24.04.2024 08:00 Uhr

So lief Bayerns Nagelsmann-Poker samt Absage

Julian Nagelsmann entschied sich für den Job als Bundestrainer und gegen ein Comeback beim FC Bayern
Julian Nagelsmann entschied sich für den Job als Bundestrainer und gegen ein Comeback beim FC Bayern

Einige Wochen lang galt Julian Nagelsmann als ganz heißer Kandidat für den ab Sommer offenen Trainerposten beim FC Bayern. Nun hat ein Medienbericht einerseits enthüllt, wie nah der aktuelle Bundestrainer vor einem Comeback in München stand, andererseits aber auch aufgedeckt, dass die Münchner Bosse davon ausgehen, dass Nagelsmann dem Rekordmeister aufgrund der damaligen Entlassung einen Seitenhieb verpassen wollte.

Ende letzter Woche verlängerte Julian Nagelsmann etwas überraschend seinen Vertrag beim DFB und bleibt damit bis zur WM 2026 für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verantwortlich. Es sei eine "Entscheidung des Herzens" gewesen, teilte der Bundestrainer mit, der bis kurz vor seiner Verlängerung noch intensiv mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden war.

Laut einigen Medienberichten war ein Comeback des 36-Jährigen, der vor gut einem Jahr beim Rekordmeister vorzeitig seinen Hut nehmen musste, ganz nah.

Auch der FC Bayern bestätigte mit Nagelsmann "gesprochen" zu haben, wie Sportvorstand Max Eberl am letzten Wochenende bei "Sky" verriet. Aber: "Irgendwann hat man gemerkt, der Stachel von damals sitzt noch tief, die Trennung ist zu frisch."

Passend zum letzten Satz von Eberl berichtet die "Sport Bild" in ihrer aktuellen Ausgabe, dass die Münchner Bosse glauben, dass Nagelsmann bzw. sein Berater den Münchner Bossen rund um die Absage eine "Retourkutsche" verpasst hat kurz bevor er am Freitag letzter Woche beim DFB verlängerte. Wie genau die Nagelsmann-Seite das gemacht haben soll, zeigt der Ablauf des Pokers:

  • Nach Informationen von "Sport Bild" waren die Gespräche zwischen Eberl, Sportdirektor Christoph Freund und Nagelsmann in der letzten Woche schon weit fortgeschritten. 
  • Vor allem der Aufsichtsrat des FC Bayern musste aber noch grünes Licht geben. Doch genau hier gab es Zweifel von den mächtigen Amtsinhabern rund um Präsident Herbert Hainer, Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Ex-Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Mehrere Argumente wurden demnach gegen Nagelsmann vorgebracht: Unter anderem, dass im letzten Jahr ein Neun-Punkte-Vorsprung auf den BVB verspielt wurde und dass der Coach beim Vorstand war, um über seine Probleme zu sprechen, das Team zu erreichen. 
  • Dennoch verhandelten Eberl und Freund weiter mit Nagelsmann, sprachen laut dem Bericht des Sportmagazins über dessen möglichen neuen Vertrag, der auf drei Jahre datiert sein sollte. Auch Sommertransfers und der aktuelle Kader waren wohl schon Thema.
  • Am Mittwoch letzter Woche folgte dann die Wende: Denn am späten Abend nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Arsenal musste Eberl in der Mixed-Zone auf Fragen zu Aussagen von Nagelsmann-Berater Volker Struth reagieren. Dieser hatte zuvor in seinem Podcast verraten, dass die Bayern mit seinem Mandanten verhandeln und dass es "in fünf, sechs oder sieben Tagen" eine Entscheidung geben werde.
  • Was die Bayern-Bosse verwunderte: Nicht nur die Tatsache, dass Struth die Verhandlungen bekanntmachte, sondern dass er die Zitate aus dem Podcast vorab kurz vor Spielschluss des Champions-League-Spiels der Bayern verbreitete. Laut "Sport Bild" glauben Eberl und Co. dabei nicht an einen Zufall. Vielmehr wertet man das Ganze als eine "Retourkutsche" für die Nacht- und Nebelentlassung Ende März 2023. Damit war den Entscheidern auch klar, dass es Nagelsmann mit einem Comeback nicht ernst meinen könnte.
  • Demnach wurde der Verdacht gehegt, sein Berater wolle den Bundestrainer damit in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem DFB bringen, wo Nagelsmann schließlich zwei Tage später verlängerte.