15.01.2015 14:42 Uhr

Afrika Cup: Vorschau auf Gruppe D

Wilfried Bony (l.) kam aus Wales nach Äquatorialguinea und wird Citizen. Gervinho ist und bleibt Römer
Wilfried Bony (l.) kam aus Wales nach Äquatorialguinea und wird Citizen. Gervinho ist und bleibt Römer

In Gruppe D des African Cup of Nations 2015 sind Kamerun und die Elfenbeinküste gegenüber Mali und Guinea klar zu favorisieren. Für Salzburgs Naby Keita gilt es möglichst lange Erfahrungen zu sammeln und seinem Land einmal positive Schlagzeilen zu bescheren.

Die Elfenbeinküste geht erstmals seit 2002 ohne ihren Nationalheld Didier Drogba in einen Afrika Cup. Der 36-Jährige hat vor ein paar Monaten seinen Team-Rücktritt erklärt, kurz danach auch der 34-jährige Didier Zokora. 2013 war Drogba beim Viertelfinaleinzug in Südafrika noch Kapitän und Zokora lief mit dem Namen "Maestro" auf dem Rücken ein. Von der vielzitierten "Goldenen Generation" sind immerhin noch Yaya und Kolo Touré, Salomon Kalou bzw. Gervinho mit von der Partie. Bleiben noch Cheick Tioté und Serey Die als weitere Garanten für qualitativ hochwertigen Kick.

Die Achillesferse ist die Defensive. Elf Gegentore in sechs Qualifikationsspielen legen ein klares Zeugnis darüber ab. Eine Nummer 1 hat Teamchef Herve Rénard – der Sabri Lamouchi nach dem WM-Aus in der Gruppenphase beerbte - nicht wirklich gefunden. Am Ende der Quali stellte er Sylvain Gbohouo vom ivorischen Meister Séwé Sport anstelle von Boubacar Barry (Lokeren) ins Tor.

Afrika-Experte Nick Neururer, der für weltfussball die Teams analysiert, weiß: "Bei der Elfenbeinküste sind echte Topspieler aus der Premier League und auch aus anderen starken Ligen dabei." Aus der vermeintlich stärksten Liga der Welt kommen beide Tourés, Tioté und Wilfried Bony, den sich Mittwoch Man City angelte. Vielleicht schlüpft Bony in die "Drogba-Rolle". Der im Kalenderjahr 2014 beste Schütze der Premier League ist jedenfalls ein ähnlicher Spielertyp.

Malis Mastermind ist immer noch Seydou Keita

Mali hat noch nie an einer WM-Endrunde teilgenommen. Zum Afrika Cup flogen die Adler seit 2002 aber noch jedes Mal. Zuletzt, 2013, wurden sie überraschend Dritter. Neururer zählt Mali zu den "Außenseitern" und ist mit dieser Meinung nicht allein.

Das Spiel steht und fällt mit Rekordspieler und Kapitän Seydou Keita, der auch 2010 beim bisher größten Comeback in der Geschichte des Afrika Cups federführend war, als Mali bei Gastgeber Angola binnen elf Minuten ein 0:4 in ein 4:4 verwandelten. Obwohl er am Freitag 35 Jahre alt wird, steht der Mittelfeldspieler voll im Saft und fungiert bei AS Roma sogar als zweiter Kapitän nach Francesco Totti. Bei Mali ist er die ordnende Kraft im Zentrum eines 4-5-1-Systems.

Als Speerspitze wechseln einander der 1,86m große Mustapha Yatabaré (Trabzonspor) und der 1,94m große Cheick Diabaté (Girondins Bordeaux) ab. Etwas wendiger und meist an einer der Flanken zu finden ist der 1,84m große Bakary Sako. Der 26-Jährige steht bei Wolverhampton (Championship) unter Vertrag und bei mehreren Vereinen aus der Premier League ganz oben auf der Wunschliste.

Der größte Afrika Cup-Routinier bei Mali ist der polnische Trainer Henryk Kasperczak. Für ihn ist es bereits das sechste Turnier mit der vierten Nation. 2002 wurde er mit Mali schon einmal Vierter.

Kameruns Batterien sind neu geladen

Kameruns bester Spieler der jüngeren Geschichte, Samuel Eto'o, ist nach einer verkorksten WM zurückgetreten. Trainer Volker Finke ist erstaunlicherweise nach wie vor im Amt und weiß: "Nach einer WM wie dieser, ist es für jedes Team bei diesem Turnier, speziell für uns, eine große Herausforderung. Wir können aber auch viel gewinnen."

Der Abgang von Eto'o setzt vielleicht neue Kräfte frei. In der Quali blieben die unzähmbaren Löwen in sechs Spielen unbesiegt und mussten nur ein Gegentor hinnehmen - beim 4:1-Sieg gegen die Elfenbeinküste. Vincent Aboubakar ist voll abgegangen und erzielte fünf Treffer. Eric Maxim Choupo-Moting, Clinton N'Jie und Benjamin Moukandjo sind auch keine langsamen Stürmer, daher setzt Finke weiterhin voll auf Konter.

"Bei Kamerun wurde die WM-Enttäuschung gut verkraftet", weiß auch Neururer. Die Batterien scheinen neu geladen und auch hier gilt es für Kamerun etwas gut zu machen, denn bei den letzten zwei Turnieren war man nicht einmal dabei. Wie es ginge weiß noch Kapitän Stéphane Mbia, der beim Finaleinzug 2008 einige starke Auftritte hatte. Sonst ist vom damaligen Stamm keiner mehr dabei, denn Alex Song (West Ham United) erklärte nach der Nicht-Einberufung durch Finke auch gleich seinen Rücktritt.

Guinea ist über jede Ablenkung froh

Für Guinea ist sportlich und seelisch die bloße Teilnahme ein Segen. "Wenn ich ständig höre oder lese, dass Guinea immer nur mit Ebola in Verbindung gebracht wird, dann tut mir das sehr weh", bringt es Gladbachs Ibrahima Traoré auf den Punkt.

Der auffälligste Spieler in der Qualifikation war Seydouba Soumah wegen seiner Größe (1,91m) und seiner Tore (fünf). Richtig einschlagen könnte vielleicht Mohamed Yattara. Der flinke 21-jährige Stürmer ist gerade drauf und dran, sich bei Oylmpique Lyon einen Startplatz zu erobern und spielt sein erstes großes Erwachsenen-Turnier.

Salzburgs Naby Keita zählte in der Quali ebenfalls zum Stamm und sollte zumindest um einige Erfahrungen reicher zurückkommen. Es wäre aber eine Überraschung, müssten Keita und Co. nicht schon nach der Vorrunde ihre Koffer packen.

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ts