12.12.2014 13:37 Uhr

3. Liga: Ost-Klubs am Scheideweg

Volle Hütte: Hansas Fanblock vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden
Volle Hütte: Hansas Fanblock vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden

Die 3. Liga steht am Wochenende ganz im Zeichen des Ost-Fußballs. Mit Erfurt gegen Rostock und Dresden gegen Cottbus finden gleich zwei Duelle ehemaliger DDR-Teams statt. Während Dynamo, Energie und RWE realistische Aufstiegschancen haben, kämpft Rostock gegen den Abstieg.

Dresden und Cottbus sind in der 3. Liga angekommen. Nach 20 Spielen liegt Dynamo auf Rang sechs und nur zwei Zähler hinter dem dritten Platz, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Energie ist sogar noch besser dran: Der Traditionsklub aus der Lausitz ist vierter und hat genauso viele Punkte auf dem Konto wie der drittplatzierte MSV Duisburg. Dass die beiden Absteiger in ihrer ersten Drittligasaison eine derart positive Entwicklung nehmen würden, war nicht unbedingt abzusehen.

Mannschaft wechsel dich!

Im Sommer drehten die Sportlichen Leiter ihre Teams einmal komplett auf links und bauten die Kader im großen Stil um. Dresden ließ 14 Akteure ziehen und verpflichtete 16 neue Spieler. In Cottbus kehrten nach dem Abstieg sogar 17 Fußballer dem Verein den Rücken, 20 Neue setzten ihre Unterschrift unter einen Energie-Vertrag.

Mit Torsten Mattuschka, Zbyněk Pospěch, Rok Elsner und Nicolas Ledgerwood verpflichteten die Cottbus-Verantwortlichen vor allem Spieler, die bereits seit einigen Jahren im Profifußball aktiv sind. Die erfahrenen Akteure bilden das Gerüst, um das herum in der Lausitz eine neue erfolgreiche Mannschaft aufgebaut werden soll. Und der Plan scheint aufzugehen: Die Neuzugänge haben sich schnell eingelebt und avancieren bereits in der ersten Spielzeit für ihren neuen Arbeitgeber zu echten Leistungsträgern.

Dresdens Einkaufspolitik weist zwar einige Unterschiede zu jener der Cottbuser auf, doch auch die Transferphilosophie der Sachsen trägt Früchte. So lotste Sportdirektor Ralf Minge hauptsächlich junge talentierte Fußballer in die Landeshauptstadt. Spieler wie Jannik Müller oder Luca Dürholtz waren vor der aktuellen Saison wohl nur ausgewiesenen Experten des deutschen Jugendfußballs ein Begriff. Mittlerweile sind sie feste Bestandteile der Dresdner Startformation.

Bewahrt Baumann die Kogge vor dem Schiffbruch?

Von einer derart positiven Entwicklung kann man im gut 400 Kilometer entfernten Rostock nur träumen. Die Hansa-Kogge befindet sich in akuter Seenot, hat unter der Woche aber einen neuen Steuermann vorgestellt: Der Trainer-Nachfolger des geschassten Peter Vollmann heißt Karsten Baumann. Er soll den Verein aus der Abstiegszone führen. Für den Übungsleiter geht es zunächst vor allem darum „die Mannschaft schnell kennenzulernen, um dann gemeinsam mit ihr die nötige Stabilität in die Leistungen auf dem Platz zu bekommen.“

Viel Zeit bleibt dem 45-Jährigen dazu allerdings nicht: Rostock muss dringend punkten, um den Abstand zum rettenden Ufer nicht zu groß werden zu lassen. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung kann Hansa im Ost-Duell gegen Rot-Weiß Erfurt machen. Ein Sieg gegen den alten DDR-Rivalen wäre nicht nur tabellarisch bedeutsam, sondern würde auch im Umfeld für ein wenig Ruhe sorgen. Und Baumann ist zuversichtlich: „Ich möchte das Spiel natürlich gewinnen und ich glaube auch, dass wir in der Lage sind, jedes Spiel gewinnen können“, sagte er auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Partie.

„Mission 2016“: Aufbau Ost reloaded

Erfurt kann die Punkte allerdings ebenfalls gut gebrauchen. Für die Thüringer geht es darum, weiterhin an den Aufstiegsplätzen dranzubleiben. Zwar liegt RWE nur auf dem zehnten Platz, hat jedoch lediglich vier Zähler Rückstand auf Rang drei und somit noch alle Chancen ganz oben mitzumischen. Das mittelfristige Ziel: Spätestens 2016, wenn der Verein sein 50-jähriges-Bestehen feiert, will man in Erfurt wieder zweitklassig spielen.

Trotz zuletzt eher schwächerer Resultate auf dem Platz herrscht in der Landeshauptstadt Aufbruchstimmung: Das alt-ehrwürdige Steigerwaldstadion wird in eine moderne Multifunktionsarena umgewandelt. Die Spielstätte soll zusätzliche Einnahmen generieren und die Basis für eine erfolgreiche Zukunft sein. Zudem investiert Erfurt in ein Nachwuchsleistungszentrum und will verstärkt auf die Ausbildung vielversprechender Jugendspieler setzen.

Mit einem Sieg die Weichen stellen

Insgesamt war es um den Fußball in den neuen Bundesländern sicherlich schon einmal besser bestellt und mit Hansa Rostock muss ein Traditionsverein höllisch aufpassen, nicht komplett in der Versenkung zu verschwinden. Es gibt jedoch auch Lichtblicke und Grund zu vorsichtigem Optimismus. So ist die aktuelle Entwicklung in Erfurt und vor allem in Dresden und Cottbus durchaus positiv. Und – um das Gesamtbild abzurunden – auch der Hallesche und der Chemnitzer FC sind in der äußerst engen 3. Liga noch nicht ganz aus dem Aufstiegsrennen und auch in Chemnitz entsteht ein neues Stadion.

Während mit RWE und Hansa am Samstag im Steigerwaldstadion also zwei Mannschaften mit extrem unterschiedlichen Zielsetzungen aufeinandertreffen, erwartet die Zuschauer in Dresden ein Duell auf Augenhöhe: Für Energie und Dynamo geht es darum, gegen einen direkten Aufstiegskonkurrenten zu punkten. Der Sieger kann bei seinen Fans die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Zweitklassigkeit nähren und dem Rivalen wichtige Zähler abnehmen.

Thomas Eßer