Wegen Putins Krieg! Gisdol tritt als Moskau-Trainer zurück

Er hatte große Pläne in Russland, wollte seinen neuen Klub zurück in die Spitze der Premier Liga führen. Jetzt ist Markus Gisdol nach nicht einmal sechs Monaten im Amt als Cheftrainer bei Lokomotive Moskau zurückgetreten.
Der langjährige Bundesliga-Coach nannte nicht etwa sportliche Gründe für seinen Entschluss. Vielmehr sehe er sich nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht mehr imstande, seiner Arbeit in der Hauptstadt weiter nachgehen zu können.
Gisdol meldete sich gegenüber der "Bild" zu Wort und führte dort über seine Beweggründe aus: "Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet", so der 52-Jährige, der in den letzten Jahren schon als Assistenz- und Cheftrainer beim FC Schalke 04, TSG 1899 Hoffenheim, Hamburger SV und 1. FC Köln gearbeitet hatte.
Gisdol von Entscheidung "absolut überzeugt"
"Ich bin mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Trainer von Lokomotive Moskau zurückgetreten. Ich kann nicht in Moskau auf dem Trainingsplatz stehen, die Spieler trainieren, Professionalität einfordern und ein paar Kilometer weiter werden Befehle erteilt, die großes Leid über ein gesamtes Volk bringen", führte der Fußballlehrer in seiner Stellungnahme gegenüber der Zeitung weiter aus.
Gisdol hatte den Cheftrainer-Posten bei Lok Moskau erst im Oktober 2021 übernommen. Seine sportliche Bilanz mit bisher nur drei Siegen in zwölf Pflichtspielen fiel zwar ziemlich mager aus, habe aber nichts mit seiner Entscheidung zu tun gehabt, Moskau und Russland so schnell es derzeit geht wieder den Rücken zu kehren.
"Das ist meine persönliche Entscheidung und hiervon bin ich absolut überzeugt", stellte Gisdol klar, der nach Angaben der Zeitung bereits wieder in Deutschland gelandet ist.
Zumindest übergangsweise soll der ehemalige deutsche Nationalspieler Marvin Compper den Tabellensiebten aus der Premier Liga übernehmen. Compper war zuvor als Analyst im Trainerteam Gisdols angestellt.
Der frühere Mainzer Sandro Schwarz, jetzt Trainer von Dynamo Moskau, äußerte zuletzt: "Ich bin nicht einer, der sich ein Ticket kauft, ins Flugzeug springt und von Russland weg fliegt. Das ist nicht meine Art. Ich fühle meine Verantwortung und bleibe bei dem Klub."