29.07.2018 12:46 Uhr

Kapitän und Knipser: Özil blendet DFB-Debatte aus

Mesut Özil führte die Gunners gegen PSG als Kapitän aufs Feld
Mesut Özil führte die Gunners gegen PSG als Kapitän aufs Feld

Die Kritik an der Art und Weise seines Rücktritts scheint Mesut Özil nicht zu belasten. Im ersten Spiel nach einer turbulenten Woche trumpft der Arsenal-Star als Kapitän und Torschütze auf.

Özil schmunzelte kurz, dann nahm er den Stift in die Hand und schrieb seinen Namen auf die Gelbe Karte. Der 29-Jährige machte in seinem ersten Spiel nach dem spektakulären Rücktritt aus der Nationalmannschaft aber nicht nur den Schiedsrichter glücklich, der ihn vor dem Anpfiff um ein Autogramm gebeten hatte. Für ihn selbst war der 5:1-Sieg des FC Arsenal im Testspiel gegen Paris Saint-Germain ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück zur Normalität.

Während sich in Deutschland die Kritik an der Art und Weise seines Abschiedes aus dem DFB-Team mehrt, stärkte ihm sein Arbeitgeber 10.000 Kilometer entfernt in Singapur für alle sichtbar den Rücken: Özil durfte Arsenal gegen das B-Team von Trainer Thomas Tuchel als Kapitän aufs Feld führen.

Mit der Binde um den Arm trumpfte der Edeltechniker nicht nur bei seinem Treffer zum 1:0 nach einem Pass von des früheren BVB-Stars Pierre-Emerick Aubameyang auf. Bei seiner Auswechslung in der 64. Minute gab es Applaus von den Rängen.

Seine Kapitänsrolle habe ihn mit "Stolz" erfüllt, ließ Özil danach seine Millionen Fans auf den sozialen Netzwerkseiten wissen. Es sei ein "guter Sieg und eine erneut fantastische Unterstützung hier in Singapur" gewesen. Zu den zum Teil heftigen Reaktionen über seinen Rücktritt sagte er wieder nichts.

Löw und Bierhoff suchen das Gespräch

Wenn Joachim Löw oder Oliver Bierhoff demnächst das Gespräch mit ihm suchen, wird Özil nicht schweigen können. Laut "Bild" plant die sportliche Führung "zeitnah" ein Telefonat mit dem Weltmeister von 2014. Weder Löw, der seinen Lieblingsspieler über viele Jahre sportlich nie infrage gestellt hatte, noch Bierhoff haben sich bislang zu Özils schweren Vorwürfen gegen den DFB öffentlich geäußert.

Dafür reden andere, Fredi Bobic zum Beispiel übte scharfe Kritik an Özils Verhalten, das der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt für "ein bisschen feige" hält. Der von Özil über die sozialen Medien geäußerte Rassismus-Vorwurf, vor allem in Richtung des Deutschen Fußball-Bundes, sei "unerträglich. Dieser Pauschalvorwurf des Rassismus entspricht einfach nicht der Realität", sagte Bobic der "Bild am Sonntag".

Özil habe sich "wahrlich nicht als Teamplayer erwiesen", ergänzte Bobic, der sich statt einer schriftlichen Stellungnahme ein TV-Interview gewünscht hätte: "Bei uns Fußballern gilt die Regel: 'Sei ein Mann und stell dich'." Özil sollte sich der Tragweite seiner Handlungen und Vorwürfe bewusst sein, meinte der Ex-Nationalspieler: "Klar, er kann sich jetzt in der Türkei abfeiern lassen. Aber das ist ein Trugschluss. Weil er im Endeffekt nur benutzt wurde, um zu spalten - vor allem hier in Deutschland."

Werbekampagne gecancelt

Özil muss damit leben, dass er mit seiner dreiteiligen Abrechnung in seiner deutschen Heimat einige Türen zugeschlagen hat. Der Telekommunikations-Konzern Vodafone stampfte ein bereits fertig produziertes Werbe-Video mit dem Offensivstar ein. "Mit der Kampagne hätten wir in der massiven Diskussion im Netz mit unserer Botschaft nicht mehr durchdringen können", sagte ein Sprecher der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Ob solche Dinge Özil belasten, weiß man nicht. Bei Arsenals Werbetour in Fernost zeigt er sich jedenfalls gut gelaunt, und bei seinem Torjubel gegen Paris nahm Özil den Daumen in den Mund. Schnell wurde im Internet und in Medien spekuliert, ob er und seine türkische Freundin Amine Gülse eventuell ein Baby erwarten. Özil hatte den Schnuller-Jubel in der Vergangenheit aber schon als frisch gebackener Onkel gezeigt.