cup beziehungsweise der Asienmeisterschaft weilen. Kein Wunder also, dass man in der bayerischen Landeshauptstadt die traditionell eher schwierige Wintertransferperiode nur zu gerne nutzen würde, um die ein oder andere Baustelle zu beseitigen. 

Innenverteidigung hat beim FC Bayern "absolute Priorität"

Die Verpflichtung (mindestens) eines Innenverteidigers hat "absolute Priorität", unterstreicht die "Bild" am Donnerstag den vermeintlichen Wunsch der Bayern nach neuem Personal für die Abwehrmitte. Am liebsten, so hieß es zuletzt, sollte der Neuzugang auch die Außenpositionen in einer Viererkette bekleiden können. 

Ob eine Alternative für die Sechser-Position ebenfalls schon im Winter oder doch erst zur kommenden Saison geholt werden soll, darüber streiten sich die Geister und Berichte.

Unabhängig davon ist klar, dass Spieler, die dem FC Bayern wirklich nach vorne bringen, im Wintertransferfenster rar gesät - und teuer - sind.

Dass die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters den grundsätzlichen Bedarf an neuem Personal offen kommunizierten, dürfte dem Wunsch nach günstigen Ablöse-Forderungen der Konkurrenz ebenso wenig zuträglich sein, wie der Umstand, dass hinlänglich bekannt ist, dass die Bayern im Sommer bereit waren, circa 65 Millionen Euro für Palhinha zu investieren.

Eine Summe, die letztlich auf dem Festgeldkonto blieb - und die so mancher Klub den Münchnern in den bevorstehenden Verhandlungen wohl nur zu gerne aus den Rippen leiern würde.

Als heißeste Eisen für die Innenverteidigung galten zuletzt der bei Manchester United degradierte viermalige Champions-League-Sieger Raphael Varane, Takehiro Tomiyasu vom FC Arsenal, Eric Dier von Tottenham Hotspur oder Clément Lenglet, der aktuell vom FC Barcelona an Aston Villa verliehen ist. 

Haken an der Sache: Außer Tomiyasu, den die Gunners wohl nur bei einem unmoralischen Angebot ziehen lassen würden, sind die vermeintlichen Kandidaten ebenso prominent wie bei ihren aktuellen Arbeitgebern außen vor. Das erhöht die Chance auf einen Deal, stellt aber auch infrage, ob die Genannten den FC Bayern sofort weiterhelfen können. Einen Neuzugang erst physisch und psychisch aufzupäppeln, kann sich der Bundesligist eigentlich nicht erlauben.

Eine Alternative stellt der Kauf eines Toptalents wie Jorrel Hato (17/Ajax Amsterdam) oder Leny Yoro (18/OSC Lille) dar. Selbst wenn diese Deals im Winter wohl sehr teuer wären, sind die Aussichten auf ein gewinnbringendes Geschäft in der Zukunft gegeben. Dass die Youngster den Sprung in ein neues Land, auf ein neues Niveau ohne weiteres meistern, muss allerdings hinterfragt werden.

Sechser-Optionen des FC Bayern dürften viele Millionen kosten

Klarer gestaltet sich die Situation, wenn es um einen neuen Sechser geht: Neben Palhinha scheint es Tuchel vor allem der spanische Nationalspieler Martín Zubimendi (24/Real Sociedad) angetan zu haben.

Letzterer ist "Bild" zufolge auch eine mögliche Option für den Winter. Angesichts einer im Sommer angeblich verankerten Ablöse in Höhe von 60 Millionen Euro dürfte ein Deal im Winter allerdings, wenn überhaupt machbar, sehr viel teurer werden. Zumal Zubimendi in San Sebastian aktuell unverzichtbar ist und seine Farben im kommenden Jahr in der K.o.-Phase der Champions League vertritt.

Der Preis von Palhinha, den die Bayern weiterhin auf dem Schirm haben, wird ebenfalls nicht gesunken sein. Vor allem, da der Portugiese seinen Vertrag beim FC Fulham nach dem geplatzten Wechsel nach München überraschend bis 2028 verlängerte. 

Dass Bayerns ewiger Strippenzieher Uli Hoeneß Ende Oktober am Rande einer Wohltätigkeitsveranstaltung erklärte: "Unser Trainer kriegt alles, was notwendig ist", dürfte Tuchel zwar Hoffnung machen, die offenen Baustellen aus dem Sommer 2023 könnten die Bayern allerdings teuer zu stehen kommen.

Marc Affeldt