12.11.2014 14:43 Uhr

Weiler: Erst verschmäht, jetzt Rettungsanker

Stolz präsentiert Sportvorstand Martin Bader (r.) vom 1. FC Nürnberg seinen neuen Trainer René Weiler
Stolz präsentiert Sportvorstand Martin Bader (r.) vom 1. FC Nürnberg seinen neuen Trainer René Weiler

Der Schweizer René Weiler ist der neue Trainer des 1. FC Nürnberg und Nachfolger von Valérien Ismaël. Mit ihm hofft der Club, die seit langem gesuchte Ideallösung gefunden zu haben.

Im Sommer verschmäht und jetzt plötzlich der Rettungsanker: Der 1. FC Nürnberg sucht mit dem Schweizer René Weiler den Weg aus einer der tiefsten sportlichen Krisen der Vereinsgeschichte. Der 41-Jährige wurde am Mittwoch als Nachfolger des glücklosen Valerien Ismaël. vorgestellt, der ihm vor der Saison noch vorgezogen worden war. Nun ist er die Wunschlösung des Club und erhielt laut Sportvorstand Martin Bader "einen langfristigen Vertrag".

Weilers Vorfreude ist trotz der Vorgeschichte ungetrübt. Er zögerte nicht einen Moment, als ihm das Angebot der taumelnden Franken vorlag. "Der Club steht für Tradition, eine tolle Fankultur und großartige Erfolge, da kann man unmöglich nein sagen. Ich will hier bestmögliche Arbeit abliefern und früher oder später den Club wieder in die Bundesliga führen", sagte er. "Irgendwo am Horizont" sei der Aufstieg auch in dieser Saison noch ein Ziel, ergänzte Bader. Zurzeit müsse man aber erstmal "Schritt für Schritt weiter nach oben".

Bader ist überzeugt, dass er nach etlichen Fehlgriffen nun richtig liegt. "Die Wahl war wohl durchdacht, inhaltlich logisch und kurzfristig möglich. Ich habe die feste Meinung, dass er gut passt", sagte der Manager zu einer Entscheidung, die wohl auch für ihn die wichtigste seit langem ist. Bader ist angezählt, seine Personalpolitik sowohl in puncto Trainer als auch Spielerkader war seit dem Abgang von Dieter Hecking kurz vor Weihnachten 2012 mindestens unglücklich.

Bader in der Verantwortung

Die Verantwortung für den rasanten sportlichen Niedergang des neunmaligen deutschen Meisters bis auf Platz 14 der 2. Bundesliga wird zu einem gehörigen Teil ihm angelastet. Je näher das Horrorszenario Drittklassigkeit rückt, desto größer werden die Zweifel. Aufsichtsratschef Thomas Grethlein hatte zuletzt anklingen lassen, dass Baders Arbeit mehr denn je auf dem Prüfstand steht. "Wir teilen die Zuversicht und Hoffnung von Herrn Bader", kommentierte er nun Weilers Verpflichtung.

Der Schweizer präsentierte sich modisch elegant in dunklem Anzug und blauem Hemd, aber kompromisslos in seinem Vorhaben. "Ich bin leidenschaftlich, ehrlich und autoritär. Ich denke zu wissen, was zu tun ist", sagte der neue Coach, der als Verfechter eines offensiven Fußball gilt, aber ebenso weiß: "Wir sind im Profifußball, wir brauchen Resultate."

Auch bei Werder Bremen auf dem Zettel

Der neue Mann auf der Club-Bank ist in Deutschland zwar noch ein unbeschriebenes Blatt, seine Qualitäten haben sich aber offenbar bereits herumgesprochen. Nicht nur den Franken hatte Weiler, der als Spieler in Winterthur Teamkollege des heutigen Bundestrainers Joachim Löw war, imponiert. Er zählte angeblich bei Werder Bremen zum Kreis der möglichen Nachfolger von Robin Dutt. "Ich habe mich bewusst für den deutschen Markt entschieden", sagte er.

In der Schweiz besitzt Weiler schon längst einen ausgezeichneten Ruf. Den FC Aarau führte er wieder in die erste Liga, verließ ihn aber im Sommer mangels Perspektive. In Nürnberg hoffen sie darauf, dass Weiler ein solches Aufstiegskunststück wiederholt, auch wenn sie im Sommer noch anderer Meinung waren. Dass die Entscheidung für den Franzosen Ismaël ein Fehler gewesen ist, dürfte Weiler jetzt nur allzu gerne beweisen wollen.

Mehr dazu:
>> Offiziell! Weiler neuer Nürnberg-Trainer

sid